(Rinteln) In einer Stunde der Andacht kamen Pastorin Gundula Sievert, Bürgermeisterin Andrea Lange und eine stattliche Zahl von Bürgern auf dem jüdischen Friedhof zusammen, um der Pogromnacht vom 9. November 1938 zu gedenken.
Sievert erinnerte daran, dass an diesem Tag auch in Rinteln Menschen aus ihren Häusern vertrieben wurden, Scheiterhaufen am heutigen Glasbläserbrunnen mit Gegenständen aus jüdischem Besitz brannten, sich SS-Männer am Eigentum geplünderter jüdischer Haushalte bereicherten und Menschen durch die Stadt getrieben wurden wie Hunde. Besonders zum Nachdenken regete dabei an, dass auch Bürger der Stadt Rinteln dazu Beifall klatschten. Welche Einzelschicksale es in dieser Nacht gab, das schilderten die beiden Schülerinnen Sophia und Hatice und ließen dabei das Leid der Menschen wieder sehr aktuell werden.
Die Reichspogromnacht jährt sich in diesem Jahr zum 84. Mal. Auch viele aus Rinteln in die Konzentrationslager deportierten Juden wurden ermordet. Für Lange war und ist der 9. November ein prägendes Datum eines jeden Jahres und sie mahnte dazu: „Wir sollten keine Gelegenheit verpassen, daran zu erinnern, denn dieses geschichtliche Erbe bleibt uns erhalten!“ Deshalb sei Gedenken so wichtig, damit sich so etwas nie wiederholt. Sie rief dazu auf: „Bleiben wir sensibel und aufmerksam für alle Formen der Ausgrenzung!“
Selbstkritisch beleuchtete Pastorin Sievert auch die Haltung der Kirche am 9. November 1938 und danach: „Auch die evangelische Kirche trug durch Wegschauen oder sogar Zustimmung dazu bei. Setzen wir uns deshalb heute für ein Herz der Menschlichkeit ein und wenden uns gegen Hass und Ausgrenzung!“ (ssw)