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Barrierefreier Bahnhofszugang in Rinteln eingeweiht: Übergangslösung dank aller Beteiligten möglich

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(Rinteln) Das Thema „barrierefreier Zugang zum Bahnhof“ hat in Rinteln für viel Wirbel gesorgt. Jetzt konnte eine Lösung gefunden werden, mit der offensichtlich alle Beteiligten zufrieden sind – zumindest bis 2027, dann soll laut den neuesten Informationen der Umbau des Bahnhofs beginnen.

Jetzt wurde zunächst die „Übergangs“-Lösung eingeweiht, mit der mobilitätseingeschränkte Personen künftig legal und mit Segen der Bahn den Bahnsteig erreichen können, ohne die Unterführung oder verbotenerweise den vorhandenen Weg über die Gleise nehmen zu müssen.

DB-Qualitätsmanager Cay Lienau (li.) erklärte das zeitintensive Verfahren, um den vorhandenen Dienstweg im Bestandsschutz aufzuwerten und für mobilitätseingeschränkte Personen nutzbar zu machen. Bürgermeisterin Andrea Lange (re.) lobte die Zusammenarbeit aller Beteiligten, so dass es von der politischen Diskussion bis zur Umsetzung fast auf den Tag genau ein Jahr dauerte.

Der ebenerdige Zugang zum Bahnsteig am nördlichen Bahnhofsgelände, neben dem Taxiunternehmen, war nämlich dem Bahnpersonal vorbehalten, wurde aber der Bequemlichkeit halber auch von Reisenden genutzt. Hinweisschilder wurden ignoriert, so dass die Bahn den Zugang mit Geländern und Sperren erschwerte. Das wiederum führte zu gefährlichen Szenarien für Rollstuhlfahrer und Diskussionen im Inklusionsrat und Ortsrat, wo das Thema am 22. Januar 2024 zur Sprache kam. Es folgten Gespräche und ein Schriftwechsel mit den Bahn-Verantwortlichen, die wiederum mit dem Grundstückseigentümer – der Familie Rostek – eine Einigung erzielen mussten. Seitens der Bahn habe man festgestellt, dass das erste (nicht genutzte) Gleis, gar nicht der Deutschen Bahn gehört, so DB-Qualitätsmanager Cay Lienau vor Ort. Es befinde sich im Eigentum der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn.

Günter Babatz (Inklusionsrat) demonstrierte die Bedienung der Sprechsäule.

Es folgte ein sogenanntes „Gefährdungsabschätzungsverfahren“, also eine Mischung verschiedener interner Abläufe zur Risikobewertung. Schließlich überwog die Vernunft. Würde man nichts unternehmen, würde der Übergang dennoch weiter benutzt und dies sei ein großes Risiko, hieß es sinngemäß. Also installierten die Bahn-Techniker Umlaufsperren, um den direkten Zugang zum Bahnsteig zumindest ein wenig zu verhindern. Die Breite passt für Rollstuhlfahrer aber auch für Reisende mit Fahrrad und erst recht für Fußgänger, die aus gesundheitlichen Gründen keine Treppen steigen können. Insgesamt schätzt Lienau den Anteil derer, auf die solche Kriterien für Mobilitätseinschränkungen zutreffen, auf 10 bis 20 Prozent der Reisenden.

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Auf der Nordseite des Bahnübergangs gibt es ebenfalls eine Sprechsäule.

Der Ablauf wurde vor Ort von Constantin Grosch (Landtagsabgeordneter für Hameln, Hessisch Oldendorf und Rinteln) sowie von Günter Babatz (Vorsitzender des Inklusionsrates) im Beisein von Bürgermeisterin Andrea Lange, Jürgen Rostek als Grundstücksbesitzer und Vertretern der Bahn durchgespielt. Wer den ebenerdigen Übergang nutzen will, drückt einen Knopf an der gelben Säule, die jeweils auf beiden Seiten des Übergangs aufgestellt ist. Dann klingelt beim Fahrdienstleiter eine Alarmglocke und er meldet sich. Man äußert seinen Wunsch, die Gleise überqueren zu wollen und je nach Verkehrsaufkommen gibt es eine Bestätigung oder die Bitte, zu warten.

Gemeinsames Anpacken führte zu Übergangslösung, mit der alle leben können

„Jeder hat ein wenig mehr getan als er muss“, lobte Bürgermeisterin Lange das Engagement aller Beteiligten an dem Projekt, das ansonsten wohl niemals umgesetzt worden wäre. Normalerweise, so DB-Mann Lienau, müsste man beiderseitig eine Schranke montieren. Die müsste – wenn überhaupt möglich – in die Technik des Stellwerks eingearbeitet werden. „Da sind sie schnell mit ein paar hunderttausend Euro dabei“, so Lienau. Also überlegte man sich Möglichkeiten, um einen „halbwegs gesicherten Übergang“ zu schaffen. Zwei dieser solarbetriebenen Sprechsäulen fanden sich noch auf Lager, ein betriebliches Regelwerk wurde verfasst, die Beleuchtung soll noch ergänzt werden. „Es ist nicht alles perfekt, aber es ist benutzbar“, zog Lienau sein Fazit. Etwas überrascht war er allerdings aufgrund der Eigentumsverhältnisse vor Ort: „Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass es hier einen Bahnsteig gibt, der nicht uns gehört.“ Er appellierte allerdings auch an die Vernunft der Reisenden, die Säulen nicht missbräuchlich zu nutzen und ständig einen Alarm auszulösen: „Dann verlieren wir auch irgendwann die Lust.“

Beim gemeinsamen Foto mit Bahn im Hintergrund.

Constantin Grosch lobte die pragmatische Umsetzung und die Zusammenarbeit aller Beteiligten in dieser Sache. Viel zu oft würden Standards oder Regelwerke vorgeschoben, in diesem Fall sei genau das Gegenteil passiert: „Hier haben sich alle zusammengesetzt und gesagt, eine Lösung werden wir finden.“ Günter Babatz fand ebenfalls lobende Worte. DIN-Normen seien ein „Skelett“, das man auch etwas umwandeln könne um eine Lösung zu finden: „Wir sind dankbar, dass wir – wenn es klappt – bis 2027 diese Lösung nehmen können.“

(vu)

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