In den Räumen der Prince Rupert School laufen die Vorbereitungen für die Uraufführung des neuen Theaterstücks von Regisseur Rushdi Al Fatlavoi mit Namen „Bullet“ auf Hochtouren. Bullet ist das englische Wort für Projektil oder Geschoss und deutet an, dass es vom Inhalt her wohl nicht zimperlich zugehen wird.
Nachdem „Albtraum“ von der Flucht aus der Heimat handelte und der Darstellergruppe dabei half, ihre Eindrücke des Wegs zu verarbeiten, möchte Fatlavoi im Nachfolge-Theaterstück dem Publikum ein Bild davon vermitteln, was die irakische Bevölkerung tagtäglich erlebt. Wut auf ein Regime, das nicht fähig ist, sein eigenes Volk zu schützen, Angst vor den mordenden IS-Terroristen und die ständige Angst, selbst Opfer der bestialischen Gräueltaten zu werden, bestimmen den Alltag. „Die Politiker diskutieren über die Gründe für unsere Flucht, spekulieren über Wirtschaftsflüchtlinge“, berichtet Al Fatlavoi bei einem Gespräch, „dabei fliehen wir wegen dem grausamen Terror der uns angetan wird. Und diesen Eindruck wollen wir vermitteln.“
Der 37-jährige, langjährige Regisseur am Nationaltheater in Bagdad hat Erfahrungen in der Oper in Damaskus (Syrien) und Beirut (Libanon) gesammelt. Dokumentationen, Kurzfilme und Unterhaltungssendungen im irakischen Fernsehen brachten ihm zahlreiche Preise und Auszeichnungen ein. Nach der Mitarbeit an einem satirischen Beitrag über den IS nahmen Terroristen ihn und seine Familie ins Visier, entführten seinen damals zweijährigen Sohn und ließen ihn nur gegen ein hohes Lösegeld wieder frei. Um ihr Leben in Sicherheit zu bringen, begab Al Fatlavoi sich und seine Familie auf die Flucht, die ihn im Oktober 2015 nach Rinteln brachte. Dort leben die meisten der Laiendarsteller aus dem Stück „Albtraum“ auch heute noch, jedoch außerhalb der Flüchtlingsunterkunft in zugewiesenen Wohnungen.
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Der Regisseur ist sich durchaus bewusst, welche Reaktionen „Bullet“ bei seinem Publikum hervorrufen wird: „Ich möchte die Emotionen der Zuschauer gerne selbst sehen. In Deutschland haben die Menschen ein großes Herz und ich bin überzeugt, dass das Publikum sehr emotional reagieren wird.“
Die Aufführung von „Albtraum“ hat zu einer Steigerung des Bekanntheitsgrades von Rushdi Al Fatlavoi und seinen Darstellern beigetragen, unter anderem kamen Anfragen für eine Darbietung auch aus Hannover. DRK-Mitarbeiter Johann Hubrich ergänzt, man stehe mit der Intendantin des Theaters Minden in Kontakt für ein längerfristiges Projekt. Auch vom Theater Braunschweig sei man für einen Besuch eingeladen gewesen und habe jetzt ebenfalls eine Einladung zur Uraufführung ans dortige Theater ausgesprochen.
Am 4. Juni um 19:30 Uhr findet in der Prince Rupert School, Wilhelm-Busch Weg 31 in Rinteln die Uraufführung statt. Helfer, Freunde, Flüchtlinge und die Rintelner Bevölkerung sind dazu herzlich eingeladen. Beginn ist um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.
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