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„Auswirkungen der anhaltenden Niedrigzinsphase“: Sparkasse kündigt 6.000 Prämiensparverträge

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Das Thema Niedrigzins ist ein Dauerbrenner in den Medien. Seit der Finanzkrise 2008 versucht die Europäische Zentralbank (EZB), mit einem niedrigen Leitzins die Konjunktur im Euroraum zu beleben. Dieser liegt bei aktuell 0,0 Prozent. Der Einlagenzinssatz bleibt bei minus 0,5 Prozent. Geldinstitute und Banken zahlen also Strafzinsen, wenn sie Geld bei der EZB „parken“.

Dazu verkündete der inzwischen ausgeschiedene EZB-Präsident Mario Draghi, das Programm zum Kaufen von Anleihen ab November diesen Jahres wieder aufzunehmen. Dabei sollen jeden Monat Wertpapiere im Volumen von 20 Milliarden Euro angekauft werden, schreibt unter anderem das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Draghis Nachfolgerin, Christine Lagarde, hat deutlich gemacht, an dem Kurs festzuhalten, was unterschiedliche Reaktionen auslöst. Die Finanzexperten und Buchautoren Matthias Weik und Marc Friedrich werfen der EZB in einem Interview mit Focus Money vor, mit ihrer Niedrigzinspolitik des Geldverteilens „Zombiefirmen“ und „Pleitestaaten“ am Leben erhalten zu wollen und sagen für 2023 gar den nächsten Finanz-Crash an den Börsen voraus.

Strafzinsen bereits ab dem ersten Euro: Erste Banken in Deutschland bitten Kunden für Erspartes zur Kasse.

Für Sparer, Banken und Sparkassen, auch im Schaumburger Land, ist die anhaltende Niedrigzinsphase eine nicht zu unterschätzende Belastung. Dies zeigt sich auch an den Reaktionen der letzten Monate rund um die Region und in der Bundesrepublik. Viele Institute haben bereits Maßnahmen ergriffen. Für Geld auf Tagesgeldkonten oder Sparbüchern gibt es längst keine realen Zinserträge mehr. Schlagzeilen machte die Volksbank Fürstenfeldbruck, die als erste Bank Strafzinsen ab dem ersten Euro für Neukunden erhebt. Bislang waren nur Kunden mit größeren Einlagesummen betroffen gewesen. Damit könnte ein Dammbruch ausgelöst worden sein. Die Kreissparkasse Stendal zog nach und weist Neukunden auf ein „Verwahrentgeld“ für Guthaben ab 0,01 Euro hin. Finanzexperten rechnen damit, dass weitere Banken folgen werden.

Sparkasse Schaumburg ist gezwungen, Anpassungen vorzunehmen

Bei der Sparkasse Schaumburg sah man sich ebenfalls zum Handeln gezwungen, allerdings nicht in Form von Negativzinsen. „Gelder von Sparern anzunehmen und Rücklagenbildung zu fördern war und ist unser Geschäftsmodell. In Zeiten, in denen man als Sparkasse 0,5% Zinsen zahlen muss, wenn man das Geld der Kunden bei der Europäischen Zentralbank anlegt, ist dies allerdings mehr als schwierig. Die Zinssituation zwingt uns dazu, Anpassungen vorzunehmen. Daher haben wir bereits viele notwendige Schritte im Bereich von Kosten und Erträgen vollzogen. Das hat gut funktioniert und uns weitergeholfen. Allerdings reicht dies in dieser neuen Zinswelt nicht aus“, erklärt das Unternehmen in einer Stellungnahme.

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Prämien auf Sparverträge, wie sie noch vor 20-25 Jahren möglich waren, könne man heute nicht mehr zahlen. Aufgrund der extrem veränderten Umstände habe sich auch die Sparkasse Schaumburg, wie viele Institute bereits zuvor, mit dem Thema Prämiensparverträgen auseinandergesetzt: „Wir sind zu dem Entschluss gekommen, die Verträge ohne feste Laufzeit fristgerecht zu kündigen. Selbstverständlich erst nach Erreichen der vollen Prämienstaffel. Dies und das aktuelle Niedrigzinsumfeld sind auch die Gründe, die der Bundesgerichtshof in seinem Urteil vom 14.05.2019 als Grundlage für eine Kündigung genannt hat.“ Man habe sich die Entscheidung nicht leichtgemacht, obwohl es rechtlich bereits möglich war, heißt es in der Erklärung. Diese Entscheidung sei aber für die Zukunftsfähigkeit der Sparkasse Schaumburg wichtig.

Prämiensparverträge ohne feste Laufzeit: 6.000 Kunden betroffen

Rund 6.000 Kunden sind laut Sparkasse von der Kündigung der Prämiensparverträge betroffen. Sie wurden inzwischen informiert und hätten überwiegend Verständnis gezeigt, so die Sparkasse. Dabei handele es sich um Verträge ohne feste Laufzeit, die bereits die höchsten Prämienstufen und eine Laufzeit von 15 Jahren erreicht hätten, erklärte Sparkassen-Vorstandsmitglied Oliver Schiller. Die höchstmögliche Prämie sei im Schnitt bereits fünfmal ausgezahlt worden. Seit 2009 habe man auch keine Verträge mehr mit „Endlos-Laufzeiten“ abgeschlossen. Im Mittelpunkt der Gespräche mit betroffenen Kunden habe die Frage gestanden, was man jetzt mit dem Geld und der Sparrate tun könne. Dafür bestehe ein breites Spektrum an alternativen Anlagemöglichkeiten, die bereits in der Vergangenheit bewiesen hätten, dass sie mit der Rendite der Prämiensparverträge mindestens mithalten könnten, erklärt die Sparkasse. Man führe mit allen Kunden ein individuelles Beratungsgespräch, in dem unter anderem Kriterien wie Anlagehorizont, Renditeerwartung und Erfahrungen abgefragt werden. Man müsse die Anlageentscheidungen an die neuen Gegebenheiten am Markt anpassen, bekräftigt aber: „Die Sparkasse Schaumburg lässt Ihre Kunden bei diesen Überlegungen nicht allein.“

Mit dieser Entscheidung, so die Sparkasse, werde die Zukunft des regional tätigen Kreditinstitutes gesichert und unterstreicht: „Es geht hier nicht um Gewinnmaximierung. Es geht darum, Arbeitsplätze zu erhalten und trotz steigender Anforderungen weiterhin ein verlässlicher Partner vor Ort zu sein. Für Kunden, Unternehmen, Vereine – für die Region.“

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