(Rinteln) Dass man an einer Schule nicht nur den Lehrplan durchpaukt, sondern fürs Leben lernt, ist allgemein bekannt.
Die Gymnasiasten am Ernestinum in Rinteln beweisen jedoch jedes Jahr aufs Neue, dass sie Talente und Qualitäten haben, die wohl kaum auf dem Stundenplan gestanden haben dürften. Die Rede ist vom traditionellen Abi-Kulturabend, der vom Abschlussjahrgang trotz Prüfungsstress und Klausurkoller in bester Samstagabend-Unterhaltung auf die Beine gestellt wird und jedes Jahr unter einer anderen Überschrift steht.
Immer an etwas Aktuelles oder Trendiges angelehnt und immer wortspielerisch abgewandelt – so erinnert sich der treue Leser an „Cabisino Royale“, „ABI/DC – Highway To Hell“, „Circus ABIgalli“ oder – ebenso unvergessen – die „ABIlympics“ aus 2016.
Nun, in 2024, lautete das Motto „Abi Real“. Kurz erklärt: Die Schüler spielen damit auf die beliebte Social-Media-Plattform „Be Real“ an, in der Nutzer täglich aufgefordert werden, binnen eines vorgeschriebenen Zeitfensters ein Foto aus ihrem Alltag zu veröffentlichen um so ihre Freunde daran teilhaben zu lassen.
In einer rappelvollen Aula, jüngst nach dem langen Umbau als Veranstaltungssaal eingeweiht, durfte die Abiturienten frank und frei den Schulalltag durch den Kakao ziehen, Lehrer und ihre Eigenheiten samt der Unterrichtsgestaltung in Quizform auf die Schippe nehmen und ihre Qualitäten als Moderatoren und Comedy-Talente unter Beweis stellen. Beim Quiz mit Fragen, deren Antworten alle wissen könnten aber nicht alle wissen, staunte so mancher Zuschauer.
War Michael Jackson jemals in Hameln? Wieviele Herzen haben Tintenfische und „Welche Vögel legen niemals Eier?“ sorgten für Erheiterung im Publikum. Gespickt mit musikalischen Einlagen und Sketchen, die den Schulalltag persiflierten, führte das Moderationsquartett durch das mehrstündige Abendprogramm. Natürlich gab es emotionale Momente, natürlich waren viele gerührt angesichts der Tatsache, dass so ein Abi-Kulturabend auch immer ein Moment zum Abschiednehmen ist. Und ob es das W-LAN ist, das mal wieder den Dienst versagt oder das Musikensemble, das trotz Einschreitens der Lehrerin schiefe Töne anschlägt, hier reihten sich die Schenkelklopfer aneinander und ließen nur erahnen, wieviel Vorbereitungszeit und Produktionsaufwand in den Sketchen und Videos steckt.
An diesem Abend erfuhr die Öffentlichkeit dann auch endlich, was es in Wahrheit mit der gesperrten („Bio“-Toilette) im naturwissenschaftlichen Trakt auf sich hat, nämlich Notenwürfeln oder ein Wohnsitz von Lehrkräften. Am Ende des Abi-Kulturabends gab es auch ein „Wiedersehen“ mit „entführten“ Lehrern und jede Menge Blumen sowie Abschiedsworte und Danksagungen – vom Hausmeister bis zum Schulleiter. Und auch wenn der diesjährige Abi-Kulturabend die Messlatte wieder ein Stückchen höher gehängt haben dürfte – der nächste Abi-Jahrgang kommt bestimmt und man darf jetzt schon gespannt sein, was sich die Schüler für 2025 so einfallen lassen werden.
(Text: vu/Fotos: dv)