Im zweiten Teil unseres Rinteln-Aktuell Jahresrückblicks beleuchten wir die Monate April, Mai und Juni. Folgen Sie uns auf eine manchmal augenzwinkernde, garantiert unvollständige aber bestimmt unterhaltsame Reise durch das zweite Quartal des zurückliegenden Jahres 2014:
April
Der April macht, was er will – sagt der Volksmund. Rückblickend betrachtet mag das für einige Bereiche sogar zutreffen. In der Nordstadt veranstalten Bewohner ihr eigenes Osterfeuer. Das ist grundsätzlich zwar eine tolle Sache, wenn aber andere Häuser, ein Kino und eine Tankstelle in der Nähe sind, aber vielleicht nicht ganz so romantisch..
Proteste regen sich angesichts der Abholzung einiger alter Bäume im Blumenwall. Um mehr Licht in die düstere Ecke am Pferdemarkt zu bringen, und einen barrierefreien Zugang zu schaffen, müssen dicke Stämme weichen. Das passt nicht allen. Am Alten Hafen wird gebuddelt: Die Fundamente für die neue, vieldiskutierte Fußgängerbrücke werden vorbereitet. Sie ist der Abschluss der Weserpromenaden-Umgestaltung. Und weil immer mehr Leute ihren Müll einfach achtlos in die Gegend kippen, bekommt die Promenade ihren ehrenamtlichen „Paten“: Wolfgang Gröne kümmert sich um den weggeworfenen Unrat und hält „sein Revier“ sauber. Dafür bekommt er von der Stadt Rinteln Arbeitsgeräte und einen Schuppen zur Verfügung gestellt.
Die Stadt kann sich freuen. Bei der turnusmäßigen und vorgeschriebenen Brückenprüfung ist ausser leichten Roststellen nichts gravierendes herausgekommen. Die Brückenprüfer empfehlen, Leuchten und Strahler nicht direkt mit Haltekrallen an den Pfeilern zu montieren, sondern (so wie bei der blauen Brückenbeleuchtung geschehen) etwas Gummi unterzufüttern. So bleibt der Korrosionsschutz intakt.
Anläßlich der alljährlichen Oldtimer Weserberglandfahrt tuckern wieder jede Menge klassischer Automobile durch die Region. Bei zahlreichen Streckenabschnitten gilt es, Prüfungen zu bestehen und Punkte zu sammeln. Die interessantesten Aufgaben stehen dabei gar nicht mal im Katalog. Sie lauten: „Wieviel Liter Wasser passen eigentlich in den Fußraum eines Mercedes-Cabriolets?“ Oder etwa: „Wer nimmt die beste Alternativroute, wenn ein Teil der Strecke wegen einem durch Dauerregen ausgelösten Erdrutsch gesperrt wurde?“
Nicht nur das Wetter macht im April, was es will, auch die Künstler sind äußerst frei in ihrer Entscheidungsvielfalt. Beim Frühlingsfest hoch oben am Steingarten der Paschenburg, wo es sonst so friedlich und ruhig zugeht, herrscht aufgeregtes Treiben. Es wird ausgestellt, gezeigt, miteinander gesprochen und geschlemmt. Einige der leckersten Kunstwerke stammen aus der Schöpfung des Vereinsvorsitzenden Uwe Diehl persönlich: Gleichmäßig lange Stücke Fleischbrät, in Kunstdarm verpackt und über Holzkohle lecker zubereitet. Der Name: Bratwurst vom Grill.
Gute Nachrichten auch für die Siebrecht-Bäckereifiliale in der Weserstraße. Das Bangen um die Zukunft hat ein Ende. Der Backwarenverkauf und Cafebetrieb läuft fortan unter dem „Schäfer´s“-Dach. Doch das ist nur der Anfang, der Inhaber der nunmehr drei Rintelner Filialen (im LIDL, am Marktplatz und jetzt in der Weserstraße) schmiedet Umbaupläne. Derweil gibt es in Rinteln einen DHL-Paketshop mehr. In den Räumen von Unikum Geschenke & Ideen werden jetzt auch Dienstleistungen rund um das Thema DHL angeboten.
