(Rinteln) Bereits im vergangenen Sommer konnte sich Marja-Liisa Völlers bei einem Besuch bei den Berufsbildenden Schulen Rinteln über das im Schuljahr 2023/2024 eingeführte Lernkonzept Cool-flex informieren.
Im Gespräch mit dem neuen Schulleiter Thomas Piepho, dem Team der BBS sowie Schülerinnen und Schülern und Vertretern der SPD Rinteln wollte die erfahrene Pädagogin nun vor allem wissen, wie die Erfahrungen in der Praxis sind.
Nach einer Einführung in das Konzept durch ein Team engagierter Lehrkräfte hatte die Bundestagsabgeordnete die Gelegenheit, direkt mit Schülern ins Gespräch zu kommen, um ihre Eindrücke aus dem Schulalltag und den Vorteilen des flexiblen Lernens zu hören.
Cool-flex hat es bis ins Fernsehen geschafft
„Unser Gleitzeitprojekt Cool-flex basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass junge Menschen in der Pubertät oft in der ersten Unterrichtsstunde noch nicht so aufnahmefähig und konzentriert arbeiten können, da sie schlicht noch nicht richtig wach sind“, erklärt Eike Blohm, Mitglied der Schulleitung und Koordinator des Projektes, über das auch der NDR berichtete. Daher habe man bereits seit sechs Jahren an der BBS ein innovatives und umfassendes Lernkonzept für die rund 300 Schüler erprobt und kontinuierlich weitergeführt, das vor allem das individuelle Lernen in den Vordergrund stellen soll. Lange Fahrtzeiten zur Schule, Nebentätigkeiten, oft auch in den späten Abendstunden und so genannter Social Jetlag – die Gründe sind vielfältig, warum die Schüler zum Unterrichtsbeginn in der ersten Stunde oft Anlaufschwierigkeiten haben.
„Um diesen unterschiedlichen Lebensumständen und Bedürfnissen gerecht zu werden, versuchen wir eben auch so vielseitig wie möglich Angebote zu machen“, erklärt Eike Blohm. Dazu gehören Workshops, unter anderem Angebote zum Gitarre spielen, Workshops zum Umgang mit Stress und Prüfungsängsten, oder bei Bedarf auch Tutorien, die unter anderem von Schülerinnen und Schülern angeboten werden und beispielsweise zur Klausurvorbereitung helfen sollen.

Paten begleiten Schüler bei „Cool-flex“
„Cool-flex nimmt in seinen Angeboten die Schülerinnen und Schüler in die Verantwortung für ihr eigenes Lernen“, ergänzt Lehrkraft Sarah Kluck. Dabei werden sie aber keineswegs allein gelassen, sondern in diesem Entwicklungsprozess kontinuierlich begleitet. So sei ein wichtiger Teil dieses Projekts das Patenkonzept. Jeder Schüler, der am Patenkonzept teilnehmen möchte, werde dabei von ihren Paten aus den jeweils höheren Jahrgängen begleitet.
Auf die Frage von Marja-Liisa Völlers, ob denn alle neuen Schüler in Jahrgang 11 sofort mit dem Konzept klarkämen, berichten sowohl die Lehrkräfte als auch die Anwesenden aus der Schülerschaft, dass dies sehr unterschiedlich sei. Hier spiele eine große Rolle, ob sie vorher bereits an einer Schule mit einem offenen Lernkonzept vertraut gemacht wurden. Da es sich aber für alle Schüler um einen Lernprozess handele, könne man sagen, dass spätestens nach einem Dreivierteljahr alle mit dem Konzept vertraut seien.
„Freiheit, die zwar fordert, aber vor allem fördert“
„Wir erleichtern unseren Schülerinnen und Schülern zum einen den Start in den Unterrichtstag, zum anderen fördern wir durch dieses offene und kooperative Konzept viele Kompetenzen, die die jungen Menschen für das eigene Leben benötigen“, so Lehrerin Bettina Kallmeyer. Dies bestätigen auch die anwesenden Schüler: „Wir lernen unsere Zeit eigenständig einzuteilen, strukturierter zu arbeiten, besser zu planen und mehr Verantwortung zu übernehmen.“ All das bereite bestmöglich auf Abitur, Studium und Ausbildung vor. „Bessere Organisationsfähigkeit durch Freiheit, die zwar fordert, aber vor allem fördert“, so ließe es sich am besten zusammenfassen, ergänzt die Schülerin Lisanne Thoke.
„Als Lehrerin interessiert mich aber auch, ob dieses Konzept auch für lernschwache Kinder geeignet ist, die nicht so viel Unterstützung im familiären Umfeld haben“, so die heimische Bundestagsabgeordnete abschließend. Ein wichtiger Bestandteil des Cool-flex-Konzeptes seien die Beratung und die verschiedenen Fördermöglichkeiten, sodass dies wesentlich zur Chancengleichheit beitrage, berichtet das Team der BBS daraufhin.
„Die BBS Rinteln ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Schulen innovative Wege gehen, um den Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt und den Bedürfnissen von jungen Menschen gerecht zu werden“, zeigten sich Helma Hartmann-Grolm und Joachim Spohr von der SPD Rinteln ebenso beeindruckt wie Marja-Liisa Völlers von dem Cool-flex-Konzept.
(pr)