(Exten) Das neue Mähkonzept der Stadt Rinteln kommt ab sofort auch am neuen Friedhof in Exten zum Einsatz. Auf einer großen, noch ungenutzten Rasenfläche darf die Natur jetzt nahezu ungehemmt grünen und blühen, lediglich im Außenbereich wurde ein schmaler Streifen abgemäht.
Für Ortsbürgermeister Bernd Kirchhoff ist es ein Versuch, einer ansonsten völlig ungenutzte Fläche einen experimentellen Zweck zu geben. Die Gräser sollen hier höchstens ein- bis zwei Mal pro Jahr durch den Bauhof gestutzt werden, damit Kräuter und Wildblumen eine Chance gegenüber klassischem Gras eine Chance haben. Deutlich wird auch: Es ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Früher habe man „alles totgespritzt“ und hatte danach ein Jahr Ruhe, das sei heute nicht mehr möglich, so Kirchhoff.
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Dass die Bemühungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind und die Kontaktaufnahme seitens des Bauhofs erfolgte, freut auch Maria Rollinger. Die engagierte Umweltschützerin des NABU Rinteln bezeichnet die Entwicklung von brach liegenden oder ungenutzten Flächen wie im vorliegenden Fall aus naturschutzfachlicher Sicht als perfekt. Es gebe breiten Rückhalt aus der Bevölkerung und auch von Seiten der Landwirte, ergänzt sie. Andere NABU-Gruppen würden fast schon neidvoll auf die Rintelner Projekte blicken, da man in der Weserstadt über den nötigen politischen Rückenwind verfüge.
Nicht immer müssen Wiesen und Flächen raspelkurz gemäht werden. Was vermeintlich ordentlich aussieht, stellt für Insekten keinerlei Lebensraum mehr dar. Sie finden auf millimetergenau geschorenen Grundstücken keine Lebensgrundlage mehr. Das Umdenken in den Köpfen der Menschen scheint dem Vernehmen nach stattgefunden zu haben: Kirchhoff berichtet von etwa 95 Prozent positiven Rückmeldungen in Bezug auf die bisherigen Projekte.
Vor zehn Jahren hätte man Vorhaben wie dieses nicht umsetzen können. Exten nahm hier als einer der ersten Ortsteile eine Vorreiterrolle ein. So war unter anderem eine Wiese am Sportplatz im Rahmen der Aktion „Hier blüht Euch was“ zu einem Schlaraffenland für Bienen und Hummeln umgenutzt worden (wir berichteten). Neben Insekten entdeckten auch bodenbrütende Vögel die Flächen für sich. Hier sei es allerdings wichtig, dass Hundebesitzer ihre Tiere an die Leine nehmen würden, um den gefiederten Nachwuchs nicht zu gefährden, ergänzte Kirchhoff. (vu)