Seit heute gibt es in Rinteln und im Auetal die Möglichkeit, Car-Sharing zu nutzen. Die Firma app2drive startet ihren Service zunächst mit einem Fuhrpark von neun Fahrzeugen. Überwiegend handelt es sich um Autos des Typs Citroen DS3 mit Verbrennungsmotor, später sollen auch Renault Zoe Elektroautos hinzukommen. Weitere Städte sollen folgen, der Fuhrpark soll von derzeit 300 Fahrzeugen bundesweit auf über 400 im nächsten Jahr ansteigen.
Die Idee vom Car-Sharing ist nicht neu und wird in Großstädten und Ballungsräumen schon länger praktiziert. Die Idee, das Modell auch in ländlichen Gegenden wie Rinteln und Umgebung anzubieten, wurde noch nicht so oft umgesetzt. Hier geht der Trend eher zum Zweit- oder gar Drittwagen. Doch das kostet: Sprit, wenn man fährt und Steuern, sowie Versicherung, selbst wenn das Auto nur herumsteht. Genau hier sieht das Unternehmen seine Zielgruppe, erklärt Network Manager Peter Mentzel bei der Vorstellung im Rathaus. Anstatt den Zweitwagen als Mobilitätsreserve zu nutzen, greift der Car-Sharing Nutzer zu einem Auto, das er für den Augenblick braucht und dann wieder zurückgeben kann.
Um das neue Car-Sharing in Rinteln nutzen zu können, müssen sich Kunden zuerst registrieren. Das kann per Smartphone-App oder Besuch der Internetseite geschehen. Danach knipst man ein Foto von Führerschein und Personalausweis und lädt beides zum Anbieter hoch. Innerhalb weniger Tage kommt die Clubkarte per Post. Darin ist ein „RFID„-Chip enthalten, der das zuvor gebuchte Auto öffnet und verschließt. Den eigentlichen Fahrzeugschlüssel benötigt man nur noch zum Starten des Autos. Buchungen erfolgen telefonisch oder per App, sofern ein Auto verfügbar ist. Anders als im freien Car-Sharing, wo sich die Autos in einem beliebigen Umfeld befinden können, werden die Fahrzeuge bei dem Rintelner System auf fest vorgegebenen Parkplätzen abgestellt.
Hinter dem Rathaus befinden sich zwei solcher Stellplätze, am Parkplatz in der Wallstraße einer. Weitere Stationen sind in Exten, im Wilhelm-Busch-Weg und in der Danziger Straße, zusätzliche Punkte sind in Vorbereitung. An diesen Punkten beginnt und endet eine Fahrt. Das heißt aber auch: Zunächst muss man sich darum kümmern, wie man zum Auto kommt (und wieder weg). Vor der eigenen Haustür abstellen, geht nicht (zumindest nicht, wenn sich dort nicht zufällig ein app2drive Standort befindet). Mentzel sieht darin kein Problem: „Der Car-Sharing Nutzer ändert sein Verhalten, er passt sich an.“
Aus verschiedenen Tarifen wählen
Anwender können sich für eine der zahlreichen Tarife entscheiden. Im Basistarif gibt es keine monatliche Grundgebühr, dafür eine einmalige Anmeldegebühr von 19 Euro. Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen gibt es in diesem Tarif, anders als bei den weiteren Modellen, nicht. Bucht man darin beispielsweise ein Fiat 500 Cabrio (Kategorie S), werden 3,60 Euro pro Stunde fällig. Dazu kommt eine Spritpauschale von 18 Cent pro Kilometer sowie eine Gebühr von 20 Euro, wenn man den Wagen nur zur „Ein-Weg“-Miete nutzt, also nicht wieder am Startpunkt abstellt. Denkbar wäre dies zum Beispiel bei der Fahrt von Exten an den Rintelner Bahnhof, um von dort eine Zugreise anzutreten. Bei telefonischer Buchung kommen noch 2 Euro hinzu. Ein Mittelklassefahrzeug der Kategorie „L“ (z.B. ein Peugeot 2008), kostet 6,60 Euro pro Stunde zuzüglich 22 Cent pro Kilometer. Im nächsthöheren „Comfort“-Tarif werden für die gleichen Autos 3 Euro (Kategorie S), bzw. 5,50 Euro (L) fällig. Gleichzeitig verringert sich die Spritpauschale auf 15, bzw. 18 Cent. Allerdings werden 9,90 Euro monatliche Grundgebühr fällig. Getankt wird bei ARAL, eine vierstellige PIN (0000) autorisiert den Bezahlvorgang, bei dem der Kunde allerdings nicht wirklich bezahlen muss. app2drive rechnet direkt mit der Mineralölgesellschaft ab. Der Besuch an der Tankstelle ist kein Muss, appelliert jedoch an die zwischenmenschliche Rücksichtnahme. So empfiehlt app2drive, den Wagen bereits bei einem Tankinhalt von 25 Prozent nachzufüllen, damit der nächste Nutzer entsprechend zügig losfahren kann.
Bürgermeister Thomas Priemer zeigte sich optimistich und stolz angesichts der neuen Möglichkeiten, mit denen das Car-Sharing den öffentlichen Personennahverkehr ergänzen könne: „Der finanzielle Aufwand für die Kommunen ist übersichtlich und auch wir als Stadtverwaltung werden das System nutzen, wenn unsere Dienstwagen mal im Einsatz sein sollten.“ Angeregt und angestoßen wurde das Thema Car-Sharing in Rinteln übrigens von den Grünen, wie Priemer ergänzte. Neben der Online-Anmeldung für Neukunden sind auch Registrierungen im Bürgerbüro der Stadt Rinteln zu den üblichen Öffnungszeiten möglich. Die Mitarbeiter werden mit entsprechenden Kartenterminals ausgerüstet und können die Clubkarten vor Ort beschreiben. In der Anfangsphase gibt es obendrein noch einen Gutschein über 10 Euro als Startguthaben dazu. Die Voraussetzungen sind geschaffen, jetzt muss sich zeigen, wie das Car-Sharing angenommen wird.