Der Hochsommer hält Einzug und mit ihm stehen viele verschiedene Pflanzen in voller Blüte. Trotz anhaltender Trockenheit gibt es momentan viel zu entdecken – und das an Stellen, die ansonsten nur von Extrembotanikern aufgesucht werden. Unter der Leitung von Dr. Eckhard Marx fanden sich an einem sonnigen Sonntagvormittag interessierte Pflanzenfreunde am Natur- und Umweltschutzzentrum (NUZ) in der Rintelner Nordstadt ein, um auf eine botanische Entdeckungstour zu gehen.
Der NUZ-Vorgarten war die erste Station: Vor einigen Jahren war der Vorgarten umgebrochen worden, um Blühmischungen auszusähen – das Ergebnis kann sich, abgesehen von einigen Neophyten, die sich in die Mischungen eingeschlichen hatten, sehen lassen: Mehr als 50 verschiedene Pflanzenarten wachsen dort und bieten durch ihr reichhaltiges Samenangebot Abwechslung auf dem Speiseplan von Stieglitz und anderen samenfressenden Singvögeln. „Hier blüht eine Luzerne“, erläutert Marx und zeigt auf eine lilafarbene, unscheinbare Blüte. Wie der hier wachsende Rot- und Hornklee gehört auch die Luzerne zu den Kleearten. Kornrade, Katzenminze, verschiedene Ampfer und Dill lassen sich hier genauso finden wie Schafgarbe, Ackerkratzdistel und die gelb blühende Färberkamille.
Im Anschluss ging es für die Exkursionsgruppe zum nahe gelegenen Rintelner Bahnhof. Ganz im Gegensatz zur Flora des Natur- und Umweltschutzzentrums wachsen am Bahnhof überwiegend Pflanzen, die sich auf trockene und nährstoffarme Böden spezialisiert haben und zu den Extremisten in der Pflanzenwelt gehören, da sie auf warmen, nährstoffarmen Standorten gut zurechtkommen: Rainfarn, Habichtskraut und der blau blühende Natternkopf sind hier zu finden. „Hier wachsen auch verschiedene Flechten, die sehr selten sind“, erklärt Marx und zeigt auf kleine, sich flächig ausgebreitete Pflanzen. Plötzlich hüpft zwischen den großen Steinen im Gleisbett ein Insekt hervor, welches sich zur Überraschung der Naturschützer als Blauflügelige Ödlandschrecke entpuppte, die zu den gefährdeten Rote-Liste-Arten gehört und wie die hier wachsenden Pflanzen trockene Standorte bevorzugt. (pr)