(Rinteln) Die Aufwärtsspirale der Energiekosten hinterlässt Spuren auf dem deutschen Energiemarkt: Immer mehr Billiganbieter stellen die Belieferung ihrer Kunden ein. Die Stadtwerke Rinteln fangen fast 300 betroffene Haushalte auf und übernehmen ersatzweise die nahtlose und zuverlässige Versorgung dieser Kunden.
„Wir haben als Grundversorger eine besondere Verantwortung und garantieren eine sichere Versorgung der Haushalte mit Strom und Gas – das ist für uns Ehrensache“, sagt Vertriebsleiter Thomas Rinnebach. Die Stadtwerke Rinteln setzen auf eine kontinuierliche und langfristige Beschaffung. Mit dieser Einkaufsstrategie kann der Energieversorger kurzfristige Preisanstiege auffangen. „Bei einer solchen Preisentwicklung, wie wir sie seit Mitte des vergangenen Jahres erleben, haben wir allerdings keinen Handlungsspielraum mehr“, bedauert Thomas Rinnebach die Umstände.
Gas und Strom werden zum 1. April 2022 teurer
Zum 1. April erhöhen die Stadtwerke Rinteln deshalb ihre Strom- und Gaspreise. Strom wird um 4,75 Cent netto pro Kilowattstunde teurer. Gas verteuert sich um 1,18 Cent netto pro Kilowattstunde. An den Grundpreisen ändert sich nichts. Ein kleiner Trost: Die Monate mit dem höchsten Heizbedarf sind dann bereits geschafft. Zur weiteren Entwicklung der Beschaffungsmärkte für Energie wagt der Vertriebsleiter derzeit keine Aussage, zu fragil ist derzeit die internationale Lage. „Wenn aber die staatlichen Abgaben und Umlagen fallen, werden wir das umgehend an unsere Kunden weitergeben“, verspricht der Vertriebsleiter. So rechnet er etwa mit einem Ende der EEG-Umlage noch in diesem Jahr.

Internationale Großhandelspreise
„Den größten Anteil machen bei Energiekosten Abgaben, Umlagen, Steuern und Netzentgelte aus“, betont Thomas Rinnebach. „Die fortlaufende Verteuerung von CO2-Emissionen tut ein Übriges. All diese Bestandteile kommen bei unseren Produkten zum Einkaufspreis dazu.“ Besonders Gas verzeichnet über die letzten Monate auf den internationalen Handelsplätzen historische Preisanstiege. Das liegt zum einen an der global hohen Nachfrage nach dem fossilen Brennstoff im Rahmen des Post-Corona-Booms der Wirtschaft. Zum anderen spielt die Ukraine-Krise und die Diskussion um die Gaspipeline Nord Stream 2 eine Rolle. Aber auch die Stromkosten hängen von den Gaspreisen ab. Denn auch in Gaskraftwerken wird in Deutschland elektrische Energie erzeugt. Und im vergangenen Jahr war der Anteil hoch, weil witterungsbedingt besonders wenig Wind- und Sonnenstrom bereitstand.
Info: Neue Strom- und Gaspreise bei den Stadtwerken Rinteln
Strom ab 1.4.2022, Arbeitspreise
Tarif Basis mini: 39,96 Cent/kWh
Tarif Basis maxi: 38,34 Cent/kWhGas ab 1.4.2022, Arbeitspreise
Erdgas XS: 11,84 Cent/kWh
Erdgas S: 10,27 Cent/kWh
Erdgas M: 9,29 Cent/kWh
Erdgas L: 9,09 Cent/kWh
Erdgas XL: 9,58 Cent/kWhBei allen Preisen sind die Brutto-Kosten angegeben. Die Grundpreise ändern sich in allen Tarifen nicht.
Energiewende
Wie es mit den Energiekosten am Beschaffungsmarkt weitergeht, kann aktuell keiner sagen. Energieversorger wie die Stadtwerke Rinteln hoffen auf eine gewisse Entspannung, sehen jedoch in der Energiewende größere Chancen auf eine preislich stabile Energieversorgung. Thomas Rinnebach sagt: „Es macht Sinn, sich in der aktuellen Situation Gedanken über die eigene Stromerzeugung zu machen. Gebäudeeigentümer unterstützen wir ganz praktisch bei Photovoltaik-Projekten. Im Pachtmodell geht das bei uns sogar ohne Anschaffungskosten.“ (pr)