(Rinteln) Zum Rintelner Adventszauber 2019 hätte sich wohl niemand träumen lassen, dass es ein Jahr später keinen Weihnachtsmarkt in der Weserstadt geben wird. Wo im Vorjahr Menschen dicht an dicht an der Weihnachtspyramide standen und bei Glühwein und Kakao dem Bühnenprogramm auf dem Marktplatz lauschten, gibt es 2020 corona-bedingt vereinzelte Buden mit ausreichend Abstand und unterschiedlichen Inhalten zu sehen.
In manchen von ihnen bieten Händler Gegenstände zum Kauf an, andere wiederum zeigen – unter dem Motto „Rintelner Budenzauber“ – kleine, automatisch ablaufende Puppenspielszenen. Hierzu wurden die Verkaufsbuden durch Mitarbeiter des städtischen Bauhofs mit Rahmen und Fenstern ausgestattet.
Nur wenige Meter weiter erstrahlt die St.-Nikolai-Kirche in farbenfroher Beleuchtung. Auf dem Kirchturm werden Animationen abgespielt, Bibelverse und kurze Sequenzen gezeigt.
Und noch etwas ist in diesem Jahr anders. Statt einer Ansprache von Bürgermeister Thomas Priemer live auf dem Marktplatz mit anschließender Anleuchtung des Weihnachtsbaumes wurde die Rede vorab aufgezeichnet und per YouTube um Punkt 18 Uhr freigeschaltet.
(Video: Anleuchten des Rintelner Weihnachtsbaumes)
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Man habe den Adventszauber schweren Herzens absagen müssen. Die einzuhaltenden Bestimmungen hätten eine Organisation nicht möglich gemacht, so Priemer: „Das tut uns weh.“ Mit Einzelhandel und dekorierten Straßenzügen habe man zusammen mit den Schaustellern eine weihnachtliche Atmosphäre in der Altstadt geschaffen. Rinteln freue sich – unter Einhaltung der Abstände und Hygienemaßnahmen – auf Besucher zur Vorweihnachtszeit.
Im Anschluss sprach Pastor Dr. Dirk Gniesmer über viele Dinge, die trotz Corona nicht abgesagt wurden. Advent und Weihnachten etwa. Genau wie Glühwein, Trost, Spaziergänge, Telefonate, Geburt Jesu, Freude, Bratäpfel, Menschlichkeit, Nikolaus, Beten und Gemütlichkeit. „Kerzen stecken wir an“, so Gniesmer, „aber uns gegenseitig nicht.“ Es sei ein blödes Jahr, aber Weihnachten ließe man sich nehmen. Was wohl wäre, wenn die Krippe unter Berücksichtigung der Corona-Verordnung aufgestellt werden müsste, so Gniesmer. „Jesus, Maria und Josef sind ein Haushalt. Aber dann wird es schon eng.“ Gehe man davon aus dass die mindestens zwei Hirten nicht miteinander verwandt seien und die drei Weisen nicht in einer WG zusammen leben, bedeute das acht Leute aus sechs Haushalten. Doch was kann man tun? Mit Markierungsband die Abstände vor dem Stall festlegen? Formulare zur Kontaktverfolgung ausfüllen lassen? Klopapier, Hefe und Nudeln statt Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke der drei Könige? „Wenn es denn überhaupt zur Einreise kommt und Maria und Josef nicht schon bei der Einreise nach Betlehem am Beherbergungsverbot scheitern“, warb Gniesmer trotz allem für Humor, „ein etwas anderes Weihnachten, ja, aber die Lichter lassen wir leuchten!“