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„Seid Euch der Folgen bewusst“: Drogenprävention im Gymnasium Ernestinum Rinteln

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Nach jahrelanger rückläufiger Entwicklung werden in Deutschland wieder mehr Drogen konsumiert. Wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, in einem Bericht mitteilt, war der registrierte Anstieg sogenannter „erstauffälliger Konsumenten“ von Heroin mit einem Plus von 15 Prozent und Kokain (plus 7 Prozent) besonders auffällig.

Ein Grund mehr für Präventionsmaßnahmen. Eine davon führten Beamte der Polizei Rinteln jetzt in einem Bio-Anwenderkurs von Erhard Bachmann der Jahrgänge 11 und 12 am Gymnasium Ernestinum durch. Britta Steffen-Melchin und Stephan Weichert vom Polizeikommissariat Rinteln brachten dazu einen Drogen-Präventionskoffer des Landeskriminalamts Hannover mit. Ein Koffer voller echter Drogen wie Kokain, Cannabis, Ecstasy und vielem mehr in den Räumen der Schule – wer die Jugendlichen überzeugen will, muss ehrlich und direkt zum Thema kommen.

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Britta Steffen-Melchin (Polizei), Erhard Bachmann (Lehrkraft am Ernestinum) und Stephan Weichert (Polizei) klärten die Schüler über Folgen des Drogenkonsums auf.

Dabei wechselten sich die Polizeibeamten gekonnt mit dem Therapeuten Jörg Kampf ab. Er arbeitet in der Institutsambulanz der Burghofklinik in der Virchowstraße und wird täglich mit den Folgen des Drogenkonsums konfrontiert. Eins war den Polizisten wichtig: „Seid Euch der Folgen bewusst, wenn Ihr Drogen konsumiert!“ Klare Ansage statt erhobenem Zeigefinger. Und so gab es für die Schüler neben einer lehrreichen Doppelstunde durch Geschichte und Gegenwart natürlicher und künstlich hergestellter Drogen auch reichlich Anschauungsmaterial von Drogenkonsum gezeichneter Menschen.

Eine der wohl schockierendsten Eindrücke dürften bei den Jugendlichen Bilder von „Crocodile“-Abhängigen hinterlassen haben. Extrem billig in der Herstellung und im Verkauf, zerfrisst der Stoff regelrecht das menschliche Körpergewebe und macht obendrein noch höchst abhängig. Doch auch als vermeintliche Badesalze oder Lufterfrischer getarnte „Kräutermischungen“ sind höchst gefährlich. Die Entwickler solcher Mischungen liefern sich dabei ein regelrechtes Katz- und Mausspiel mit dem Gesetzgeber. Bis einer der Stoffe verboten wird, dauert es lange. Und die Hintermänner sind flink, tauschen das Rezept aus und handeln weiter.

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Zu Platten gepresstes Harz der weiblichen Hanfplanze. In Ei-Form gepresst wird Haschisch auch oft im Darmtrakt versteckt geschmuggelt.

Auch vor der „Vergewaltigungsdroge“ schlechthin wurde gewarnt: Den „K.O.-Tropfen“. „Lassen Sie in der Disco niemals ihr Getränk offen stehen“, warnten die Polizeibeamten, „nehmen Sie es mit auf die Tanzfläche oder trinken es vorher aus.“ Immer wieder werden (vor allem jungen Mädchen und Frauen) diese K.O.-Tropfen verabreicht. Was folgt, kommt einem totalen Filmriss gleich. Die Opfer wissen nicht mehr, was passiert ist. Oft wurden sie vergewaltigt und finden sich irgendwo im Nirgendwo wieder. „Die Beweisführung ist äußerst schwierig“, weiß auch Therapeut Jörg Kampf, „nach rund zwei Stunden ist der Stoff im Blut nicht mehr nachweisbar.“ Und so lange dauert es allemal, bis das Opfer wieder zu sich kommt. Wenn überhaupt.

Nicht selten enden Drogenexperimente nämlich auch tödlich – oder in einer Psychose. Wer über die erbliche Veranlagung verfügt, bei dem reicht ein einmaliger Zug an einem Joint um einen psychotischen Rauschzustand auszulösen, aus dem es nur schwer wieder zurückgeht. Oft dauert die Rehabilitation eine Ewigkeit und hat die lebenslange Einnahme von starken Medikamenten mit erheblichen Nebenwirkungen zur Folge. Was in zwielichtigen Drogenlabors in die bunten Pillen mit Smiley-Gesicht gemischt wird, weiß ohnehin niemand. In Ecstasy-Tabletten, einer billigen Partydroge, wurde schon Toilettenreiniger als Streckmittel nachgewiesen.

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Einige der Anschauungsobjekte aus dem Drogen-Präventionskoffer des LKA. Darunter befinden sich auch von Konsumenten selbst gebastelte „Bongs“, also Wasserpfeifen.

Selbst das seit einiger Zeit so beliebte Shisha-Rauchen birgt Gefahren und Risiken. Der „kalte Rauch“ ist mit Schwermetallen belastet und das Phänomen ist noch relativ neu, im Gegensatz zum klassischen Zigarettenrauchen mit seinen bekannten Bestandteilen also noch relativ unerforscht. Aber auch hier gibt es eine Besonderheit, weiß Kampf. In dem Moment, wenn man seine Zigarette ausdrückt, beginnt der Entzug. Das Anstecken einer „neuen Kippe“ ist also nichts weiter als die Unterbrechung des Entzugs.

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Über das Inventar des Präventionskoffers wird genau Buch geführt.

Zum Abschluss gab Polizeihauptkommissar Stephan Weichert den Schülern noch einen Lesetipp aus dem Internet mit auf den Weg. Auf der Webseite „Faces of Meth“ ist der körperliche Verfall von Methamphetamin-Konsumenten über mehrere Jahre hinweg dokumentiert. Oft braucht es nur wenige Monate des Konsums und die Menschen sind nur noch erschreckende Schatten ihrer selbst. Manchmal sind es eben nur die erschreckenden Bilder, die ihre durchdringende Wirkung entfalten.

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