(Rinteln/Landkreis) Die Zeiten ändern sich. Mussten Schüler vor einigen Jahrzehnten noch regelrecht um eine Lehrstelle kämpfen, buhlen heute vielerorts die Arbeitgeber um junge Schulabgänger. Manch einem Azubi werden die Lehrjahre gar mit Dreingaben und besonderen Diensten, wie einem Fahrservice zur Berufsschule, versüßt. Bewerbungsgespräche erinnern mancherorts an Castings, weiß Cornelia Kurth, Leiterin der Agentur für Arbeit in Rinteln. Umso wichtiger also, dass sich die jungen Menschen optimal für den Weg ins spätere Berufsleben vorbereiten. Mit bloßer Berufsberatung ist es nicht getan, weiß man in den Agenturen für Arbeit in Rinteln und Stadthagen. Daher wurde jetzt eine Kooperationsvereinbarung für eine engere Zusammenarbeit zwischen den Schulen und der Berufsberatung unterschrieben.
Mehr Beratungstermine, die verstärkt vor Ort in den Schulen stattfinden sollen, bedeuten auch einen höheren Raumbedarf zur dauerhaften Nutzung. Diese hat der Landkreis jetzt für Schulen in seiner Trägerschaft zugesichert. Im Gegenzug stockt die Agentur für Arbeit ihren Personalpool an Berufsberatern auf, von bislang sechs auf künftig acht Mitarbeiter, die zudem alle eine besondere Qualifizierung durchlaufen müssen. Zusätzlich suche man den Weg in die Schulen jetzt noch früher, so Jens Auberg, Teamleiter Berufsberatung. Bereits in den Jahrgängen 8, bzw. 9 in Gymnasien stelle man den Kontakt zu den Schülern her. Die Maßnahmen sind Teil einer bundesweiten, veränderten Ausrichtung der Agentur für Arbeit. Neben Berufsberatung für Schüler müsse das Gespräch auch mit den Eltern gesucht werden, weiß Auberg. Viele hätten nämlich falsche Vorstellungen von den Qualifikationen ihres Nachwuchses. Ausbildungsabbrüche sind nicht selten die Folge. Daher müssten Eignungen der Bewerber und auch deren Neigungen abgeklärt werden.
Gerhard Durchstecher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hameln, erklärt: „Mit der Vereinbarung können wir den Übergang von der Schule in den Beruf noch besser und intensiver gestalten. Die engere Zusammenarbeit mit den Jugendlichen soll sie zu ihrer Wunschausbildung führen und dazu beitragen Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Ab sofort können wir in den Schulen daher noch mehr Berufsorientierung anbieten und in den Einzelberatungen auch mit den Eltern auf die individuellen Wünsche der jungen Menschen eingehen. Eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis Schaumburg besteht bereits, aber mit der Vereinbarung verstärken wir diese im Bereich der Berufsberatung.“
Der Landkreis Schaumburg hat sich die Optimierung der Berufsorientierung eigenen Angaben zufolge auf die Fahne geschrieben. Das Bildungsbüro arbeitet hierfür seit einigen Jahren mit allen betroffenen Akteuren eng und konstruktiv zusammen. Daher freut sich die Bildungsdezernentin Katharina Augath, dass mit dem aktuellen Ausbau der Kooperation mit der Agentur für Arbeit ein weiterer Schritt hin zum passgenauen Weg von Schülern zum optimalen Ausbildungsplatz erfolgt.