Wie ist das eigentlich mit der Arbeit im Ausland? Gibt es Unterschiede in der Altenpflege zwischen Dänemark und Deutschland? Sieht es in einem Hangar einer spanischen Fluggesellschaft anders aus als bei uns? Und pflegt man in einem englischen Friseursalon einen freundschaftlicheren Umgang mit den Kunden als hierzulande?
27 Teilnehmer der BBS Rinteln durften im Rahmen des Austauschprogramms im Ausland arbeiten
27 Schülerinnen und Schüler der berufsbildenden Schulen in Rinteln bekamen die Gelegenheit, im Rahmen eines von der EU geförderten Austauschprogramms mit Namen „Erasmus Plus“ in das Betriebsumfeld ihrer Ausbildungsberufe hineinzuschnuppern – allerdings im Ausland. So werkelten einige der angehenden Fluggerätemechaniker und -techniker in Madrid beim Umbau eines Passagierflugzeugs zur Frachtmaschine mit. Dabei entstanden Freundschaften und Kontakte, die auch nach dem Austausch fortbestehen.
Eine Gruppe Altenpflegerinnen bekam Einblick ins dänische Sozialsystem. Veränderungen auf Zeit, die bleibende Eindrücke hinterlassen. Einer der Teilnehmerinnen berichtet, in Dänemark habe sie an einem Tag drei Senioren zu betreuen. In Deutschland seien es in der gleichen Zeit 15. Auch die Pädagogik sei eine andere. Kinder würden mit mehr Freiheit erzogen. Im Kendal College, der BBS-Partnerschule in Rintelns englischer Partnerstadt Kendal im Lake District, bekamen Vivienne und Jessica drei Wochen lang Einblick in die Kosmetik- und Friseurswelt der britischen „Hair und Beauty“ Salons.
Das seit 2008 praktizierte Modell ist ein voller Erfolg, weiß Schulleiter Herbert Habenicht. Das Thema „Brexit“ und die Schaffung neuer Grenzen innerhalb der Länder Europas sieht er mit Sorge: „Berufsbildung macht doch nicht vor Grenzen halt.“ Großen Dank sprach er bei einer kleinen Feierstunde auch dem „Team Europa“ aus, das sich unter der Leitung von Studienrat Christian Schubert um den Schüleraustausch kümmert. Austausch bedeutet im Gegenzug auch: Gäste und ausländische Praktikanten kommen nach Deutschland und nehmen hier am Arbeitsleben in vielfältigen Berufszweigen teil – vom Fluggerätemechaniker bis zum KFZ-Mechatroniker. Auch das ist eine Aufgabe, um die sich das „Team Europa“ kümmert. Mit wachsendem Erfolg, wie die Zahlen eindeutig belegen. 27 Schüler der BBS haben in diesem Jahr am Austauschprogramm teilgenommen. Seit 2008 haben die Berufsbildenden Schulen insgesamt 99 Schüler zeitweise ins Ausland entsandt. Für 2017 sind bereits 33 Aufenthalte geplant. Als Anerkennung und Nachweis über die Teilnahme am Programm erhielten die anwesenden Schüler jetzt eine Urkunde mit Zertifikat, den sogenannten „Europass“ ausgehändigt. Und zu den eingangs gestellten Fragen: Die Antwort lautet dreimal „Ja“.