Häuslebauer gehen meist einen standardisierten Weg. Gespräche mit der Bank führen, Baugrundstück aussuchen, Pläne mit der Baufirma schmieden.
Gibt es im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens Hinweise auf historische Bodenfunde (etwa von Nachbargrundstücken), ist der Bauherr verpflichtet, eine sachkundige Meinung einzuholen. Dies geschieht durch die Mitarbeiter der Kommunalarchäologie der Schaumburger Landschaft. Egal ob Neubaugebiet oder einzelnes Bauvorhaben – Bodendenkmale sind von Gesetzes wegen zu schützen und gegebenenfalls mit einer archäologischen Ausgrabung zu sichern.
Hier kommen Dr. Jens Berthold, hauptamtlicher Archäologe, und Joachim Schween ins Spiel. Zusammen mit ihren teils ehrenamtlichen Mitarbeitern begutachen sie einen eventuellen Fund und entscheiden, ob weitere Grabungen vorgenommen werden müssen. Kommt es zur Ausgrabung, trägt der Bauherr allerdings die Kosten.
Ein Team von Archäologen um Dr. Berthold hatte zusammen mit der Baudezernentin Elena Kuhls zum Pressetermin eingeladen, um die seit dem 1. Juli diesen Jahres geltenden Veränderungen kund zu tun.
Durch die Auflösung der Bezirksregierungen im Jahr 2005 hat sich die Zuständigkeit der Kommunalarchäologie verändert, die Städte waren in der Pflicht. Plötzlich sahen sich die Mitarbeiter in den Bauämtern mit Fragen der Archäologie konfrontiert. Eine Aufgabe, die so ohne weiteres nicht dauerhaft zu lösen war. Die Stadt Rinteln hat sich nach nach anfänglichem Zögern in diesem Betätigungsfeld der Schaumburger Landschaft angeschlossen und befindet sich unter anderem mit der Stadt Hameln und dem Kreis Nienburg in bester Gesellschaft. Bei rund 1.300 bekannten Fundstellen im Landkreis Schaumburg wäre das Pensum mit dem einzig fest angestellten Mitarbeiter Dr. Berthold auch nicht zu schaffen gewesen, Joachim Schween kam als Verstärkung mit ins Boot.
Dass es immer wieder neue Funde in Rinteln gibt, haben die Archäologen anhand mitgebrachter Fundstücke auch gleich unter Beweis gestellt. Neben einer Sammlung schrumpeliger Scherben zeigten Dr. Berthold und seine Kollegen ein kleines Bronze-Kruzifix, welches in der Nähe des Doktorsees gefunden wurde. „Einer der ältesten christlichen Funde aus dem Stadtgebiet Rintelns, ca. 1.000 nach Christus“, so Dr. Berthold.
In der Nähe der Weser und in Kiesabbaugebieten lagern oftmals interessante Fundstücke, die sich im feuchten Milieu gut konserviert erhalten haben. Äxte aus Hirschgeweih beispielsweise, die auf einem Acker einfach zerfallen würden, überdauern an der richtigen Stelle auch richtig lange.
Die Funde wandern übrigens größtenteils in ein zentrales Depot nach Obernkirchen. Weggeworfen wird nichts, auch wenn es in vielfacher Ausführung vorliegt. Da man zum heutigen Zeitpunkt nicht weiß, welche wissenschaftlichen Methoden in einigen Jahren zur Verfügung stehen werden, hält man sich alle Optionen offen. DNA-Analysen, so die Forscher, hielt man vor einigen Jahrzehnten beispielsweise noch für Zukunftsmusik.