(Rinteln) Am Kirchturm von St. Nikolai stehen große Sanierungsarbeiten bevor, die für eine längere Zeit das Stadtbild verändern werden und möglicherweise sogar auf Veranstaltungen Einfluss nehmen könnten.
Die äußere Hülle des Kirchturmes ist in die Jahre gekommen und muss erneuert werden. Der „Zahn der Zeit“, aber auch heiße Sommer und die Witterung im Allgemeinen haben dem Metallmantel zugesetzt. Zusätzlich sind Probleme sichtbar geworden, sie sich durch die verwendeten Materialien und Techniken ergeben haben. Federführend bei der Sanierung ist Dipl.-Ing. Heinfried Stuve, gebürtiger Schaumburger und mit seinem Architekturbüro im ostdeutschen Dessau ansässig. Er ist spezialisiert auf die Denkmalpflege und weiß, worauf es bei einem Projekt dieser Größenordnung ankommt.
Dazu muss man wissen: Saniert werden soll der Teil ab der Balustrade aufwärts. Der Turm ist an dieser Stelle aus Holz konstruiert. Das Holzbauwerk wurde bereits statisch ertüchtigt, jetzt ist die Hülle an der Reihe. Die Blechummantelung hat sich im Laufe der Zeit verformt, ist eingerissen, Feuchtigkeit dringt ein. Reparaturen wurden nicht immer fachmännisch durchgeführt, teils wurde mit ungeeignetem Silikon abgedichtet. Vielerorts sind unpassende Nägel eingesetzt worden. Sie sind durch Korrosion regelrecht wirkungslos geworden. Bei einer Begehung des Turmes mit Pastor Dr. Jörg Mosig zeigt Stuve die neuralgischen Punkte auf. Auch die Balustrade wurde unfachmännisch saniert. Herausgeplatzte Bereiche sind mit ungeeignetem Beton einfach zugeschmiert worden.
Damit die Nikolai-Turmspitze wieder „fit“ für die Zukunft wird, soll sie also saniert werden. Dafür ist geplant, den Kirchturm mittels Gerüst einzurüsten. Der Kirchplatz wird zur Baustelle mit abgesperrten Bereichen und Bauzäunen und einem Lastenkran. Damit werden die Werkstoffe Holz, Metall und Schiefer für die Dachhaut in die Höhe transportiert. Touristische Führungen auf den Turm wird es währenddessen nicht geben, da die Kirche aber offen bleiben soll, wird mit einer Tunneleinhausung geplant. Die Arbeiten finden in enger Abstimmung mit der Stadt Rinteln und dem Veranstaltungskalender statt, denn die Fläche rund um St. Nikolai ist auch Austragungsort vieler städtischer Ereignisse, Märkte, Feste und Messen. Dennoch werde man sich an Behinderungen gewöhnen müssen, so Pastor Dr. Jörg Mosig.
Kirchturm-Sanierung von St. Nikolai dauert zwei Jahre und kostet 1 Million Euro
Die Kosten für die Sanierung sind nicht unerheblich. Bei einer Pressekonferenz war von rund 1 Million Euro die Rede. Der Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg wird die Baumaßnahme mit 50.000 Euro unterstützen, sagte Superintendent Christian Schefe. Bis zu 388.000 Euro hat die Landeskirche Hannovers zugesagt. Der städtische Baudezernent Stefan Eggert-Edeler verweist auf einen Ratsbeschluss, wonach 150.000 Euro in den Haushalt der Stadt Rinteln für die Baumaßnahme eingestellt werden sollen. Der Rest soll unter anderem über Förderprogramme eingeworben werden. Vom Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (vormals als „Katasteramt“ bekannt) werden anhand von Drohnenaufnahmen aus entsprechender Perspektive genaue Schadensbilder und ein Abbild des Turmes angefertigt, damit die entsprechenden Förderanträge gestellt werden können. All das wäre ohne die fachliche Begleitung des Architekturbüros nicht umsetzbar. Auch das Niedersächsische Amt für Denkmalpflege ist „mit im Boot“ und unterstützt den Ablauf. Nicht zuletzt können Spenden aus der Gemeinde zur Unterstützung beitragen.
Als Startschuss für die Sanierung steht 2025 auf der Agenda. Bis dahin muss die Schadensaufnahme abgeschlossen, das Antragsverfahren und die Ausschreibung durchlaufen sein. Architekt Heinfried Stuve rechnet allerdings nicht mit einem Aufbau des Gerüstes direkt zum Jahresanfang, eher zum Frühjahr hin. Bis alle Aufbauarbeiten abgeschlossen sind und die ersten Arbeitsschritte starten, dürften abermals vier bis sechs Wochen vergehen. Dem Vernehmen nach wird 2025 und auch 2026 am Kirchturm gearbeitet.
Jetzt noch schnell Fotos schießen: Ab 2025 wird ein Baugerüst den Anblick des Kirchturms verändern
Neben dem baulichen Aspekt dürfte die Kirchturmsanierung auch Hobby-Fotografen und Touristen vor Herausforderungen stellen. Das häufig abgelichtete Bauwerk, das aus nahezu jeder Perspektive stadtbildprägend ist, wird in diesen beiden Jahren mit Baugerüst und Verkleidung auf jeder Aufnahme auftauchen. Wer also noch ein Stadtfoto schießen möchte, auf dem der Nikolai-Kirchturm ohne Gerüst zu sehen ist, hat noch wenige Monate Zeit – oder wartet bis zum Ende der Sanierung. Danach, so der Architekt, soll der Turm – je nach verwendetem Metall – möglichst wieder so aussehen wie vorher.
(vu)