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„Demokratie geht gemeinsam“: Einstündige Demo am Samstag auf dem Rintelner Marktplatz

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(Rinteln) „Demokratie geht gemeinsam“, so Superintendent Christian Schefe. Der hochrangige Kirchenvertreter war einer der zahlreichen Gastredner, die zur angekündigten Demokratie-Demo auf dem Rintelner Marktplatz das Wort ergriffen.

Nach einigen Hinweisen von Michael Pavel, der die Demonstration zusammen mit Anna Lena Tegtmeier federführend organisiert hatte, folgte eine Schweigeminute für alle Betroffenen des Anschlags in München.

Superintendent des Kirchenkreises, Christian Schefe.

Ein breites Bündnis aus Vereinen, Kirchen und Rintelner Parteien hatte im Vorfeld eingeladen, so Schefe. Vier Parteien, die im politischen Alltag „nicht immer ganz zimperlich miteinander umgehen“, aber an einem Ereignis wie diesem zusammen stünden. „Ich stehe auch hier, weil ich mir Sorgen mache“, so Schefe zu den Besuchern. Die Sicherheit im Land sei bedroht, Klimawandel, „Angriffe auf unsere Werteordnung, auf unsere Demokratie“, „mitten aus dem Parlament“, aus Russland, aus den USA, Anschläge von Islamisten, von Rechts- und Linksextremisten. Harte Diskussionen im Wahlkampf seien normal, erschreckt habe ihn jedoch, so Schefe, dass sich Politiker aller demokratischen Parteien gegenseitig die Redlichkeit abgesprochen hätten. Dies sei ein Zeichen fehlenden Respekts in der Gesellschaft und vor den Überzeugungen und Sorgen anderer, begonnen beim Respekt vor Politikern, die sich trauen Entscheidungen zu treffen und für ihre Überzeugung einzustehen. „Demokratie geht gemeinsam, Demokratie fängt bei uns an“. Es gebe keine einfachen Lösungen, es brauche Zeit, gemeinsame Lösungen zu finden, befand Schefe, „es ist unser gemeinsames Land, unsere Demokratie, machen wir etwas draus.“

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Für die AG Sport ergriff Christel Struckmann das Wort. Dahinter: Michael Pavel und Anna Lena Tegtmeier.

Für die Arbeitsgemeinschaft Rintelner Sportvereine ergriff Christel Struckmann als Sprecherin das Wort. Sportler und Sportvereine seien im Kleinen das beste Beispiel für aktiv gelebte Demokratie und ein demokratisches Miteinander. In den Vereinen seien manchmal nicht alle der gleichen Meinung, aber oft fielen Entscheidungen einheitlich. Vom Eltern-Kind-Turnen bis zu den Vorständen spiegele der Verein den sozialen Durchschnitt der gesamten Bevölkerung wider. „Wir kommen miteinander klar, obwohl wir so verschieden sind und nicht immer die gleiche Meinung haben“. Ziel sei ein friedlicher, wertschätzender und würdevoller Umgang miteinander, Menschen sollen sich frei entfalten können, so Struckmann. Eine gute Stimmung sei notwendig um die Probleme zu stemmen, sie bekäme aber nicht durch „jaulen, was alles schlecht ist und was uns nicht in den Kram passt“, befand sie, „wenn wir über das Positive in unserem Leben, unserer Stadt und dem Land so viel diskutieren würden wie über das Negative, kämen wir schneller vorwärts. Bildung sei wichtig, mit Facebook, TikTok und Co. sei eine demokratische Meinungsbildung nur schwer möglich. „Kopf einschalten, selber denken“, so Struckmann sinngemäß, dazu können eine unabhängige Presse, gute Bildungschancen und soziale Kontakte helfen, Meinungen objektiv einzuordnen und zu bewerten. Freie Meinungsäußerung sei den meisten Menschen auf der Erde nicht möglich, erinnerte Struckmann. Bezüglich der Wirtschaft würde man „auf hohem Niveau stöhnen“, es könne „nicht immer nur bergauf gehen“, im Vergleich zu den meisten Menschen diese Erde „haben wir es hier deutlich besser“.

Pastor Heiko Buitkamp sprach vor den versammelten Teilnehmern.

Pastor Heiko Buitkamp fand in seiner Rede, einige Menschen würden es nicht mehr schaffen über seine eigene Blase in der sie leben, hinweg zu kommunizieren. Er habe „Chat GPT“ gefragt, was man in einer Rede auf einer Demo für Demokratie sagen könne, so Buitkamp. Die Antwort „Zuversicht und Hoffnung verbreiten“. Bald seien Bundestagswahlen, dann würde es wieder ruhiger, so sein Fazit. Er habe Hochachtung für die Menschen, die für diese Ämter kandidieren, denn diese seien „nicht vergnügungssteuerpflichtig“. Als erschreckend befand er die zeitliche Nähe des Gedenktags zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und die Forderung zur Schließung der Grenzen, schilderte Buitkamp.