Mai
Im Wonnemonat Mai darf natürlich auch die traditionelle Maimesse nicht fehlen. Am XXL-Wochenende vom 1. bis 5. Mai spielen sowohl Wetter als auch Karussell jede nur erdenkliche Höhe und Tiefe auf der Klaviatur rauf und runter. Angesichts der fünf tollen Messetage fragen wir uns, wann wohl die Messewoche kommt? Eine Woche Kirmes sollte zu einem eventuellen Jubiläum doch machbar sein, oder?
Für Aufregung sorgt der Abriss eines Renaissance-Gebäudes in der Krankenhäger Straße. Das mit grünen Platten getarnte historische Haus wurde dem Erdboden gleich gemacht. Als sich die Bauschuttwolke gelegt hatte, fragen sich viele: Hätte man das nicht verhindern können? Heute weiss man mit Gewissheit: Das war schon richtig so. Wo sonst wäre so ein idealer, zentrumsnaher Ort in der Stadt verfügbar, um Wildkräuter und Gräser zu züchten? Noch dazu umgarnt mit dekorativem Bauzaun, entwickelt das Gelände jetzt erst seinen wirklichen Reiz. Da hätte das alte Haus nur im Weg gestanden.
Straßensperren, Verkehrsbehinderungen und schweres Baugerät in der Stadt: Die neue Brücke ist da. Der Schwertransport aus Süddeutschland wird mittels Kran über die Stadtmauer gehievt und punktgenau platziert. In der Bevölkerung herrscht Uneinigkeit über den Neuzugang an Metall und Holz: Soll man die Brücke nun gut finden, weil sie den Abschluss der neuen Weserpromenade darstellt? Oder soll man sie schlechtreden, weil man per se gerne Dinge schlechtredet? Fest steht: Sie ist für Rollstuhlfahrer, Radler und Kinderwagen eine Sackgasse weil man zwar über sie rüberfahren kann, am anderen Ende aber eine Treppe wartet.
Rinteln wählt um ein Haar seinen neuen Bürgermeister. Trotz kurzweiliger Podiumsdiskussion, die zwar wenig neues zu Tage fördert, dafür einigen Unterhaltungswert besitzt, kriegt am Wahltag keiner der drei Kandidaten die Kurve. Friedrich-Wilhelm Rauch hätte das Rennen fast gewonnen, Thomas Priemer fast noch eher, aber eine knappe Handvoll Stimmen sicherte sich der dritte Kandidat Heinz-Josef Weich. So kommt keiner über 50 Prozent der Stimmen, was eine Stichwahl nötig macht und die finale Entscheidung hinauszögert.
Eine andere Wahl klappt dafür reibungslos: Der Rintelner Carnevalsverein bekommt einen neuen Vorstand, Sebastian Westphal. Wir berichten über den Kreisverkehr, der keiner ist (weil die Beschilderung fehlt, ist es im eigentlichen Sinne eine „Rechts-vor-Links“-Kreuzung) und am Rintelner Weseranger eröffnet nach ein paar regenreichen Tagen der Bodega Beach Club. Mit etlichen LKW-Ladungen Sand haben die Macher der „Bodega“ einen Strand am Nordufer der Weser geschaffen und bauen eine Infrastruktur aus Getränkeausschank und Sitzgelegenheiten am Sandstrand auf. Das Angebot, einen kleinen und spontanen Kurzurlaub am Weserstrand zu genießen, nehmen viele Besucher gerne wahr. Ebenfalls im Mai stellt sich unser neuer Kolumnist der Öffentlichkeit vor. Der Kadosch begleitet von nun an das Geschehen, was direkt und indirekt und über Umwege manchmal mit Rinteln zu tun hat und erfreut sich seitdem wachsender Beliebtheit.
