(Rinteln) Das Thema Gewalt bzw. Häusliche Gewalt betrifft alle Bildungs- und Einkommensschichten gleichermaßen. Sie existiert in allen Altersgruppen, Nationalitäten, Religionen und Kulturen. Häusliche Gewalt ist Ausdruck eines andauernden Macht- und Abhängigkeitsverhältnisses zwischen Täter und Opfer. Beziehungen, in denen Gewalt ausgeübt wird, unterliegen häufig einer Eigendynamik, die einem bestimmten Muster folgt. Typisch ist dabei, dass sich die Situation zunächst beruhigt und der oder die Gewalt Ausübende sich entschuldigt, dann aber weiter gewalttätig wird.
Häufig werden mit der Zeit die Abstände zwischen den einzelnen Gewaltausbrüchen kürzer und die Schwere der Gewalt nimmt zu. Bei häuslicher Gewalt handelt es sich also nicht um Einzelfälle. Studien für Deutschland und Europa belegen, dass etwa ein Viertel aller Frauen in Deutschland irgendwann in ihrem Leben Opfer häuslicher Gewalt wird.
Projektleiter Kinderschutzallianz Jürgen Henze: „Auch Kinder sind direkt von dieser Gewalt betroffen, wenn sie in ihrer Familie Gewalt als Konfliktlösungsmuster kennen lernen, Gewalt selbst erfahren oder beobachten. Diese Kinder neigen dann oft dazu, später selbst gewalttätig oder Opfer von Partnergewalt zu werden. Schon deshalb muss häusliche Gewalt und Gewalt gegen Kinder verhindert bzw. umgehend gestoppt werden.“
Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens. Leider auch auf den Bereich der häuslichen Gewalt, die bedingt durch das notwendige „familiäre Zusammenrücken“, „Homeschooling“ und „Homeoffice“ innerhalb der Familien und in der häuslichen Gemeinschaft im letzten Jahr zugenommen hat. Denn ein Familienkonflikt kann schnell entstehen, wenn die Nerven durch das belastende Umfeld und die besonderen Anforderungen in der Krise blank liegen und die Möglichkeit des körperlichen Ausweichens durch Quarantäne und Ausgangsverbote nicht machbar sind. Dann brechen Konflikte auf, die die Menschen im „normalen“ Alltag durch eingebaute Hemmschwellen sowie soziale und emotionale Kontrollen noch umgehen können.
Daher ist die Brötchentüten-Aktion „Gewalt kommt uns nicht in die Tüte“ gerade jetzt wichtig. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern durch die „Kinderschutzallianz“ unter Projektleiter Jürgen Henze ins Leben gerufen und wird seitens der Polizei Rinteln, des Präventionsrates Rinteln und der Hilfsorganisation „Weisser Ring“ Schaumburg tatkräftig unterstützt.
Rintelns Polizeichef Jörg Stuchlik: „Wir bedanken uns ganz herzlich bei den ortsansässigen Bäckereibetrieben, die diese Aktion durch ihre hilfsbereite Teilnahme und Verteilung der Brötchentüten an ihre Kundschaft vor Ort toll unterstützen. Hintergrund dieses Projekts ist es, die Bürgerinnen und Bürger auf dieses Problem aufmerksam zu machen und den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, über die auf der Brötchentüte abgedruckten „Hilfsangebote“ einen direkten Kontakt herzustellen und sich zur eigenen Situation kompetent beraten und unterstützen zu lassen.“
Die Kinderschutzallianz ist ein Zusammenschluss von Wirtschaft, Staat, Wissenschaft und Verbänden. Sie stellt sich gemeinsam mit ihren starken Bündnispartnern der gesellschaftlichen Verantwortung, Gewalt gegen Kinder und Jugendliche mit aller Entschlossenheit zu verhindern und zu bekämpfen. Gezielte Präventionsmaßnahmen, Unterstützung bei der Tataufklärung sowie konkrete Hilfe für Opfer sind Intention dieser Initiative.
Innerhalb dieser Allianz werden verschiedene Projekte entwickelt und mit Hilfe ihrer Partner umgesetzt. Die Kinderschutzallianz hat ihren Sitz im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport. (pr/Foto: pr)