Heute, kurz nach 02:00 Uhr nachts wurde ein Brandsatz in einen Raum eines ehemaligen Schulgebäudes in Salzhemmendorf geworfen, der derzeit als Unterkünfte für Asylbewerber genutzt wird.
Es kam zu einem Entstehungsbrand auf dem Boden und am Mobiliar. Die alarmierte Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Die Bewohner der Räumlichkeiten, eine Mutter mit drei Kindern (4, 8 und 11), befanden sich in einem Nebenraum und blieben körperlich unverletzt. Sie wurden vor Ort medizinisch und psychologisch betreut und in einer Ersatzunterkunft untergebracht, die vom Flecken Salzhemmendorf zur Verfügung gestellt wurde. Im Gebäude waren zur Tatzeit 40 Personen. Neben deutschen Bewohnern befanden sich hier 29 Asylbewerber aus Irak, Pakistan, Syrien, Elfenbeinküste und Simbabwe. Die anderen Räumlichkeiten im Gebäude sind nicht von der Tat betroffen und können weiter bewohnt bleiben.
Nach dem Bekanntwerden des Anschlags wurde innerhalb der Polizeiinspektion eine 30-köpfige Sonderkommission (Soko) gebildet. Noch in der Nacht wurde eine umfassende Tatortaufnahme und Spurensuche durchgeführt sowie Opfer, Bewohner und Zeugen vernommen und deren Aussagen bewertet. Es wurden Hinweise aufgenommen und bearbeitet; es wurde noch während der Spurensuche jeder Spur nachgegangen. Insbesondere Umfeldermittlungen führten schließlich zur Feststellung der mutmaßlichen Täter.
Zwei Männer (24 und 30 Jahre alt, beide aus Salzhemmendorf) und eine 23-jährige Frau aus Springe (Region Hannover) konnten nach Auswertung von Spuren, Zeugenaussagen und Vernehmungen sowie aufgrund von Vorerkenntnissen der Polizei ermittelt werden. Der 24-jährige Mann wurde heute Nachmittag gegen 17:30 Uhr vor seiner Wohnung festgenommen; kurz darauf gegen 18:10 Uhr konnte der 30-jährige Mittäter angetroffen und festgenommen werden. Die Festnahme der Frau erfolgte um 19:00 Uhr in Coppenbrügge. Die Festgenommenen werden morgen einem Haftrichter vorgeführt.
Der 24-Jährige hat bereits Vorerkenntnisse aus den Deliktsbereichen Sachbeschädigung und Körperverletzung sowie politisch motivierten Einzeltaten. Der 30-Jährige ist wegen Sachbeschädigung und Diebstahls polizeibekannt.
Nach dem bisherigen Ermittlungsstand sollen die Festgenommenen einen brennenden „Molotow-Cocktail“ durch die Fensterscheibe der Unterkunft geworfen haben bzw. sollen sich während des Wurfes im mit laufendem Motor bereitstehenden Pkw befunden haben. Nach der Tat fuhr der Pkw mit hoher Geschwindigkeit davon.
„Dieser Ermittlungserfolg ist der Aufmerksamkeit der Bevölkerung und der unverzüglich konsequenten Ermittlungsarbeit der Soko zu verdanken“, sagte Inspektionsleiter Ralf Leopold nach der Festnahme.
Der Landkreis Hameln-Pyrmont hatte für heute Nachmittag zu einer Kundgebung in Salzhemmendorf aufgerufen. Unter dem Motto „Gute Nachbarschaft“ bezog sich Landrat Tjark Bartels dabei auf den nächtlichen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft.
Der Landrat eröffnete gegen 17:00 Uhr mit einem Redebeitrag an der Calenberger Allee die Demonstration. Der Demonstrationszug mit geschätzten 2.000 Teilnehmern setzte sich gegen 17:06 Uhr auf der Calenberger Allee (Landesstraße L462, Ortsdurchfahrt Salzhemmendorf) in Bewegung und erreichte gegen 17:25 Uhr den heutigen Tatort. Hier folgten Zwischenkundgebungen mit mehreren Redebeiträgen.
Die Veranstaltung ist um 18:23 Uhr für beendet erklärt worden. Sie verlief mit einer Ausnahme friedlich und störungsfrei: Auf der Calenberger Allee versuchte eine offenbar rechtsmotivierte Person zu provozieren und den Demonstrationszug zu stören. Dieser Störer wurde von Einsatzkräften aus dem Teilnehmerfeld entfernt. Die polizeilichen Maßnahmen, u.a. Identitätsfeststellungen, dauern derzeit noch an.
Bereits gestern, am 27.08.2015, 00:23 Uhr, meldete ein Mann eine Gruppe fremder Personen vor einer mit Flüchtlingen belegten Unterkunft.
Zwei der dort stehenden Männer sollen auch Holzknüppel in den Händen gehalten haben.
Laut dem Mitteiler sei die Personengruppe, nachdem er sich bemerkbar gemacht hatte, mit einem blauen Audi 80 und einem roten Renault Clio weggefahren.
Sofort eingeleitete Fahndungsmaßnahmen verliefen ohne Erfolg.
Nach Angaben des Anrufers wurden von diesen Personen keine fremdenfeindlichen Äußerungen abgegeben. Auch andere Straftaten wie Sachbeschädigungen oder Bedrohungen wurden weder vom Mitteiler behauptet noch von den dort eingesetzten Polizeikräften festgestellt.
Das Polizeikommissariat Stadthagen hat die Ermittlungen im Rahmen der Gefahrenabwehr übernommen und bittet um sachdienliche Hinweise unter der Telefonnummer 05721/4004-0.
Da auch ein fremdenfeindlicher Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, ist das Staatsschutzkommissariat der Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg an den Ermittlungen beteiligt.
(Quellen: Polizei Hameln-Pyrmont/Holzminden, Polizei Nienburg/Schaumburg)