Einen nicht alltäglichen Betriebsausflug im Schienenbus hat letzten Sonntag Hella Hespe mit vier Kolleginnen organisiert.
Die in Obernkirchen ehrenamtlich tätigen Deutschlehrerinnen für Flüchtlinge hatten zur Fahrt nach Rinteln auch ihre Schützlinge und Angehörige eingeladen, um zum wöchentlich zweistündigen Unterricht im evangelischen Gemeindehaus eine Abwechslung zu bieten und den schon von Bus und Fahrrad bekannten Weg nach Rinteln auch auf der Schiene zu zeigen.
Als Vorsitzender des Fördervereins Eisenbahn Rinteln-Stadthagen (FERSt) freute sich Thomas Stübke, die 12-köpfige Gruppe begrüßen zu können und servierte im fahrenden Triebwagen Kaffee und Kuchen; währenddessen kam Burkhard Rohrsen (FERSt) mit vier Kursteilnehmern aus Syrien schon näher ins Gespräch. Überwiegend in fließendem Englisch schilderten sie bewegende Einzelheiten ihres gefährlichen Weges aus dem Bürgerkriegsinferno, über Lageraufenthalte in erbärmlichen Verhältnissen, ruppige Behandlung und Abzocke durch Ordnungskräfte.
“Wir sind überglücklich, nun hier zu sein und den Deutschen sehr, sehr dankbar für alles“ hieß es unisono. Zu Hause hatten sie ihr Auskommen als Arabischlehrer, LKW-Fahrer, Englischstudent und Hotelwächter. Sie sind hoch motiviert, hier zu arbeiten und zu lernen, um wieder wirtschaftlich unabhängig zu werden und „Deutschland damit auch etwas zurückgeben zu können“. Bei uns vermissen sie allerdings das gewohnte Leben in ihren großen Familien, „jeder hilft jedem, auch verleiht man Geld wohl wissend, es manchmal nie wiederzusehen“ hieß es humorvoll mit Erfahrung wiederspiegelnder Mimik.
Viele Angehörige sind jetzt weit verstreut in der Türkei, dem Irak, Dänemark, Schweden und den Niederlanden untergekommen, von den bürokratischen Prozeduren und Wartezeiten für alle erst gar nicht zu sprechen. Den einzigen Kontakt bietet ihnen derzeit das Mobiltelefon.
„Deutschland ist wirklich ein sehr schönes Land“, bekräftigten die Vier mehrfach, und fügten wehmütig hinzu „aber bei Kriegsende würden wir auch sehr gerne wieder in unsere Heimat zurückkehren, um dort wie früher mit Muslimen und Christen verschiedener Glaubensrichtungen friedlich zusammen zu leben.“
(Quelle: Burkhard Rohrsen/FERSt)