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Auf den Spuren des Wolfs im Weserbergland

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(Rinteln) Wenn Michaela Müller-Lindemann einen Spaziergang unternimmt, führt sie neuerdings immer eine besondere Tasche mit. Der Inhalt: Ein Protokollbuch, Handschuhe, Schutzbrille, Röhrchen und Material zur Probenentnahme und ein Metermaß. Als ehrenamtliche Rissbegleiterin unterstützt sie den Verein „Wölfe vs. Land e.V.“ bei der Beweisaufnahme und Dokumentation von Spuren, die möglicherweise eine Anwesenheit von Wölfen in der Region bedeuten. Dass der Wolf mitsamt Rudel inzwischen auch in Rinteln angekommen ist, daran besteht für Müller-Lindemann kein Zweifel. Bereits im November vergangenen Jahres haben wir über ihre Wolfssichtung an der Pionierbrücke am alten Hafen berichtet. Auch Anthony Robert Lee, Landwirt, Ratsmitglied und Sprecher der Bauernvereinigung Land schafft Verbindung, sprach seinerzeit vor einer möglichen Zunahme des Wolfsbestandes auf 1.000 Tiere niedersachsenweit, sollte das Jagdrecht nicht angepasst werden.

Am Heinekamp wurden Reste eines Rehbocks aufgefunden. Ins Labor geschickte DNA-Spuren wiesen Spuren von Vertretern der Caniden auf, was die Möglichkeit Wolf/Fuchs/Hund offen lässt. (Foto: pr)

Als Rissbegleiterin unterstützt und berät Müller-Lindemann nicht nur betroffene Landwirte, sie schickt auch Proben von aufgefundenem Material zur Analyse ins Labor. So auch am 30. Dezember 2020, als sie am Heinekamp, rund 300 Meter von der Mountainbike-Strecke in Richtung Bundesstraße entfernt, einen Wildtierriss entdeckte, wie sie schildert: „Es war ein junger Rehbock, teils bis auf die Knochen abgefressen, teilweise waren noch Fellreste erkennbar.“ Das zertifizierte, gentechnische Labor „ForGen – Forensische Genetik und Rechtsmedizin in Hamburg“ kommt anhand der eingeschickten DNA-Proben zu dem Ergebnis, dass es sich bei den Proben um mindestens zwei Vertreter aus der Familie der Canidae handelt. Mindestens einer davon ist männlich. Zu den sogenannten „Caniden“ gehören neben Wölfen allerdings auch Füchse und Hunde. Eine weitere Eingrenzung und Zuordung ist laut Gutachten allerdings nicht möglich.

Dieses Foto nahm Michaela Müller-Lindemann hinter dem Heinekamp auf. Bei den drei Tieren in der Bildmitte soll es sich um Wölfe handeln, schildert sie.

Erst kürzlich ist Müller-Lindemann erneut fündig geworden. Diesmal handelt es sich laut ihren Angaben augenscheinlich um Wolfslosung (Wolfskot), von dem sie Proben entnahm. Der Unterschied zu Hundekot besteht darin, dass Wolfslosung einen gewissen Anteil an Fell enthält, erklärt sie. Auffällig seien auch Knochensplitter und Zähne – Bestandteile der Beute, die der Wolf frisst und unverdaut wieder ausscheidet. Bis das eindeutige Ergebnis feststeht, wird es noch eine Weile dauern. Das Labor habe momentan gut zu tun, sagt Müller-Lindemann. Sie hat neulich hat sie Wildtierkameras auf einer Galloway-Weide in Steinbergen platziert. Die Geräte sind eine Leihgabe von Frank Blum, Wolfsberater beim Landkreis Schaumburg. Sie zeichneten laut der Rissbegleiterin eine unruhig gewordene Rinderherde auf, die Schäden an der Einzäunung verursachte.

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Wie Blum mitteilt, stehen die Wolfsberater in Niedersachsen grundsätzlich allen Bürgern bei Fragen zum Thema Wolf zur Verfügung. Er selbst stehe dem Thema Wolf neutral gegenüber, versichert er. Die vorliegenden Hinweise vom Heinekamp sind laut Blum keine Nachweise im Sonne des Monitorings. Wölfe im Weserbergland seien aber grundsätzlich nicht auszuschließen. Ins Wolfsmonitoring, also die offizielle Datenbank über bestätigte Wolfssichtungen und -vorkommen, haben es diese Hinweise nicht geschafft. Dazu muss man wissen: Die Hinweise werden in drei Kategorien eingeordnet. „C1“ bedeutet einen eindeutigen Nachweis anhand überprüfter Fotos und DNA-Ergebnissen. „C2“ ist ein bestätigter Hinweis mit allen Meldungen die „vor Ort von Wolfsberatern dokumentiert und von erfahrenen Personen bestätigt werden konnten“, heißt es auf der zugehörigen Internetseite. Somit entstehe Nachweischarakter bei Rissen, Losungen und Fährten. Die genannten Hinweise aus Rinteln wurden in die Kategorie „C3“ eingeordnet. Hierbei handelt es sich um unbestätigte Meldungen, die mangels Aussagekraft nicht als Wolfsnachweis dienen. Jedoch können sie ein wichtiger Bestandteil als Hinweis auf mögliche Wolfsvorkommen sein. Hinweise der „C3“-Kategorie tauchen allerdings nicht auf der Internetseite des Wolfsmonitorings auf.

Wichtig ist Michaela Müller-Lindemann die Klarstellung, dass man beim Thema Wolf keine Panik verbreiten möchte. Sie rät dennoch zu Achtsamkeit bei Spaziergängen in der Natur und dazu, bei einer Begegnung mit dem Wolf keinesfalls wegzulaufen, um nicht einen Angriff zu provozieren. Außerdem hänge die Freigabe von Fördermitteln für Weidetierhalter zur Schaffung von Schutzmaßnahmen von nachgewiesenen Sichtungen ab. „Dafür setze ich mich ein“, sagt sie und bittet darum Rissmeldungen und Wolfssichtungen telefonisch bei ihr zu melden: 0151 19183300. Wolfsmeldungen können auch bei der Landesjägerschaft Niedersachsen, online oder per App abgegeben werden. Weitere Infos HIER.

Das Foto zeigt laut Rissbegleiterin Michaela Müller-Lindemann ein Trittsiegel eines Wolfes.

 

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