(Rinteln) Dem Projekt „#wesererleben“ stehen kurz vor dem Start deutliche Kostensteigerungen und Probleme mit dem Hafenbecken gegenüber. Im Ortsrat beriet man jetzt über die Folgen und mögliche Einsparmaßnahmen.
Bevor die Pläne zur Erschließung der Gouvernements-Halbinsel und des Alten Hafens in die Verwirklichung gehen können, müssen sie erst den Ortsrat passieren und in der nächsten Woche den Bauausschuss. Bereits jetzt, im Ortsrat, wurde deutlich: Es wird teurer. Die Planer erklärten, dies sei üblich, sobald man in die Detailplanung einsteige und einzelne Posten konkret kalkuliere (siehe den Bericht zum gleichen Thema aus dem September 2022).

Größter Brocken der inzwischen auf 555.130 Euro angestiegenen Kosten ist die barrierefreie Erschließung der Berme von „Bombecks Eck“ entlang der Böschung bis zum Hafenbecken (193.000 Euro). Ein Grund für die CDU, nach Sparmöglichkeiten zu suchen. Matthias Wehrung und Kay Steding schlugen daher vor, bis zur Bauausschusssitzung eine alternative Kostenkalkulation durchzurechnen, eine „Berme light“ gewissermaßen, die nur bis zur bestehenden Fußgängerbrücke reicht und dann über diese an den vorhandenen Rundweg anschließen würde. Steding erinnerte daran, dass im Haushalt nur 436.000 Euro für „wesererleben“ vorgesehen seien. Damit liege man schon jetzt deutlich darüber. Als Förderung gibt es 285.000 Euro, so Stadtkämmerer Jörg Schmieding, der angesichts von 7,6 fehlenden Millionen im Haushalt an wirtschaftliches Denken appellierte.

Weiteres Problem: Wohin mit dem Schlamm im Hafenbecken? Damit der Bootssteg (40.000 Euro) und die Bühne (64.000 Euro) entstehen können, muss das Gemisch aus Ablagerungen und organischem Material ausgebaggert werden. Ein Abtransport wäre zu teuer, kristallisierte sich heraus. Der Schlamm müsste erst zwischengelagert und getrocknet, dann aufgrund von Schadstoffbelastungen teuer entsorgt werden. Die Zwischenlagerung auf der Halbinsel erlaubt der Landkreis nicht, da es sich um ein Hochwassergebiet handelt. Eine Argumentation die bei Matthias Wehrung Stirnrunzeln hervorrief: „Ich erinnere mich nicht, dass es hier in den letzten Jahren mal ein 5-Meter-Sommerhochwasser gegeben hat.“ Cordula Lüdtke-Dommel vom Bauamt winkte ab. Mit dem Landkreis sei nicht zu verhandeln. Bleibt also nur, den Schlamm an den Seiten des Hafenbeckens aufzuschütten. Das ist erlaubt, verschmälert aber die „Fahrrinne“.

555.135 Euro plus „Summe XYZ“ fürs Ausbaggern des Alten Hafens
Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser (RI) konnte sich nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, über diese Maßnahme abstimmen zu müssen, ohne jedoch die konkreten Kosten zu kennen. „Das ist ziemlich bescheuert“, so sein Kommentar. Kämmerer Schmieding argumentierte, laut Wasserhaushaltsgesetz sei man ohnehin zum Ausbaggern des Hafens verpflichtet. Man komme also nicht um diese Maßnahme herum. Lagert man den Schlamm wie vorgeschlagen um, würde dies „unter 100.000 Euro“ kosten. Ein Abtransport samt Entsorgung „über 100.000 Euro“. Die kämen zu den eingangs erwähnten 555.000 Euro noch dazu.
Lüdtke-Dommel deutete eine alternative Möglichkeit zur Lösung des „Schlammproblems“ an, die sich allerdings erst kurzfristig aufgetan habe. Daher müsse man diese zunächst prüfen.

Bestandteil des Projekts wird auch eine Brücke über die Neue Exter (75.000 Euro). Wolfgang Hanke vom Planungsbüro o.9 aus Minden stellte die Einzelheiten vor. Die Brücke soll von „Bombecks Eck“ über die Einmündung zur Berme führen und eine Spannweite von 11 Metern haben. Aufgrund der Nähe zum Baudenkmal Weserbrücke wählten die Planer hier eine filigrane Konstruktion aus Stahl und Holz, mit Handläufen aus Eiche und Eichendielen als Belag. Als Gründung werden rund sechs Meter lange Stahlelemente in den Boden gerammt. Die Berme soll mit einem 1,20 Meter breiten Weg erschlossen werden. „Begegnungsflächen“ mit 1,80 Meter Breite sollen das Passieren ermöglichen. Am Hafenbecken ist geplant, die Böschung mit den bestehenden Spundwänden abzufangen. Neuhäuser warf ein, beim Erwerb des Alten Hafens sei vor Jahren bekannt gewesen, dass die Spundwände bereits damals als „marode“ eingeschätzt wurden. Lüdtke-Dommel konterte, Taucher hätten dort Untersuchungen vorgenommen: „Alles standfest.“

Die Bühne soll laut Planungen 5,70 Meter ins Hafenbecken reichen. Auf einer verdichteten Steinlage werden bis zu fünf Schichten Füllboden aufgetragen und ebenfalls einzeln verdichtet. Mit sogenanntem „Überkorn“ aus dem Kiesabbau wird eine Böschungssicherung mit „natürlichem Charakter“ erreicht. Eine Tribüne aus Obernkirchener Sandstein bietet Sitzgelegenheiten und ein Plattformlift sorgt für eine barrierefreie Erreichbarkeit. Sitzmöbel auf der Halbinsel sollen zum „Chillen“ einladen, durch eine 600 Kubikmeter große Flutmulde an der Exter-Einmündung sollen 50 Prozent der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsfläche geschaffen werden. Der Rest wird an anderer Stelle ausgeglichen. (vu)