(Rinteln) Mütter und Väter, die in der Burghof-Klinik ambulant oder stationär in Behandlung sind, können sich ab sofort in einer offenen Sprechstunde bei den Fachkräften des „Wellenreiter- Projektes“ darüber informieren, wie sie sich trotz ihrer psychischen Belastung in ihrer Elternrolle weiterentwickeln und an welchen Gruppenangeboten ihre Kinder teilnehmen können, um sich innerlich stark zu machen gegen das Entwickeln einer eigenen psychischen Erkrankung.
Schätzungen zufolge leben in Deutschland circa 3 bis 4 Millionen Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil zusammen. Als Familienangehörige erleben sie die Auswirkungen der elterlichen Erkrankung im Alltag besonders intensiv, weshalb sie auch als Mitbetroffene bezeichnet werden. Die krankheitsbedingt belastende Lebenssituation der eigenen Familie trägt einen Teil dazu bei, dass mitbetroffene Kinder ein maßgeblich erhöhtes Risiko tragen, im Laufe ihres Lebens selbst psychisch zu erkranken oder Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln.
„Vor diesem Hintergrund setzen wir uns aus pädagogischer Perspektive fortwährend mit der Frage auseinander, was Kindern bei der erfolgreichen Bewältigung von Herausforderungen in Verbindung mit dem Erleben der psychischen Erkrankung helfen kann. Unser seit dem Jahr 2018 bestehendes Wellenreiter-Projekt ist explizit darauf ausgerichtet, Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren sowie ihre psychisch erkrankten Eltern zu unterstützen. Ein wichtiger Baustein ist dabei, den Kindern altersadäquate Informationen über die psychische Erkrankung an die Hand zu geben, mithilfe derer es ihnen gelingt, Krankheitssymptome, die sie im Alltag erleben, besser einzuordnen und nicht auf sich selbst zu beziehen“, erzählt Luisa Sophie Heinz vom Kinderschutzbund Rinteln e.V.
„Unser Ziel ist, mit den Kindern und Jugendlichen aber nicht nur ins Gespräch, sondern auch ins Tun zu kommen“, so Frau Heinz weiter. „Zu diesem Zweck eignen sich unsere Gruppentreffen auf unserem weitläufigen Außengelände in Exten hervorragend. Die Kinder und Jugendlichen haben hier die Chance, zusammen mit Gleichaltrigen ihre eigene Umgebung aktiv zu gestalten, Ideen einzubringen und sich an Planungsprozessen zu beteiligen. Diese gemeinsamen Erfahrungen in der Natur mit der Peergroup und die wiederkehrenden kleinen Erfolgserlebnisse fördern unter anderem ihre Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit, stimulieren ihre Kreativität und verbessern das Selbstvertrauen der Beteiligten.“
„Ergänzend dazu möchten wir natürlich auch die Eltern darin unterstützen, nachvollziehen zu können, warum sich ihre Kinder und Jugendlichen auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, was sie eventuell verunsichert und was sie in ihrer positiven Entwicklung stärkt. Das Verstehen (vor-)pubertärer Verhaltensweisen und die damit einhergehende Förderung der Erziehungskompetenz steht auch im Fokus unseres nächsten Elternkurses „Starke Eltern – Starke Kinder“, der Ende April beginnt“, fügt Kinderschutzbund-Fachkraft Susanne Meyer hinzu.
Wenngleich die (Gruppen-)Angebote des Wellenreiter-Projekts in den vergangenen Jahren bereits für zahlreiche Familien eine wertvolle Ressource waren, beobachtet das Wellenreiter-Team immer wieder, dass die Kontaktaufnahme vielen Betroffenen nicht leichtfällt und sie den Anspruch an sich selbst stellen, familiäre Herausforderungen aus eigener Kraft alleine bewältigen zu müssen, um ein „guter Vater“ oder eine „gute Mutter“ zu sein. Anderen Familien ist das Projekt wiederum noch gar nicht bekannt.
Heinz zufolge ist die Freude über die geglückte Kooperation mit der Burghof-Klinik deshalb sehr groß: „Wir haben den Wunsch, psychisch erkrankten Eltern den unverbindlichen, aber persönlichen Zugang zu Informationen über die verschiedenen Angebote in unserem Projekt deutlich zu erleichtern und sind optimistisch, dass die offene Sprechstunde in den Räumlichkeiten der Burghof-Klinik einen wichtigen Beitrag hierzu leistet. Denn Mütter und Väter, die Patientinnen und Patienten der Burghof-Klinik sind, haben nun die Möglichkeit, über ihre Therapeutinnen und Therapeuten von unserem Gesprächsangebot zu erfahren und uns in den ihnen schon bekannten Klinik-Räumlichkeiten recht spontan zu besuchen, um mehr über unsere Angebote zu erfahren.“
Momentan findet die Sprechstunde immer montags im Zeitraum von 13:30 bis 15:00 Uhr in der Virchowstr. 5, 31737 Rinteln, statt. Der Konferenzraum ist über das Foyer im Erdgeschoss zugänglich. Um die Sprechstunde aufsuchen zu können, ist das negative Ergebnis eines Schnelltests von einer anerkannten Teststelle notwendig.
Weiterhin ist das Team vom Kinderschutzbund Rinteln e.V. auch telefonisch (015204868711 und 015205611196) und per E-Mail (wellenreiter-rinteln@gmx.de) erreichbar. Einen anschaulichen Eindruck vom Wellenreiter-Projekt vermitteln darüber hinaus der Internet- Auftritt (www.kinderschutzbund-rinteln.de) oder die Instagram-Seite (wellenreiter_kinderschutzbund). (pr)