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Brückentorsaal: Keine günstige Lösung in Sicht

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Das Thema Brückentorsaal brodelt weiter in der Rintelner Politik. Am Mittwoch kam der Bauausschuss im Foyer des Saals zu einer eigens dafür einberufenen Sitzung zusammen. Mit dabei: Dr. Dirk Schlomann, der im Brandschutz-Gutachten die Mängel ans Tageslicht brachte.

Die drei gröbsten Knackpunkte in Kürze: Fehlende Brandschutzwände zwischen Saal, Hotel und Verkaufsstätten, keine Rauchabzugsanlage, und unzureichende Rettungswege (da einer der Fluchtwege des Saals durchs Foyer nach draußen führt, müssen die Zwischentüren mittels dauerhaft geöffnet bleiben). Weitere Details wie beispielsweise nicht normgerecht verlegte Elektroleitungen in Zwischendecken und hohe Brandlasten führten zu der Empfehlung, den Saal nicht weiter zu betreiben.

Brandschutz-Experte Dr. Dirk Schlomann (vorn) erläuterte den Ausschussmitgliedern und Gästen die gravierendsten Gründe, die gegen einen Weiterbetrieb des Brückentorsaals sprechen.

Damit das kulturelle Leben in der Stadt nicht plötzlich brach liegt, gibt es eine Übergangslösung in Absprache mit den Brandschutzexperten (wir berichteten). Mit Maßnahmen wie erhöhtem Einsatz der Brandschutzwachen durch die Feuerwehr und Aufstellung einer Druckbelüftung können noch einige im Voraus geplante und vorbereitete Events stattfinden. Dauerhaft ist das aufgrund des großen Aufwands keine Lösung und wird nur noch bis Februar so praktiziert.

Was ist mit dem Hotelbetrieb und den Woolworth-Räumen? Das, so der Experte, sei nicht Gegenstand der Begutachtung gewesen. Außerdem gelten für Verkaufsflächen andere Vorschriften als für Veranstaltungsräume, war zu erfahren. Doch es seien bereits Gespräche mit den weiteren Eigentümern bezüglich der Brandschutzmaßnahmen in den übrigen Gebäudeteilen geführt worden, bestätigte Bürgermeister Thomas Priemer.

Das Gerüst auf der Außenseite der Fensterfront dient im Einsatzfall als Plattform für Drucklüfter.
Einer der gravierenden Mängel ist die Fluchtwegkonstellation. Da Foyer und Brückentorsaal als zwei Versammlungsstätten betrachtet werden, müssen die Zwischentüren offen bleiben, damit ein zweiter Fluchtweg aus dem Saal gewährleistet ist. Hier zu sehen: Der rückwärtige Rettungsweg in Richtung Weser.

Rauch in Rage

CDU-Fraktionschef Veit Rauch zeigte sich erstaunt über die „plötzliche Kostensteigerung“ bei einer Sanierung des Saals. Innerhalb von nur zwei Tagen habe die Verwaltung einen 11-Punkte-Fragenkatalog der CDU beantwortet, so Rauch. Das Dokument hatte Rauch der Verwaltung am Würstchenstand überreicht. Darin sei nun von Sanierungskosten von über 4 Millionen Euro die Rede, ursprünglich war man von rund 2 Millionen ausgegangen. Eine neue Stadthalle würde seiner Ansicht nach statt 8 sogar 10 Millionen Euro kosten, dies sei bei einem Schuldenstand der Stadt von 18 Millionen nicht ohne Steuern- und Gebührenerhöhungen nicht zu schaffen.

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Verschraubte Metallwinkel halten die Türen zwischen Saal und Foyer dauerhaft geöffnet.

Man habe sich bei der Kostenschätzung an bereits vergleichbaren, gebauten Stadthallen als Kenngröße orientiert, erklärte Bürgermeister Thomas Priemer. Diese seien allerdings nicht 1:1 auf Rinteln übertragbar. Direkt nach Eingang des Fragenkatalogs hatte die Verwaltung mit der Bearbeitung begonnen, so Priemer. Zu den bereits bekannten 2 Millionen Euro („Minimalsanierung“) für die groben Kostenpunkte Brandschutz, Wärmedämmung, Lüftung, Fußboden und WC-Anlagen, klärte Baudezernent Stefan Eggert-Edeler auf, kämen noch weitere Ausgaben. Elektro- und Heizungsanlage sind im gesamten Komplex miteinander verwoben. Die Heizung im Woolworth erfolgt über die Brückentor-Anlage. Dafür steht der Trafo für die Hauptversorgung des Komplexes im Bereich Woolworth. Konsequenz: Einmal angefasst, müsse alles grundlegend erneuert werden. Und selbst unter Berücksichtigung dieser Begebenheiten sei dies noch nicht das Ende der Fahnenstange, da sich viele Unwägbarkeiten erst nach Beginn der Bauarbeiten zeigen würden, hieß es.

