Über Falschgeld gibt es Interessantes zu berichten. Das erfuhren auch die Schüler der Berufsbildenden Schulen in Rinteln nach der unterhaltsamen Doppelstunde mit Michael Lindner und Jens Petersen von der Deutschen Bundesbank-Filiale in Hannover. Die beiden waren in dieser Woche zu Gast bei angehenden Kaufleuten in Rinteln und wollen die Sinne dafür schärfen, „Blüten“ von echten Banknoten zu unterscheiden. Zuvor der Faktencheck, bei dem Petersen die häufigsten Fragen im Vorfeld beantwortet: Durchschnittlich 103 Euro Bargeld trägt jeder Bürger bei sich, Banknoten gibt es in sieben Stückelungen – angefangen beim 5-Euro-Schein bis zum 500er, der in Zukunft aus dem Verkehr genommen wird. Die Herstellungskosten variieren je nach Schein von 6 bis 16 Cent und die Lebensdauer kann bis zu vier Jahre betragen.
Bei Falschgeld sieht das naturgemäß etwas anders aus. Gefälschtes Geld wird sichergestellt und vernichtet. Oder markiert und dann zu Schulungszwecken wie diesem weiterverwendet. Petersen schildert ein Beispiel aus Hannover: Im Jahr 2002, nach der Euro-Einführung waren viele Menschen noch nicht mit der neuen Währung bekannt – tauchte an einem Kiosk ein 300 Euro Schein auf. Heute würde man darüber schmunzeln, damals wurde die Note akzeptiert. „Damit hat jemand Zigaretten gekauft und 195 Euro Wechselgeld herausbekommen“, so Petersen. Heutzutage sind es weniger die großen Banknoten, auf die Fälscher es abgesehen haben, eher 20er und 50er. Die sind häufiger und schneller im Umlauf. Bei letzterem kommt hinzu, dass Kriminelle die „Altbestände“ unters Volk bringen müssen, da ein Nachfolger bereits seit einem Jahr „auf dem Markt“ ist.
Die Qualität von Falschgeld ist stark unterschiedlich, wie an ausgegebenen Beispiel-Exemplaren deutlich wird. Da gibt es den Zehner, leicht schief auf dem Farbkopierer hergestellt, ohne Wasserzeichen und Sicherheitsfaden, der selbst bei Laien nur im Dunkeln als Original durchgehen dürfte. Auf der anderen Seite der Qualitätsskala: Der 200-Euro-Schein mit Hologramm und erstaunlich guter Drucknachbildung. Hier muss man schon genau auf die Schnellmerkmale achten, die die beiden Falschgeldexperten den Schülern beigebracht haben: Glanzstreifen, Durchsicht, Kippeffekt. Klar, hierbei handelt es sich um Falschgeld. Doch wäre es in freier Wildbahn aufgefallen? Vor allem: Wie bekommen die Fälscher die Hologrammfolie so gut hin? Dabei handelt es sich um das Symbol mit dem Notenwert und dem metallischen Farbwechsel bei Kippen des Scheins, rechts auf der Vorderseite? „Die gibt es mittlerweile im Darknet zu kaufen“, antwortet Petersen, „da bekommen Sie inzwischen regelrechte Falschgeld-Baukästen mit Papier, Druckfarbe und Zubehör, ein komplettes Rundum-Sorglos-Paket.“ Zu besagter 200-Euro-Blüte gibt es natürlich auch eine Hintergrundgeschichte. Der Täter hat versucht, in einer Parfümerie in Hannover mit einem echten 200-Euro-Schein zu bezahlen. Nach anfänglicher Skepsis des Verkaufspersonals und anschließender genauer Überprüfung des Scheins stimmte die Filialleitung zu. Schließlich war der Schein ja tatsächlich echt. Doch dann startete der Täter sein Ablenkungsmanöver, nahm den echten 200er zurück und versuchte dann, mit kleineren Scheinen zu bezahlen. Dann überlegte er es sich noch einmal anders und zückte einen 200-Euro-Schein aus der Geldbörse. Allerdings nicht den eingangs überprüften, sondern einen gefälschten, der natürlich ohne erneute Prüfung angenommen wurde. „Man ist dem Täter nur dank der Überwachungskamera auf die Spur gekommen“, so Petersen, „gestellt wurde er in einem Hotel am Steintor, wo er in einem Revisionsschacht 38 falsche 200-Euro-Noten versteckt hatte. Er bekam sieben Jahre Haft.“
Doch es sind nicht nur die großen, spektakulären Fälle, auf die Schüler sensibilisiert werden. Wie verhält man sich im Kleinen, wenn Falschgeld über die Ladentheke wandert und man es als solches erkennt? Vielleicht ist der Kunde selbst Opfer geworden und transportiert die Blüte weiter, ohne es zu wissen? Falschgeld sollte nach Erkennung immer gesichert in einen Umschlag wandern, so der Experte. Es dient als wertvoller Spurenträger und kann Ermittlern Hinweise auf die Täter liefern. Und manchmal passiert selbst mit echtem Geld ein Malheur, das niemand beabsichtigt hat. Es wird in der Jeans mitgewaschen, bleicht aus und quillt auf. Oder es kommt versehentlich beim Bezahlen im Restaurant mit einer Kerze in Kontakt und brennt an. Da ist es gut zu wissen, dass die Bundesbank in solchen Fällen für Ersatz sorgt. Natürlich darf auch hier ein unterhaltsames Beispiel aus der Praxis nicht fehlen: Petersen erinnert sich an einen Pizzabäcker, die seine Tageseinnahmen im Backofen deponierte. Als der Mitarbeiter am Folgetag den Ofen anheizte, roch es plötzlich so seltsam. Obwohl vom Geld nur noch Teile übrig waren, gab es Ersatz für die rund 3.000 angekokelten Euro. Und gratis dazu die folgenschwere Erkenntnis: Pizzaöfen sind keine geeigneten Tresore.