Ein Friedhof, eigentlich als Ort der Ruhe und des Abschieds bekannt, kann auch ein Ankerpunkt sein um die Schönheit der Natur zu genießen und einfach mal inne zu halten. Das wurde beim Tag des Friedhofs angesichts des naturnahen Charakters der park-ähnlichen Anlagen am Seetorfriedhof als Rintelns größtem Bestattungsplatz einmal mehr deutlich. Große Bäume mit historischem Charakter, Parkbänke inmitten von dichten Heckenanlagen und großzügige Rasenflächen ergeben ein stimmig-gepflegtes Gesamtbild. Dank des städtischen Bau- und Betriebshofs und der engagierten Mitarbeiter von Bauhof-Leiter Klaus-Ulrich Hartmann, die mit viel Einsatz und Liebe zum Detail die Friedhofsanlagen pflegen, ist dies möglich und dafür gab es bei der Veranstaltungseröffnung dankende Worte von Bürgermeister Thomas Priemer.
Zum Start spielten Viktor Pidpalyy (Akkordeon) und Frauke (Schmidt) eine musikalische Einleitung, ehe der Gospelchor „Gospelicious“ in der Friedhofskapelle ein Konzert mit stimmungsvollem Gesang und begleitender Andacht zum Besten gab. Ganztägig stellten Schüler der Berufsfachschule Altenpflege ihre Bilder zum Thema „Tod – und was dann?!“ aus. Darin beschäftigten sich die Schüler intensiv mit den Gedanken, was nach dem menschlichen Abschied folgt. Ein Licht am Ende des Tunnels? Eine leere Straße ins Ungewisse? Ein Rückblick in Form eines Films, der am Sterbenden vorbeizieht? Oder gar eine kritische Aufrechnung von guten und schlechten Taten des Menschen?
Bei den angebotenen Führungen gab es Informationen über die angebotenen Bestattungsarten und wer mit Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Stefan Meyer einen Rundgang über den Seetorfriedhof machte, erfuhr viel über den Hintergrund der jahrhundertealten Anlage. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurden Bestattungen in Rinteln (zumindest die lutherisch getaufte Mehrheit) nämlich fast ausschließlich auf dem heutigen Kirchplatz durchgeführt.
Adlige, Akademiker und Wohlhabende wurden gar in der Kirche selbst beigesetzt. Die Amöbenruhr, eine Seuche, deren Verbreitung man auf die Ausdünstungen der Kranken zurückführte, veranlasste die Landesherrschaft zum Befehl, alle Toten nur noch außerhalb der Städte beizusetzen und Bestattungen innerhalb von Kirchen ganz zu verbieten. 1782 begann die Gestaltung der Friedhofsanlage. Ein Vortrag von Dozentin Heike Jost gab Hilfestellungen auf die Frage, wie man seinen trauernden Nachbarn begegnet, ehe man bei der Luftballonaktion zum Abschluss Karten auf ihren Weg gen Himmel schickte.