(Rinteln) In der Weserstadt ist der Neubau eines Gebäudekomplexes geplant (wir berichteten). Am Standort Klosterstraße und Kahlergasse soll ein viergeschossiges Gebäude mit 30 Senioren-Servicewohnungen und elf Dachgeschosswohnungen entstehen. Eine Tiefgarage mit Zufahrt über die Bäckerstraße ist ebenfalls vorgesehen. Im Erdgeschoss wird eine Praxis für Dialysepatienten eingerichtet. Die bisherige Dialysestation in der Mühlenstraße zieht um. Baubeginn für das Projekt ist im März 2022, mit dem Abriss der beiden Gebäude soll ab September 2021 begonnen werden.

Abgesehen von regen Diskussionen in den sozialen Netzwerken gab es auch in den politischen Gremien Widerspruch gegen das Vorhaben des Investors IMMAC aus Hamburg, der auch an der Dauestraße den Bau eines Seniorenheims plant (wir berichteten ebenfalls). Während SPD und CDU das Projekt befürworteten, stimmten Grüne und Teile der WGS dagegen. Hier wurde unter anderem die schiere Größe des Baus kritisiert und Probleme bei der Verkehrsbelastung für die Rintelner Altstadt angeführt.

Wie viele andere Facebook-Nutzer störte sich Hartmut Herforth aus Rinteln an der Tatsache, dass die Außenfassade der Gebäude mit dem Abriss verloren gehen wird. Herforth, der eine äußerst erfolgreiche Facebook-Gruppe mit über 3.400 Mitgliedern leitet („Historisches Rinteln“), hat auf der Internetplattform „Change.org“ eine Petition gestartet. Darin wird gefordert, die Außenfassade der beiden Gebäude mitsamt Erker in den Neubau zu integrieren, um das Altstadtflair zu erhalten. Über 440 Nutzer haben bereits unterzeichnet. Herforth hat eigenen Angaben zufolge bereits Kontakt mit der Leitung der Burghofklinik und dem ehemaligen Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Hoppe aufgenommen. In einer an Bürgermeister Thomas Priemer gerichteten E-Mail führt Herforth das erhöhte Verkehrsaufkommen in der Bäckerstraße, Kreuzstraße, Krankenhäger Straße und Ritterstraße an, und das dieses den alten Häusern Schaden zufügen werde. Auch sei dadurch die Sicherheit von älteren Menschen, Schulkindern und Patienten der Klinik nicht gewährleistet. Es sei technisch machbar, die bestehenden Fassaden zu integrieren, auch wenn dadurch Mehrkosten entstünden.
>> Hier geht es zur Online-Peition von Hartmut Herforth: http://chng.it/ws2yBHQ8r9
Das bestreitet man auch beim Landesamt für Denkmalpflege in Hannover nicht. Wie man auf eine Anfrage von Herforth antwortete, seien die betroffenen Gebäude in der Klosterstraße Anfang der 1980er Jahre nicht in die Niedersächsische Denkmalkartei aufgenommen worden. Das Haus mit der Nummer 31 (ehemalige TEDI-Filiale) sei ein „Gebäude mit vergleichsweise geringen baulichen oder künstlerischen Qualitäten“, heißt es in einer uns vorliegenden E-Mail. Diverse Veränderungen würden den Zeugniswert weiter schmälern, daher seien die Kriterien des Maßstabs nicht erfüllt. Auch auf erneute Anfrage, zuletzt 2019, sein eine Eintragung ins Verzeichnis der Kulturdenkmale nicht erfolgt. Ein Erhalt älterer Bausubstanz sei allerdings „völlig unabhängig von denkmalpflegerischer Berücksichtigung möglich“.
Die Objektplanungen an dieser Stelle sind dabei keineswegs neu. Bereits 2008 wurden Ideen für ein „Kloster-Karree“ genanntes Projekt unter der Leitung von Planer Werner Muntau geschmiedet. Seinerzeit war angedacht, auf rund 8.000 Quadratmetern einen Komplex aus Läden, Büros, einer Tiefgarage und sogar einem Hotel zu bauen. Wie Herforth vom Arbeitskreis Denkmalschutz erfahren hat, war seinerzeit sogar die teilweise Einbindung der alten Fassaden in die Gebäudestruktur vorgesehen. Letztlich ist die Umsetzung gescheitert, Ankündigungen fürs Kloster-Karree finden sich noch heute mit ein wenig Nutzung der Suchmaschinen in den Tiefen des Internets.