Für einen Tag verwandelte sich Rinteln samt dem Weserbergland in eine märchenhafte Kulisse aus chromblitzenden Stoßstangen, historischen Raritäten auf zwei, drei oder vier Rädern und Motorenkonzepten jeglicher Art.
Der Geruch garantiert ungefilterter Abgase umhüllte die historische Altstadt, als sich rund 140 Oldtimer im Rahmen der 18. Rintelner Oldtimer Weserberglandfahrt am frühen Sonntagmorgen auf eine rund 150 Kilometer lange Rundfahrt über Vlotho, Löhne, Bad Essen und Melle begaben um am Nachmittag wieder am Startpunkt einzutreffen.
Sonderprüfungen auf den Etappen sorgten für die richtige Würze und Abwechslungen auf der Fahrt. Manchmal ging es um historisches Wissen beim Fahrzeugmarken-Raten, ein anderes Mal ging es darum, mit dem Auto von einem festgelegten Punkt aus eine exakt 1,20 Meter lange Strecke zurückzulegen. Wer zu weit fuhr, oder zu früh stoppte, bekam Strafpunkte aufgebrummt.
Das Wetter zeigte wieder einmal, dass der bekannte Spruch „das Wetter im April macht, was es will“ durchaus seine Berechtigung hatte. Gewitter und Regenschauer sorgten für nasse Fahrer und Beifahrer, zeitweise war auch der Marktplatz in Rinteln wie leergespült. In der Nähe von Melle sorgten die wolkenbruchartigen Regenfälle für einen Erdrutsch, der zur Vollsperrung der Strecke führte, wodurch die Teilnehmer umgeleitet werden mussten.
Doch fast pünktlich zum Wiedereintreffen der Teilnehmer gegen 15:00 Uhr reduzierte der Wettergott auch die Niederschlagsmenge langsam gegen Null. Markt- und Kirchplatz füllten sich wieder mit Menschen und Maschinen und boten Interessierten und Schaulustigen, eine automobile Vielfalt zu bestaunen wie es sie sonst nicht einmal im Automuseum lebensnah zu sehen gibt.
Es schien fast so, als sei die Zeit für einen Nachmittag stehen geblieben. Embleme und Schriftzüge längst vergessener Automarken wie DKW, Triumph oder Sunbeam zeugten von historischer Bedeutung und auch dem Lebensgefühl der Jahre bis 1975, welches im Übrigen auch die Baujahr-Grenze zur Anmeldung an der Oldtimerfahrt darstellte. Und dass ein Skoda Felicia von anno 1962 ein ganz anderes Auto war als der in den späten 90er Jahren gebaute Kleinwagen, dürfte seit gestern auch jedem klar sein.
Begriffe wie „Feinstaub“, „Katalysator“ oder „Downsizing“ waren zu jeder Zeit ein Fremdwort. Heutzutage, wo Automobilhersteller mittels geschickter Turboaufladung und Optimierung aus Minimalst-Hubräumen Literleistungen von weit über 100 PS herauskitzeln, scheinen V8- oder V12-Motoren mit fünf oder sieben Liter Hubraum wie Dinosaurier zu wirken. Und doch ziehen sie jung und alt, groß und klein in ihren Bann. Wenn sich der Opel Diplomat mit behäbig blubberndem Achtzylindersound durch Rintelns verwinkelte Gassen windet und das Markenlogo stolz zur Schau trägt, werden nostalgische Gefühle und Erinnerungen wahr.
Viele Fahrzeugbesitzer werden von den Besuchern angesprochen, nach Details und Geschichte gefragt. „Schatz, schau mal, so einen hatte ich auch mal“, ruft ein älterer Oldtimerfan begeistert seiner Begleiterin zu und zeigt auf das 1966er Goggomobil in knalligem Rot.
Zum Abschluss des Tages wurden bei der Siegerehrung die Klassenbesten sowie die Gewinner der zahlreichen Einzelkategorien, wie „ältestes Fahrzeug“ oder „weiteste Anreise“ und „bestes Damenteam“ gekürt. Der „Rally AZ“ aus dem Jahr 1924 war das Auto mit dem meisten Jahren auf dem Buckel. Die Besitzer Peter und Kerstin Finkemeyer nehmen den Sonderpokal mit nach Hause. Zahlreiche weitere Trophäen gab es für die Besten Ihrer nach Jahrgängen gestaffelten Klassen. Zusätzlich konnten sich die Gewinner über einen Präsentkorb, gefüllt mit Spargel, Bier und weiteren Köstlichkeiten der teilnehmenden Sponsoren, freuen.
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