Drei Rintelner haben eine 634 Kilometer lange Ruderfahrt auf der Elbe hinter sich. Einer von ihnen, Dieter Opara, beschreibt sein Eindrücke:
„Das Rudern auf der Elbe hat uns schon vor einem Jahr in den Bann gezogen, so konnten wir auch dieses Jahr nicht widerstehen.
Wir, das sind Ulli Sendler und Detlev und Dieter Opara, planten die Reise von der Ortschaft Schmilka an der tschechischen Grenze bis nach Hamburg, eine Strecke von insgesamt 634 km. Als Boot hatten wir uns einen Zweier mit Steuermann namens „Danzig“ ausgesucht, ein über 80 Jahre altes Klinkerboot aus dem Bootspark des WSV Rinteln. Dieser Bootstyp hat den Vorteil, dass er das umfangreiche Gepäck mit an Bord nehmen kann, was für eine solche Reise notwendig ist. 10 Tage wollten wir unterwegs sein, da ist neben ausreichender Kleidung, Kochgeschirr, Zelt und Schlafsäcken auch eine große Menge an Lebensmitteln notwendig. Ruderer sind nämlich fast immer hungrig!

Schon an der tschechischen Grenze hat die Elbe eine Breite, die deutlich mehr ist als das, was man von der Weser in Rinteln kennt. Der Fluss avanciert schon hier zum Strom, eingerahmt vom Elbsandsteingebirge, einer imposanten und fantastischen Landschaft. Es ist kaum vorstellbar, dass im vorherigen Jahr um die gleiche Zeit das Wasser so hoch stand, dass die Straße, die wir eben noch mit dem Auto befahren haben, mehr als zwei Meter unter Wasser war.
Die Perspektive vom Fluss ist atemberaubend. Die Berge gehen hunderte von Metern steil in die Höhe, wir entdecken kleine bunte Farbkleckse, nämlich Freeclimber an den Wänden, auf den Gipfeln stehende Touristen winken uns zu, als forderten sie von uns ihre Anerkennung dafür ein, dass sie die Gipfel bezwungen haben. Später wird das Flussbett gesäumt von imposanten Villen, die nach dem vorjährigen Hochwasser keinerlei Schadenbilder erkennen lassen, wir nähern uns der Elbtalaue Dresden.
Das Thema Hochwasser 2013 wird uns während der ganzen Reise begleiten. Wir lernen, dass es die Anrainer im oberen Elbebereich weniger hart getroffen hat als 2002 – erst ab der Saalemündung südlich von Schönebeck/Magdeburg änderte sich das Bild grundlegend. In Tangermünde beklagte man einen 70 cm höheren Wasserstand wie 11 Jahre zuvor. Gegenüber von Tangermünde erlangte das Dorf Fischbeck traurige Berühmtheit. Hier wurden die Lastkähne gesprengt, um die Löcher im Deich zu verschließen. Wir hatten uns vorgestellt, den beschädigten Deich von unserem Boot erkennen zu können. Doch weit gefehlt: der betroffene Deich war ca. 6 km von der Elbe entfernt, eine Dimension, die wir uns an der Weser kaum vorstellen können.

Noch weiter Elbabwärts war das Leid der Fischbecker die Rettung der dortigen Dörfer und Städte. Hier erzählte man uns, dass der Deichbruch die größte anzunehmende Katastrophe verhindert hätte.
Zurück zum sportlichen Aspekt der Reise. Unsere Planung belief sich auf 10 Tage Reisezeit mit durchschnittlich ca. 60 km pro Tag zurückzulegende Strecke. Wir hatten nicht vor, einen Pausentag einzulegen. Nur in Tangermünde, der reizenden Kleinstadt nördlich von Magdeburg, hatten wir für uns kulinarischen Hochgenuss eingeplant: feinsten Kuchen im „Cafe Engel“, ein ausgiebiges Mahl im „Exemplum“ und abschließend ein schönes kaltes „Tangermünder Kuhschwanzbier“ in der „Zecherei St. Nikolai“. Es mögen auch zwei gewesen sein.
Nördlich von Tangermünde wird die Elbe sehr anspruchsvoll. Bei Windstille kann man die Natur unbeschwert genießen, die Baustellen der Biber entdecken, die Seeadler beobachten, wie sie auf Beutejagd für ihre Küken sind. Nur der gemeine Thekenreiher ließ sich wie im letzten Jahr wieder nicht blicken.

Kommt jedoch Wind auf, der bevorzugt aus dem Nordwesten weht, wird das Rudern auf den kilometerlangen Geraden, die in die gleiche Richtung führen, schnell zur sportlichen Großübung. Wir hatten das besondere Glück, diesen Wind in Böen bis zur Windstärke 6 – 7 genießen zu dürfen. Eine Querung der Elbe war unter diesen Umständen nicht mehr möglich, die Wellen waren sehr hoch und haben sich im Kamm gebrochen. So haben wir die Pausen verkürzt und die Ruderstrecken ausgedehnt. Angesagt war das Aufstehen um 05.00 Uhr, 06.30 Uhr lag das Boot zur Abfahrt bereit mit sämtlichem Gepäck beladen auf dem Wasser. Die ersten Stunden des frühen Tages waren die wichtigsten, da konnte man die Windstille nutzen. Bis zu 96 km haben wir so pro Tag zurück gelegt, mit der Folge, dass wir schon einen Tag früher als geplant Hamburg erreichten. 9 Tage Reisezeit mit einem Tagesdurchschnitt von mehr als 70 km – wir waren stolz, hatten einige Kilogramm Körpergewicht im Boot gelassen, was unsere Ehefrauen mit einem zufriedenen Lächeln quittierten. Somit hatten wir haben die Gelegenheit genutzt und die ersten Grundlagen für die Reise im nächsten Jahr gelegt!“
Text & Fotos: Dieter Opara