(Rinteln) Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. „Chat GPT“ ist (besonders für Schüler) nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Viele Fragestellungen und Aufgaben werden inzwischen an den digitalen Assistenten delegiert und die Antworten nur noch per „Copy and Paste“ (kopieren und einfügen) kommuniziert.

Die dunkle Seite der „KI“ war jetzt das Motto, um den der Abikulturabend am Gymnasium Ernestinum gestaltet war. Kurze Abhandlung für alle Neulinge: Bei diesem Ereignis hat der aktuelle Abi-Jahrgang das Zepter in der Hand, gestaltet ein abendfüllendes Programm im XXL-Format, zieht Lehrkräfte und den Schulalltag ungestraft durch den Kakao und verarbeitet die Zeit an der Schule auf ganz eigene Art und Weise.
In gewohnter Manier führten zwei Moderatorenpaare durch den Abend, der von gelungenem Videomaterial flankiert wurde. Oberstufenkoordinator Lars Büttner, gespielt von ihm selbst, findet sich in einem menschenleeren und verlassenen Ernestinum wieder. Die Lehrer sind arbeitslos und gehen anderweitigen Beschäftigungen nach. Chat GPT, der Inbegriff für künstliche Intelligenz und menschliche Bequemlichkeit, hat die Oberhand gewonnen.

Doch so leicht gibt sich Büttner nicht geschlagen und trommelt kurzerhand seine Kollegen aus dem unfreiwilligen Vorruhestand zusammen, fest entschlossen, die Schule wieder in Menschenhand zu bringen.

So war in groben Zügen das Gerüst für den Abend geschaffen, der vollgepackt mit Entertainment, Musik und Quizspielen war. In Sketchen stellten die Schüler bestimmte Unterrichtsstunden „originalgetreu“ nach und sparten dabei nicht mit Seitenhieben auf die Besonderheiten der Lehrkräfte, was die Gestaltung des Unterrichts und den Umgang mit Schülern angeht. Bei Spielen wie dem „Powerpoint Karaoke“ mussten die Abiturienten Improvisationstalent beweisen, als es darum ging, anhand von eingeblendeten Bildern möglichst kreative Ausreden fürs verspätete Erscheinen zu finden.

Legendär und wieder mit großer Begeisterung vom Publikum aufgenommen: Das „Carpool Karaoke“ – Schüler befragen Lehrer während einer Autofahrt und singen dabei. Für mehrere Schenkelklopfer sorgte die Quizeinlage, bei der die Schulleitung raten musste, wer wohl so manchen ikonischen Satz zu seinen Schülern gesagt hatte. Deutlicher Favorit beim Publikum: „Lass mich in Deinen Urwald eindringen“, dicht gefolgt von „Du verhältst Dich gerade wie eine Nonne vorm Kondomautomaten“ und „Sie machen das super. Ich werde Sie trotzdem weiter anschreien“.

In mehreren Disziplinen traten Schüler und Lehrer gegeneinander an. Sehr gut kam auch das Kinderbilderraten beim Publikum an. Bilder aus dem Kindesalter mussten den Lehrkräften und Schülern zugeordnet werden. Gar nicht so einfach, wenn man sich das Ergebnis anschaut, da lagen einige deutlich daneben mit der Methode „Augen und Haarfarbe“.

Für musikalische Begleitung sorgte die Abi-Band mit flotter Musik, teils in funkelnde Glitzerkostüme aus den goldenen Zeiten der Disco-Ära gekleidet. In der Pause und bei Bedarf auch zwischendurch sorgten Rechtsanwälte und Versicherungsfachmänner dafür, dass genügend Bratwürstchen, Pommes und gekühlte Getränke den Energiespeicher auf Vordermann bringen.

Natürlich war auf die menschliche Intelligenz Verlass. Wie es sich für einen unterhaltsamen Abend gehört, durfte das Happy End nicht fehlen. Mit dem richtigen Prompt „Bitte vergib mir“ war ChatGPT besänftigt und der Frieden am Gymnasium wieder hergestellt. Ein über 13-minütiges Abi-Band Abschluss-Medley mit paralleler Diashow aus einer Schulzeit voller gemeinsamer Momente und Erinnerungen der Schüler an die zurückliegenden Jahre ließ so manche Träne der Rührung bei Jung und Alt kullern.

Eine Generation ist groß geworden und biegt auf die Zielgerade ihrer Schullaufbahn ein. Wie viele der 75 Kandidaten ihr Abitur geschafft haben (hoffentlich alle), wird sich in wenigen Tagen zeigen. Dass sie das Zeug zu etwas Großem haben, das haben sie mit diesem Abikulturabend eindrucksvoll bewiesen. Unterhaltsamer kann man einen Freitagabend wohl kaum gestalten.

(Text & Fotos: vu)
„Chat ABIt“ – Bilder vom Abikulturabend 2025 am Gymnasium Ernestinum
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