(Landkreis/Niedersachsen) Die Deutsche Bahn AG hat am Dienstag, 13. August die 12 Trassenvarianten für das Bahnprojekt Hannover-Bielefeld auf ihrer Internetseite veröffentlicht und am Dienstagvormittag die Presse und am Nachmittag die Bundestagsabgeordneten darüber informiert.
Auf die Trassenvarianten warten Bürger, Kommunalvertreter, Bürgerinitiativen, Naturschutzverbände, Bauernverbände sowie die heimischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten nach der Ankündigung der Deutschen Bahn bereits seit Frühjahr 2023.
Die SPD-Bundestagsabgeordneten Jürgen Berghahn (Lippe), Dr. Wiebke Esdar (Bielefeld), Achim Post (Minden-Lübbecke), Stefan Schwartze (Herford/Bad Oeynhausen) und Marja-Liisa Völlers (Nienburg-Schaumburg) halten die Vorstellung der Trassenvarianten schon seit langem für überfällig und kritisieren „das Vorgehen der Deutschen Bahn und deren intransparente Kommunikation“ in einer gemeinsamen Pressemitteilung scharf, wie es heißt. Kritik gibt es weiterhin an der fehlenden Berücksichtigung des geforderten Bestandsausbaus. Keine der vorgeschlagenen Trassenvarianten würde einen Ausbau der Bestandsstrecke vorsehen.
Veröffentlichung „überfallartig“: SPD-Abgeordnete sehen „Kommunikationsdesaster der Deutschen Bahn“
Die heimischen Abgeordneten sind sich einig: „Grundsätzlich ist es positiv zu bewerten, dass nun die Trassenvarianten vorliegen. Allerdings lässt sich ein gewisser konspirativer Eindruck nicht vermeiden: Nach wiederholten Anfragen in den letzten Monaten seitens der regionalen Vertreterinnen und Vertreter, der Abgeordneten sowie jüngsten Terminen mit Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern werden die Trassenvarianten ohne Vorankündigung mit einem Vorlauf von nur wenigen Stunden in der Urlaubszeit präsentiert. Es stellt sich die Frage, warum die Veröffentlichung jetzt so überfallartig erfolgt – aus unserer Sicht ein absolutes Kommunikationsdesaster der Deutschen Bahn! Wir Abgeordnete können dieses Vorgehen nur als Missachtung des Parlaments, unserer kommunalen Familie und der Zivilgesellschaft werten. Leider ist es uns aufgrund der Kurzfristigkeit der Ergebnispräsentation derzeit noch nicht möglich, fundierte inhaltliche Stellungnahmen zu den Trassenvarianten abzugeben“.
Mit Blick auf die von der Region geforderte Bestandsstrecke erklären die Abgeordneten abschließend: „Es ist absolut unverständlich, warum keine der Trassenvarianten den von allen Vertreterinnen und Vertretern der Region einhellig geforderten Ausbau der Bestandsstrecke berücksichtigt. Damit wird einmal mehr deutlich, dass das so genannte Beteiligungsverfahren der Deutschen Bahn diesen Namen nicht verdient. Hier werden die Interessen der Region mit Füßen getreten und über sie hinweg entschieden. Wir als heimische Bundestagsabgeordnete fordern weiterhin den umweltverträglicheren, kostengünstigeren und schneller realisierbaren Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Hannover und Bielefeld und stehen geschlossen an der Seite der Vertreterinnen und Vertreter unserer Region. Die Möglichkeit für eine zusätzliche Prüfung bietet der Entschließungsantrag des Deutschen Bundestages zum Genehmigungsbeschleunigungsgesetz.“
Die Strecken-Varianten
Bei allen zwölf Varianten handelt es sich um je einen Kilometer breite Korridore, innerhalb derer ein Streckenverlauf möglich ist. Kurz umrissen, werden bei allen Varianten die vorhandenen Gleise von Hannover bis Seelze genutzt. Ab Seelze ist der Bau neuer Gleise geplant, wobei bis Groß-Munzel alle Varianten ähnlich verlaufen.
Die Schaumburger-Börde-Varianten 1 bis 6 verlaufen ab Bad Nenndorf nahe der Bestandsstrecke bis nach Bückeburg. Die drei Bückeberg-Varianten 7 bis 9 führen durch den Bückeberg und die Varianten 10 bis 12 durch das Auetal.
Ab Bad Eilsen verlaufen bei den Bückeberg-Varianten (V7, V8, V9) und Auetal-Varianten (V10, V11, V12) zusätzliche Gleise nach Bückeburg, um die Strecke mit Minden zu verbinden.
Das Wesergebirge wird in Porta Westfalica durchfahren: Bei den Varianten 1 und 2 mit einer Brücke, bei den anderen mit einem Tunnel, und zwar in Nammen (V3 und V4), Kleinenbremen (V5 und V6) oder Rinteln (V7 bis V12). Für die Anbindung der Neubaustrecke an die bestehenden Gleise in Bielefeld werden verschiedene Lösungen vorgestellt.
(Quelle: Deutsche Bahn)
Zur Beteiligung der Öffentlichkeit teilt die Deutsche Bahn in ihrer Pressemeldung im Original-Wortlaut mit:
„Bereits in den letzten Monaten haben die DB-Projektplaner ihr Vorgehen bei der Suche nach den bestmöglichen Streckenverläufen transparent vorgestellt. Die zwölf möglichen Streckenverläufe sollen nun mit Anwohnenden, Verbänden, Politik und interessierter Öffentlichkeit genauer erörtert werden. Die DB ruft alle Interessierten auf, Fragen, Hinweise und Vorschläge zu den vorgestellten Strecken einzubringen. Geplant sind mehrere Regional-Treffen und Info-Märkte ab September vor Ort, bei denen die Ergebnisse diskutiert werden. Bis zum Sommer 2025 soll die Zahl der Strecken-Varianten reduziert werden. Anschließend startet die vertiefte technische Planung.“
Eine detaillierte Beschreibung aller Korridore sowie Karten sind auf der Internetseite des Projekts unter www.hannover-bielefeld.de zu finden.
(pr)