Juni
Die Fussball-WM hat Rinteln fest im Griff. Kaum ein Ort, an dem nicht „Public Viewing“ betrieben wird. Ob Weserpromenade, Kneipe oder Zelt, überall werden Großbildleinwände aufgestellt, Sitzbänke positioniert und die Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu Höchstleistungen angefeuert. Sportlich zeigen sich auch die Teilnehmer des diesjährigen Volksbanklaufs, die trotz Regenschauer die Lust am Laufen nicht verlieren. Das Felgenfest trifft ungeschickterweise genau mit der Bürgermeister-Stichwahl am selben Tag zusammen. Durch die Straßensperren vielerorts wird eine niedrige Wahlbeteiligung befürchtet, was sich am Wahlabend aber relativiert. Die Wahlbeteiligung wäre wohl auch ohne Straßensperren recht niedrig. Rinteln hat seinen neuen Bürgermeister, er heisst Thomas Priemer und schon starten die Lyriker allerorten ihre wortreichen Offensiven, vom „Prima Bürgermeister für Rinteln“ bis zu „Priemer Entscheidung“ ist die Rede. Der neue Amtsinhaber bekommt Blumengrüße, Pralinen und ein neues Nummernschild geschenkt und den mit sieben Jahren wohl jünsten Gratulaten am Wahlabend. Einzig das Bayern-Trikot wäre bei BVB-Fan Priemer wohl diskussionswürdig.
Beim Alt-Traktoren-Treffen in Friedrichshöhe rinnt uns der Schweiß in Strömen: Angesichts der glühenden Hitze und in Ermangelung jeglichen Schattens funktionieren an diesem Tag nur die leidgeprüften Landmaschinen reibungslos. Mensch und Tier sind mit Flüssigkeitsnachschub beschäftigt, aber die Traktoren werkeln, völlig unabhängig von Alter und Zylinderzahl scheinbar zeitlos zuverlässig vor sich hin. Der makellose Zustand etlicher, perfekt restaurierter Liebhaberstücke lässt auf die Detailverliebtheit der Besitzer schließen. Und mit so einem Traktor ist es wie mit einem Auto: Manche sind zum Benutzen einfach viel zu schade.
Beim Irish Folk Festival verwandeln sich die Möllenbecker Klostermauern in überdimensionale Klangkörper, so auch in diesem Jahr wieder. Vor 17 Jahren mit gerade einmal 300 Besuchern gestartet, lockt die Veranstaltung heute locker das zehnfache an Menschen nach Möllenbeck. Im Innenhof wird live getanzt, die Besucher im Außengelände bekommen die Musik zur grillfrischen Bratwurst über gigantische Lautsprecher serviert. Der Eintritt ist wie immer frei, das Erlebnis dagegen unbezahlbar.
Eine Premiere findet in Steinbergen statt: Das erste Steinberger Bobby-Car-Rennen geht über die Bühne. Das kultige Rutschmobil findet, aufgemotzt und im Serienzustand eine breite Anhängerschaft, so dass es nur eine Frage der Zeit war bis es auch bei uns den ersten Wettbewerb geben würde. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein, die Steinberger Feuerwehr und der TSV Steinbergen konnten die Eventpremiere mit über 300 Besuchern und 66 gemeldeten Teilnehmern als vollen Erfolg verbuchen. Das Erfolgsgeheimnis der schnellsten Fahrer? Sand und Fett. Ersterer sollte aus allen drehenden Teilen entfernt und durch letzteres ersetzt werden. Dann dreht sich alles wieder wie geschmiert und verschafft den Piloten wertvolle Zehntelsekunden auf dem Weg zur Tabellenspitze.
Die Prince-Rupert School verlässt Rinteln endgültig und für immer. Passend zu der betrübten Stimmung über den Weggang regnet es, als die Schulleitung zusammen mit dem ausführenden Künstler der Stadt ein besonderes Geschenk macht: „Rupert´s Needle“, ein pyramidenförmige Skulptur mit vergoldetem Vogel als Spitze wird feierlich auf dem Kollegienplatz enthüllt. Kinder der Schule fertigten die Statue aus vielen einzelnen Kacheln, der ausführende Künstler Alistair Lambert sammelte durch das viele Hin- und Herfliegen zwischen seiner englischen Heimat und Deutschland jede Menge Bonusmeilen und hätte als Prämie locker die Beschichtung des Metallvogels mit edelstem Echtgold wählen können 😉 Die Einzelteile brachte er im Handgepäck durch die Gepäckkontrolle. Wir wissen zwar nicht, was er auf die Anfrage der Grenzbeamten geantwortet hat, können uns aber deren erste Reaktion vorstellen: „Not amused“.
Den ersten Teil des Rinteln-Aktuell Jahresrückblicks 2014 können Sie hier nachlesen: KLICK