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„Charakter eines Berliner Hinterhofes“: Ausschuss schickt IGS-Planung zurück an Landkreis

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An Schlagworten mangelte es nicht. Während der Diskussion um den IGS-Bebauungsplan in der gemeinsamen Sitzung von Ortsrat und Bauausschuss ließen einige Mitglieder kein gutes Haar an der Planung des Landkreises – und setzten nach eifriger Diskussion den Tagesordnungspunkt ab. Um den Verkehr aus der Friedrich-Wilhelm-Ande-Straße rauszuholen müssten die Parkplätze verlegt werden, so der Tenor. Das „Chaos“ könne man den Anwohnern nicht zumuten. Am besten, man lenke Busse und Autos über Ost- und Westumgehung in Richtung Burgfeldsweide, hieß es. Bislang war geplant, die 135 bestehenden Parkplätze um 40 neue zu erweitern. Und zehn neue Bushaltestellen zu schaffen. Eine Rechnung, die für Kay Steding (CDU) keinen Sinn machte: Bei 100 Prozent mehr Schülern und Lehrern nur 25 Prozent mehr Parkplätze – das sah er als problematisch an.

Wer sich das Szenario morgens und mittags einmal mit eigenen Augen angesehen hat, weiß: Es ist ein Wunder, dass es in dem Dreieck aus Paul-Erdniß-Straße, Graebeweg und Parkplatz nicht regelmäßig zu Unfällen kommt. Wer seinen Nachwuchs mit dem Auto zur Schule bringt, hält im Bereich der Bushaltestellen oder auf den Parkplätzen. Andere wiederum fahren direkt bis vor die Einfahrt zum Schulgelände und lassen die Kinder dort aussteigen. Auch beliebt: Das Absetzen in der Paul-Erdniß-Straße am Straßenrand. Beim An- und Abfahren kommt es zu mehrfacher Überschneidung zwischen Autoverkehr, Busverkehr und Fahrradverkehr. Egal ob zwei Räder, vier oder sechs: Das Kreuzen der Verkehrsströme ist gefährlich. Hinzu kommt: Viele Radfahrer sind dunkel gekleidet und ohne Licht unterwegs, viele Eltern (und Lehrer) morgens in Eile. Der Verkehr, der aus Richtung Burgfeldsweide zum Gymnasium fährt, hat gegenüber dem Verkehr aus Graebeweg und Friedrich-Wilhelm-Ande-Straße Vorfahrt, da „Rechts vor links“ gilt. Hier staut es sich bisweilen kreuz und quer, ein Zustand der sich mit der Erweiterung der Parkplätze eher noch verschlimmern dürfte. Eine mögliche Lösung: Parkplätze auf die andere Seite, an die Kreissporthalle, verlegen.

Das Gremiumt verwies das Thema IGS-Bauleitplanung zurück an den Landkreis: Die Parkplätze sollen auf die Westseite des Geländes in Richtung Burgfeldsweide verlegt werden (Archivfoto).

Ursula Mücke (SPD) kritisierte, dass bei der Planung des Busverkehrs die BBS überhaupt nicht berücksichtigt worden sei. Auf der Westseite sei genug Ackerfläche für Bushaltestellen und Autoparkplätze, befand auch Heinz-Jürgen Requardt (CDU). Gert-Armin Neuhäuser holte gleich zu einer Generalabrechnung mit den Plänen aus: Das Plangebiet sei zu klein, die Ausrichtung nach Süden nicht optimal da sich das Gebäude ohne Klimaanlage im Sommer stark aufheizen würde. Man müsse den Baukörper um 90 Grad drehen, den Schulhof mit knapp 5.500 Quadratmetern befand er für rund 2.000 Schüler als zu klein, aufgrund der Nähe der beiden Schulgebäude prophezeite er einen regelrechten „Windkorridor“ zwischen IGS und Gymnasium und bescheinigte dem Schulgelände den „Charakter eines Berliner Hinterhofes“.

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Die Platzierung des IGS-Gebäudes sei doch Vorgabe für den Planungswettbewerb des Landkreises gewesen, erklärte Dieter Horn (SPD). Es solle ein symbolisches „Zusammenwachsen“ der Schulen erreicht werden. Das Planungsgebiet sei außerdem so eng gesteckt worden, da in Richtung Norden ja Hochwassergebiet sei. Die starke Oberflächenversiegelung durch Pflastersteine bereitete Nick Büscher vom NABU und Uta Fahrenkamp (Grüne) Sorgen, letztere schlug auch einen „Anlieferbereich“ für Eltern vor, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen würden. Einen ersten Vorstoß, den Tagesordnungspunkt abzusetzen und die Diskussion zu vertagen, zog Fahrenkamp zurück. Baudezernentin Elena Kuhls mahnte zur Vorsicht, angesichts der Kettenreaktion, die damit ausgelöst würde: Verschiebung von Planung, Baubeginn und Bauende.

An der Bauplanung des Landkreises fand man in Rinteln keinen Gefallen: Die Parkplätze (oben rechts) würden das Verkehrschaos nur weiter verschlimmern, hieß es.

Einen Beschluss fassen und dem Landkreis die Verlegung der Parkplätze ins Pflichtenheft schreiben – an diese Konstellation mochte allerdings auch niemand so recht glauben. „Wenn wir das abnicken, dann wird es genau so gebaut“, schlussfolgerte Neuhäuser und tat das, was zunächst Uta Fahrenkamp vorgeschlagen hatte: Er beantragte die Absetzung des Tagesordnungspunktes und erhielt Zustimmung. „Auch wenn sich die Planung jetzt vielleicht um ein halbes Jahr verzögert“, so Heinz-Jürgen Requardt, „davon geht die Welt auch nicht unter.“ Damit geht die Bauleitplanung zurück an den Landkreis, der nachbessern soll.

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