(Rinteln) Der 23-jährige Georg-Noel Schäfer aus Seelze hat am vergangenen Samstag seine praktische Prüfung erfolgreich absolviert und erhält nun in Kürze die Privatpilotenlizenz für Segelflug, auch SPL genannt, vom Regierungspräsidium Hannover. Damit ist er aktuell der drittjüngste Inhaber dieser Lizenz beim Luftsportverein Rinteln.
Vor dem Start des ersten Prüfungsfluges fragte Prüfer Armin Brennstuhl in einer detaillierten Vorflugbesprechung die theoretischen Kenntnisse des Kandidaten ab. Es folgten zwei Starts an der Seilwinde und einer im Flugzeugschlepp, bei denen jeweils eine Auswahl der wichtigsten Ausbildungsinhalte am Doppelsteuer vorgeflogen werden mussten. Dabei waren die Wetterbedingungen herausfordernd: starker Seitenwind mit Böen bis zu fast 50 km/h verlangten dem Nachwuchsflieger sein ganzes Können ab. Doch während der Ausbildung waren Flüge bei ähnlichen Wetterbedingungen häufiger trainiert worden und die Routinen dabei in Fleisch und Blut übergegangen, sodass Schäfer das Flugzeug in allen Situationen sicher manövrierte. Nach jeder Landung erfolgte zudem ein Debriefing, bei dem wichtige Aspekte des Fluges noch einmal hervorgehoben und besprochen wurden. Schäfer zeigte sich auch dabei äußerst kompetent und souverän, nicht zuletzt weil er erst kürzlich seine theoretische Prüfung am Regierungspräsidium Hannover mit ausgezeichneten Ergebnissen abgeschlossen hatte.
Drei Jahre hat die Ausbildung nun für Schäfer im Verein gedauert: Bereits ein Jahr nach seinem Eintritt beherrschte Schäfer das Flugzeug so sicher, dass er es ab diesem Zeitpunkt alleine steuern durfte. Es folgten immer anspruchsvollere Ausbildungs-Abschnitte, in denen Sicherheitsverfahren trainiert wurden und eine Umschulung auf weitere Flugzeugmuster erfolgte. „Die Kosten der Ausbildung waren über die drei Jahre jetzt ungefähr vergleichbar mit dem, was ich für meinen Autoführerschein bezahlt hatte“, berichtet Schäfer. Da im Verein viele Personen sind, die über die anspruchsvollen Lizenzen zur Wartung von Luftfahrtgerät, zum Packen der Rettungsschirme sowie zur Instandhaltung der Seilwinde verfügen, ist das Fliegenlernen hier vergleichsweise erschwinglich. Hinzu kommt, dass auch die zehn Fluglehrer des Vereins ausschließlich ehrenamtlich tätig sind.
„Unsere Flugausbildung findet immer am Wochenende statt – im Vergleich zu einer Flugschule wie etwa Oerlinghausen, wo man auch unter der Woche schulen kann, geht es deshalb natürlich nicht so schnell“, erläutert Ausbildungsleiter Norbert Siebert. Neben den um ein Vielfaches günstigeren Kosten beim LSV Rinteln habe die Ausbildung im Verein aber noch weitere Vorteile: „Man lernt nachhaltiger, wenn man die Flugtechnik regelmäßig wiederholt; bei Intensivkursen sind schnell Erfolge da, aber zwei Wochen später sieht man dann, wie wenig davon sich verfestigt hat“, so Siebert, der selbst bereits mehrere tausend Ausbildungsflüge an Flugschulen und in Luftsportvereinen durchgeführt hat.
Als letzte Schritte der Ausbildung standen in den vergangenen 12 Monaten für Schäfer die Theorieprüfung, eine Einweisung in Streckenflugtechnik sowie so genannte Außenlandungen an. Denn bei fehlender Thermik kann es immer einmal vorkommen, dass unterwegs kein Fluggelände mehr im Gleitflug erreicht wird. Für diesen Fall muss trainiert werden, welche Felder oder Äcker sich für eine sichere Landung eignen und wie der Anflug in diesem Fall gelegt wird. Segelflugzeuge haben für den Fall, dass sie keine Thermik mehr erreichen, eine generelle Genehmigung, auf allen verfügbaren Flächen zu landen. Dabei handelt es sich um einen für Segelflieger ganz regulären Vorgang, der weitaus häufiger vorkommt, als man glauben könnte. Die Flugzeuge müssen dann vor Ort abgerüstet und in einen Anhänger verladen werden, um sie zurück zum Flugplatz zu transportieren. „Die Außenlande-Übungen waren für mich ein Highlight der Ausbildung. Schon ohne Abwinde sinkt ein Segelflugzeug mit fast einem Meter pro Sekunde und da muss alles ziemlich flott gehen, wenn man in unbekanntem Gelände auf einem gemähten Feld landet“, so Schäfer. Der Puls gehe in solchen Situationen ganz schön hoch; anschließend habe man aber viel Zeit, sich von der Aufregung zu erholen, bis die Rückholmannschaft eintrifft, berichtet der Jungpilot weiter.
„Zuerst werd´ ich jetzt die nächsten Flüge ohne Aufsicht genießen und mich auch öfter vom Platz wegbewegen“, schwärmt Schäfer auf die Frage nach den nächsten Zielen. „Anschließend möchte ich so schnell wie möglich die Berechtigung für Passagierflüge erwerben“, so Schäfer weiter. Hierzu muss er mindestens weitere zehn Stunden als verantwortlicher Luftfahrzeugführer oder 30 Starts und Landungen absolvieren. „Als erste Person werde ich dann meinen Bruder mitnehmen, durch den ich damals das Segelfliegen angefangen habe“, plant Schäfer.
(pr/Fotos: pr)