(Rinteln) „Das sieht gut aus“, kommentiert Steffi Brandes das Ergebnis der Gelierprobe. „Ein paar Sekunden noch“, fügt die Mitarbeiterin des Schaustellerbetriebs Klaasen hinzu, wartet kurz ab und nimmt dann den Topf mit dem dampfenden Weißwein vom Herd. Jetzt muss es schnell gehen, schließlich muss das frisch eingekochte Weißwein-Gelee so heiß wie möglich in die bereit gestellten Gläser gefüllt werden.
Die Familie Klaasen betreibt seit Jahren die Glühweinpyramide auf dem Rintelner Weihnachtsmarkt. Dort bietet man schon seit Jahren verschiedene Glühweine nach eigenem Hausrezept an. „Qualität zahlt sich aus“, so Klaasen, „die Besucher lieben uns für unseren Glühwein.“
Schon Klaasens Großeltern standen auf dem Rintelner Weihnachtsmarkt mit Glühwein und hausgemachten Schmalzbroten. Oma Bode war stadtbekannt und beliebt für ihre selbstgezauberten Leckereien. Wenn die Klaasens bei Freunden oder Familienmitgliedern eingeladen waren, brachten sie häufig eine Flasche Wein als Geschenk mit. Das passte gut, schließlich haben sie viele Weintrinker in ihrem Umfeld — aber es war eben auch immer das gleiche. Auf der Suche nach einer Alternative kam dem Rintelner die Idee, den Wein einfach zu einem Gelee zu verarbeiten. „Man kann ja alles einkochen“, lacht Marlon Klaasen. Die ersten Gelees wurden im Freundeskreis verteilt und kamen dort sehr gut an.
Aufgrund der Corona-Krise gibt es auch in Rinteln keinen Weihnachtsmarkt, wie man ihn kennt. Als über die örtlichen Medien bekannt gegeben wurde das die Rintelner Glühweinpyramide in diesem Jahr nicht auf dem Marktplatz steht, erhielt Marlon Klaasen viele Anfragen. „Es haben uns Leute via Facebook, Instagram und telefonisch kontaktiert, wie sie nun an ihren heißgeliebten Glühwein kämen.“ Zunächst habe er sich nichts dabei gedacht, als aber dann eine Kundin bei Familie Klaasen vor der Haustür stand und nachfragte, machte er sich Gedanken: „Schnell war klar, es musste eine zündende Idee her.“
„Diese Idee dazu kam uns dann am Montagabend auf der Couch“, erinnert sich Klaasen. Am nächsten Vormittag hat er sich mit der langjährigen Mitarbeiterin Steffi Brandes in Verbindung gesetzt. „Steffi ist unser guter Geist“ so Klaasen, „sie hat das gewisse Fingerspitzengefühl, um aus unserem Wein etwas Handfestes zu zaubern. Wir mussten aber erst noch einige Formalitäten klären“.
Schon bald lief die heimische Produktion an. Gelees, Glühwein-Essig für den Salat sowie Glühwein-Fruchtgummi und Bonbons wurden zubereitet. Sie sind ab dem 12. Dezember samstags, sonntags, dienstags und donnerstags in der Zeit von 16 bis 19 Uhr auf dem Betriebsgelände des Klaasen Schaustellerbetriebs in der Stoevesandtstraße 3 erhältlich. Weiterhin werden Klaasens bekannte Feuerzangenbowle, sowie roter und weißer Glühwein in Flaschen angeboten. „Wer es nicht erwarten kann, der kann sich den heißen Wein direkt in eine Thermoskanne füllen lassen. Hierfür sind extra Thermoskannen mit Pyramiden Logo hergestellt worden, welche gegen Pfandgebür ausgegeben werden“, ergänzt Klaasen, „weiterhin stellen wir auch gern individuelle Präsentkörbe als Geschenkidee für Weihnachten zusammen“.
Für die Zubereitung kommen unter anderem Gelierzucker, Zimt, Orangenschalen und Sternanis sowie Nelken zum Einsatz. Einige kleine Gläser sind schon für den roten Fruchtaufstrich bereitgestellt. „Die Gläser müssen vorher desinfiziert werden. Dafür werden sie mit heißem Wasser ausgekocht“, erklärt Steffi Brandes und befördert die dampfende Flüssigkeit mithilfe eines Einfülltrichters in die vorbereiteten Behälter, auf die dann schnell die Deckel geschraubt werden. Wenn die Gläser abgekühlt sind, werden sie mit Etiketten versehen. Die Fläschchen mit Glühwein-Essig bekommen noch ein kleines Bratapfelrezept für Zuhause angehangen.
„Wir möchten den Menschen ein Stück heimischen Weihnachtsmarkt nach Hause bringen“, so Klaasen abschließend. Wenn es wieder möglich ist, möchte er die Gelees und die Bonbons auch auf dem Weihnachtsmarkt anbieten. Um einen weiteren Schritt in die Professionalität zu gehen, sollen die Glühweinprodukte zertifiziert werden.