(Rinteln) Jetzt scheint Bewegung in die festgefahrene Situation um den Rintelner Brückentorkomplex zu kommen: Wie wir aus gut informierten Kreisen erfuhren, ist die Investorengruppe russischer Oligarchen im Wettbewerb um die Umgestaltung des Gebäudes aus dem Rennen. Dafür sitzt jetzt ein neuer Geldgeber aus Spanien mit im Boot. Die Risikokapitalgeber um Juan de la Cruz aus Fuerteventura haben in der vergangenen Woche in einer kurzfristig anberaumten und geheimen Sitzung des Verwaltungsausschusses ihre Pläne vorgestellt. Dabei sind interessante Details an die Öffentlichkeit gesickert, die möglicherweise noch unter Verschluss bleiben sollten.
„De la Cruz Investment“ hat dem Protokoll zufolge bereits etliche Großbauprojekte auf der Kanareninsel begleitet. Besonderheit und Bedingung des Investors: Jedes der Bauvorhaben ist mehrheitlich mit Obernkirchener Sandstein verkleidet. Und getreu dem Motto „wer die Musik bezahlt, bestimmt auch, was gespielt wird“ soll auch der neue Brückentorkomplex eine Fassade nahezu komplett aus Obernkirchener Sandstein erhalten. Die Verbundenheit zu dem regionalen Baumaterial resultiert dem Unternehmenssprecher Pietro Sanchez zufolge aus familiären Wurzeln der Familie de la Cruz im Landkreis Schaumburg: „Der Großvater von Señor de la Cruz ließ die Raumpflegerin extra dreimal pro Woche aus Obernkirchen nach Fuerteventura einfliegen.“ Auf den Einwand, ob so ein großes Gebäude in Sandsteinoptik nicht etwas monoton wirken werde, entgegnet er: „Man muss es unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sehen. Wir sparen durch den weitgehenden Verzicht auf Glasflächen und Fenster enorm Energie, weil eine Klimaanlage im Sommer und eine Heizung im Winter überflüssig werden. Vor Veranstaltungen lüften wir über die Notausgänge einmal kurz durch und das reicht dann in der Regel.“
Damit nicht genug. Wie ebenfalls bekannt wurde, soll der Brückentorsaal aus dem Gebäudekomplex ausgegliedert und auf einer Art schwimmender Plattform zwischen Weserbrücke und Schiffsanleger errichtet werden. Dabei finanziert die Stadt Rinteln mittels EU-Förderprogramm aus dem Topf für Kultur und Freizeit das „Basismodell“ des Saals, also das Grundgerüst ohne Wände und Dach. Vereine und Veranstalter können dann Erweiterungsmodule für verschiedene Zwecke mieten oder zum Vorzugspreis kaufen, falls es die Finanzen zulassen. Der Aufbau des modularen Konzepts erfolgt mit einer Art überdimensionalen Bausteinen, die über ein patentiertes Klicksystem verfügen und von zwei ehrenamtlichen Helfern binnen eines Arbeitstages aufgebaut werden können.
Höchst flexibel: Verschiedene Modelle für unterschiedliche Anforderungen
Damit schlagen die Spanier gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe. Schwimmende, dauerhaft temporäre bauliche Anlagen, die nicht länger als 36 Stunden im aufgebauten Zustand verbleiben, bedürfen laut EU-Baurecht keiner Baugenehmigung und sind ebenso von jeglichen Lärmschutzverordnungen befreit. Doch wenn der Saal aus dem Komplex ausgegliedert wird, womit füllt man dann die entstandene Lücke? „Señor de la Cruz hat beschlossen, eine neue Discothek namens Happy Night 2 in den Brückentorkomplex zu integrieren“, erklärt Sanchez, „mit einer exklusiven Getränkekarte und verschiedenen Floors für Musik von Schlager bis Techno soll die zahlungskräftige Kundschaft unterhalten werden.“
Jetzt tickt die Uhr: Wenn die mehrfach geänderten Pläne endlich mit einer Mehrheit durch die politischen Gremien gewunken werden, steht einem Baubeginn noch in diesem Jahr nichts mehr im Weg. Da zunächst der schwimmende Saal fertiggestellt werden wird, können sämtliche Veranstaltungen ohne terminliche Verzögerung bereits in den neuen Räumen auf der Weser stattfinden. Wir drücken die Daumen!