Hinter einem Rettungswagen parkt man nicht. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, sorgt bei den Einsatzkräften immer wieder für Kopfschütteln. Dabei kann dieses Verhalten im Ernstfall wichtige, lebensnotwendige Zeit kosten.
Ist der nötige Platz um die Einsatzfahrzeuge nicht gegeben, kann die Trage nicht aus dem Fahrzeug entnommen werden. Im Normalfall rufen die Rettungskräfte die Polizei, lassen das im Weg stehende Fahrzeug abschleppen.
Diesmal war es gottseidank nur eine Übung, zu der drei Rettungswagen des DRK ausrückten. Das fiktive Szenario: Ein Schiff ist in Rinteln gestrandet. Zahlreiche Verletzte und Schiffbrüchige müssen von den Helfern des roten Kreuzes versorgt und an eine zentrale Sammelstelle gebracht werden.
Die dabei geübte Maßnahme nennt sich „Betreuung von Betroffenen in Katastrophensituationen“, könnte statt des verunglückten Schiffes aber auch jede anderweitige Unglückssituation zum Thema haben. Rund 25 Freiwillige sind an dem Abend am Pferdemarkt mit von der Partie, als drei Einsatzfahrzeuge des DRK Schaumburg eintreffen. Für das Jugendrotkreuz, das im September in Rinteln erst an den Start geht, ist es die allererste Aktion. Der Nachwuchs, jung und neu in der Organisation tätig, will trainiert werden.
So dauert es nicht lange, bis die ersten Beteiligten Verletzungen angeben, Gebrechen simulieren oder anderweitig für eine Erschwerung des Einsatzes sorgen. Das sollen sie, das ist so gewollt und trägt zum Training der Helfer bei. Imtraud Exner, stellvertretende Vorsitzende vom DRK Ortsverein Rinteln, gibt an, sich den Fuß verstaucht zu haben. Nils Birkhof hilft ihr ins Einsatzfahrzeug, wirft einen prüfenden Blick aufs „verletzte“ Gelenk und stellt das Bein ruhig. „Eigentlich war ich ja zur zeitgleich stattfindenden Veranstaltung im Brückentor eingeladen“, so die rüstige Dame, „doch das hier schien mir auch sehr wichtig!“
Plötzlich tauchen immer mehr „Verletzte“ auf. Ein Schleudertrauma wird zum Thema, gegenüber kippt Stefanie Redeker um – Kreislaufkollaps. Die Rettungskräfte bringen sie in die stabile Seitenlage, leisten erste Hilfe. Andere Betroffene sprechen kein Deutsch, eine Dame ist Taubstumm und benötigt besondere Aufmerksamkeit. Die Retter sind gefordert.
Abschnittsleiter Benedict Senne hat die Verantwortung an diesem abendlichen Einsatz. Die Aktion wird geleitet von Torsten Prochnow, der am Sammelplatz in Engern auf das Eintreffen der evakuierten Personen wartet. Als Dank für die Mithilfe gibt es Leckeres vom Grill und erfrischende Getränke. Am späteren Abend werden die Beteiligten wieder zurück zum Treffpunkt gebracht.
Zwischenzeitlich ist auch der Halter des silberfarbenen Mercedes zu seinem Auto geeilt. Er hielt sich in der Nähe auf und fährt seinen Wagen davon. Im Ernstfall hängen Menschenleben davon ab. Diesmal war es „nur“ eine Übung.