Adrienne Scholz, Lehrerin am Gymnasium, schilderte ihre Erlebnisse während einer Pausenaufsicht am 29. Januar, wo sich ihr zwei junge Menschen sorgenvoll und traurig anvertraut hätten. Die Schüler hätten nicht verstanden, warum es sehr wahrscheinlich zu einer weiteren Normalisierung der AfD kommen würde. „Ich habe ihnen gut zugeredet und ganz überzeugt gesagt, dass ich nicht glaube, dass das passieren wird. Ein paar Stunden später wusste ich, ich kann nicht hellsehen.“ Die Würde des Menschen sei unantastbar, nicht die „Würde des weißen Mannes, nicht der Frau, nicht des Deutschen, sondern des Menschen“. Scholz plädierte für Gemeinsames Anpacken bei vielen Themen und Besinnung auf verbindende Werte wie Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit. Die Polizei müsse mit mehr Ressourcen ausgestattet werden, um bestehende Gesetze umsetzen zu können, „statt in populistischer Art und Weise nach immer mehr und strengeren Gesetzen zu schreien“.

Schüler Jonas Stüdemann hielt ebenfalls einen Redebeitrag auf der Bühne.

Jonas Stüdemann, Schüler der elften Klasse des Gymnasiums Ernestinum, erzählte von seinem Besuch der Gedenkstätte am ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen. Es sei unvorstellbar, dass so viele Menschen nichts dagegen getan oder zugesehen hätten, dass Millionen von Menschen ermordet wurden. Er sei froh, schilderte Stüdemann, heute zu leben und nicht in einer Zeit der Diktatur und des Terrors: „Die Jugendlichen von 1933 konnten nicht einfach so auf die Straße gehen, gegen das demonstrieren, was uns heute so unmöglich vorkommt.“ Freie Meinungsäußerung, vor dem Gesetz sei niemand aufgrund von Hautfarbe, Religion, Herkunft oder Geschlecht benachteiligt. Im Dritten Reich sei all das keine Selbstverständlichkeit gewesen. „Menschen wurden für Herkuft, Religion oder die Menschen die sie liebten, deportiert, gedemütigt oder getötet“, so Stüdemann weiter. Diese schrecklichen Dinge seien geschehen, weil eine schweigende Mehrheit den Nazis bei ihren Taten zusah: „Ich habe gelernt, dass die Grundrechte, die unserer Verfassung niedergeschrieben sind, nicht als selbstverständlich erachtet werden. Wir dürfen uns nicht auf der Demokratie ausruhen, sondern müssen unsere Rechte und Errungenschaften verteidigen.“ Zunehmend nehme er Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit in der Umgebung wahr, so der Schüler, nicht nur Geschmiere auf den Schultoiletten, sondern auch Hass in den sozialen Medien. Daher dürfe man nicht schweigen.

Für die „Omas gegen rechts“ sprachen Elisabeth Schacht-Wiemer (li.) und Petra Friedrich.

Den letzten Redebeitrag lieferten Elisabeth Schacht-Wiemer und Petra Friedrich von den „Omas gegen rechts“, die sich montags am Glasbläserbrunnen zur Kundgebung treffen. Man lebe in einem Rechtsstaat, genieße eine der besten medizinischen Versorgungen der Welt in Frieden und vielen Möglichkeiten der Berufswahl, sagten sie. Kinder hätten die Möglichkeit, während und nach der Schule die ganze Welt zu entdecken. Für diese Privilegien sei man zutiefst dankbar. Jedoch machen sie sich eigenen Angaben zufolge Sorgen um die Entwicklung, den Umgang miteinander, die Abgrenzung nach allen Seiten: „Vorgefertigte Meinungen und Floskeln werden unkritisch übernommen.“ Als „Omas gegen rechts“ stehe man für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Toleranz und Vielfalt der Kulturen, gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.

Zwischen den Redebeiträgen sorgten Kyra und Sven Rundfeldt für musikalische Begleitung. Nach rund einer Stunde wurde die Demo für Demokratie für beendet erklärt. Die offiziellen Teilnehmerzahlen werden ergänzt, sobald diese Angaben vorliegen.

(Nachtrag vom 17.2.2025) Auf Nachfrage teilt die Pressestelle der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg mit: „Die von der Polizei geschätzte Teilnehmerzahl beläuft sich auf ca. 350 Teilnehmer. Aus Sicht der Polizei verlief die Versammlung friedlich und ohne besondere Vorkommnisse.“ Die Veranstaltung wurde durch mehrere Polizeikräfte begleitet. Die Zufahrten zum Marktplatz wurden durch Fahrzeuge der Polizei abgesperrt.

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