Steding bringt neue Idee ins Spiel

Im weiteren Verlauf der Sitzung legte Kay Steding (CDU) ein neues Modell vor, wonach der seit rund 20 Jahren leerstehende Mittelteil des Gebäudes (ehemals Coop-Supermarkt) abgerissen werden könnte. Auf 13 Metern Breite könnte so ein Zugang zur Promenade entstehen, um die Weser erlebbar zu machen. Nach einem angedachten Abriss des Woolworth-Gebäudes würde die Möglichkeit geschaffen, neue Einzelhandelsgeschäfte und Gastrobetriebe anzusiedeln. Das, so Steding, könne man aber nur als Eigentümer des kompletten Komplexes schaffen. Er plädierte daher dafür, das gesamte Areal zu kaufen. Seinen Angaben zufolge müsste man 2,5 Millionen Euro dafür an die Gebrüder Schneidewind überweisen. Als weitere Vorteile nannte er die optimale Parkplatzsituation am jetzigen Standort, der Taxistand liege gleich gegenüber, man könne nach einer Veranstaltung noch die Stadt besuchen, argumentierte er. Beim Neubau auf der vielzitierten „grünen Wiese“ würde zudem eine Versiegelung von Flächen stattfinden.

Kay Steding (CDU) in Abrissstimmung: Auf dem gezeigten Modell demonstriert er den Wegfall eines rund 13 Meter breiten Gebäudestreifens, der schon seit rund 20 Jahren leersteht.
Nach Ablauf des Pachtvertrags könnte auch der Geschäftskomplex mit Woolworth & Co. abgerissen werden, veranschaulichte Steding. Sein Antrag wurde (knapp) abgelehnt.

Diskussionen über Millionenbeträge erschweren künftige Verhandlungen

Priemer mahnte, es gehe in der Sitzung nicht um die Bestimmung eines Standortes. Die Nennung von beliebigen Millionenbeträgen in der Öffentlichkeit verschlechtere außerdem die Verhandlungsposition und das Image der Stadt in der Öffentlichkeit, gab der Bürgermeister zu bedenken und mahnte zur Zurückhaltung. Der bisherige Standort habe sich als Kulturstätte der letzten Jahre bewährt, sei aber auch für die Innenstadtentwicklung Gold wert. Würde man das komplette Grundstück erwerben um die zuvor erwähnten, architektonischen Freiheiten umzusetzen, müsse man es „baureif“ machen und Abrissarbeiten vornehmen. Diese lägen bei rund einer Million Euro. Plus Ankauf der Fläche und die Kosten für die Stadthalle, die an diesem Standort auch nicht günstiger werde, ergäben sich somit sogar Mehrkosten von rund 30 Prozent.

Die Diskussion um die Frage „Abriss oder Neubau“ wurde sehr emotional geführt. Sowohl Veit Rauch, der zwar nicht Mitglied des Bauausschusses ist, dem aber auf Antrag Rederecht eingeräumt worden war, als auch Thomas Priemer sprachen von vielen Befürwortern für ihre Idee. Heinrich Sasse von der WGS klärte (ebenfalls als Gast) emotionsreich über juristische Feinheiten bei den komplizierten Eigentumsverhältnissen und der Teilungserklärung auf. Dass es dabei öfter mal laut wurde, zeigt: Das Thema lässt niemanden kalt.

Letztlich musste über zwei Beschlussvorschläge abgestimmt werden: Stedings Plädoyer für Erwerb der Gesamtfläche, Teilabriss des mittleren Gebäudeteils und Zugang zur Promenade fand vier Befürworter, fünf Mitglieder stimmten dagegen. Bei der Beschlussvorlage der Verwaltung, die auf dem Antrag von Heinrich Sasse Junior und Senior sowie Jens Maack (alle von der WGS) fußte, dann das umgekehrte Bild: Fünf Stimmen gab es für die Aufnahme der Verhandlungen zum Verkauf der gemeinsamen, bzw. städtischen Anteile am Komplex an einen Investor und damit (vorerst) eine Zustimmung. In der Folge muss das Thema erst noch am 21. November durch den Verwaltungsausschuss, ehe es am 29.11. öffentlich in der Ratssitzung diskutiert wird.

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