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Insektenfreundlich mähen: So funktioniert das Gerät, das in Rinteln auf 50.000 Quadratmetern zum Einsatz kommt

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(Rinteln) Insektenfreundlich mähen und gleichzeitig das Mahdgut von Säumen und Wegerändern abtragen, damit es nicht liegen bleibt und sich immer weiter aufbaut? Wie das gehen kann, hat die Stadt Rinteln jetzt in einer praktischen Vorführung am Flugplatz demonstriert.

Dazu muss man wissen: Klassisch wird eine sogenannte Mulchmahd durchgeführt. Dabei werden Gräser und andere Gewächse abgemäht, gehäckselt und an Ort und Stelle gelassen. Dabei werden die darin lebenden Insekten ebenfalls geschreddert und durch die Mulchschicht kommt es zu einem Nährstoffeintrag. Dadurch haben es Kräuter immer schwerer, diese benötigen mageren Boden. Auch bildet sich mit der Zeit ein Aufwuchs durch den Mulch. Banketten werden immer höher und müssen abgetragen werden, damit Wasser abfließen kann.

Jan Gießelmann ist Inhaber eines Unternehmens für Forstarbeiten und Landschaftspflege und mäht im Auftrag der Stadt Rinteln rund 50.000 Quadratmeter Fläche insektenfreundlich.

Durch ein „ökologisches Mähkonzept“, für das zuerst 457 Säume erfasst (kartiert) wurden und das im Mai 2022 im Bauausschuss verabschiedet wurde, sollte eine angepasste Mahd zur Erhöhung des Artenreichtums eingeführt werden. Erstmals kam eigens angeschafftes Anbaugerät mit Balkenmäher und Fangkorb im August 2024 an der Flutmulde Burgfeldsweide zum Einsatz. Derzeit wird es laut Stadtverwaltung mit einem gemieteten Bagger vorwiegend zur Pflege der Flutmulden und Gewässerrandbereiche eingesetzt, nicht jedoch bei allen kartierten Blühsäumen, da der Arbeitsaufwand zu hoch wäre, das Mahdgut abzuräumen.

Dienstleister mäht 50.000 Quadratmeter Fläche mit Spezialgerät

Zu Testzwecken hat die Stadt ein Unternehmen beauftragt, rund 50 Säume auf einer Fläche von etwa 50.000 Quadratmetern zu mähen. Dabei kommt ein umgebauter Unimog als Fahrzeug mit einem neu entwickelten Spezialaufsatz der Firma „Dücker Maschinenbau“ zum Einsatz. Dienstleister und Landschaftspfleger Jan Gießelmann hat jetzt die Funktionsweise des „Schneid-Greif-Gebläses“ Dücker SGG 1200 im Beisein von Rintelns Natur-, Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter Josefine Wahl, Ortsbürgermeister Joachim Spohr, Maria Rollinger vom Projekt „Hier blüht Euch was“, sowie Sascha Vogt und Benjamin Bünte vom Stadtrat vorgestellt.

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Am dieselbetriebenen Fahrzeug der Marke Unimog befindet sich ein Teleskop-Auslegerarm mit einer Schnittstelle, an die der besagte Mähkopf montiert wird. Ein Doppelmessermährwerk schneidet das Gras auf einer Breite von rund 1,20 Metern Breite, ohne es zu häckseln. Gießelmann betont ausdrücklich, das Mahdgut werde nicht – wie oft falsch dargestellt – abgesaugt, sondern mit einem Druckgebläse über einen Schlauch in einen Container mit etwa 16 Kubikmetern Fassungsvermögen auf der Ladefläche des Fahrzeugs befördert. Dort kann es dann auf Wunsch auf rund zwei Zentimeter Länge zerkleinert werden und so auch an Biogasanlagen geliefert werden. Die Insekten werden abgerüttelt und bleiben auf der Wiese, so die Beschreibung. Wie hoch der Anteil der Kleinsttiere ist, die tatsächlich vor dem „Häckslertod“ gerettet werden, wurde bislang jedoch noch nicht belastbar ermittelt, so der Tenor vor Ort. Gießelmann nimmt etwas vom liegengebliebenen Rest des Mahdguts mit der Hand auf – es krabbelt deutlich in verschiedenen Arten und Ausführungen.

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Das Mahdgut landet auf der Ladefläche des Unimog und kann in einer Biogasanlage entsorgt werden.

Erste Erfahrungen mit dieser Art zu Mähen im Gemeindegebiet seien sehr positiv gewesen, schrieb die Verwaltung in einem Sachstandsbericht für den Bauausschuss am 7. November diesen Jahres. Jedoch müssten enge Bereiche um Bäume und Verkehrsschilder vom Bauhof nachgearbeitet werden. Auch sei das offene Messerwerk des Geräts prinzipiell anfällig für Beschädigungen und wartungsintensiv, sollte man ein Metallteil oder ähnlich harte Gegenstände versehentlich aufnehmen und zwischen die Klingen bekommen. Die Geschwindigkeit mit der gemäht werden kann, ist ebenfalls langsamer, sie beträgt bei Grabenprofilen rund 2 Kilometer pro Stunde.

Die Krabbelprobe: Landschaftspfleger Gießelmann zeigt exemplarisch, das Insekten nach dem Mähen auf der Grasoberfläche zurückgeblieben sind.

Soll der Dienstleister mehr mähen, wird es teurer: „Aufgrund der Haushaltslage unrealistisch“

Derzeit, so die Verwaltung, befinde man sich am Anfang der Umsetzung der neuen Mahd-Strategie. Da die Umstellung komplex sei und Arbeitsabläufe beim Bauhof weiter neu eingeteilt werden müssten, würden die Ergebnisse schrittweise in den kommenden Jahren sichtbar werden. Und teuer: Würde man einen Dienstleister auch 2025 mit der Mahd weiterer Flächen beauftragen, lägen die Kosten bei 24 Cent (inklusive Mehrwertsteuer und ohne Entsorgung) pro Quadratmeter. Bei zweimaligem Mähen pro Jahr käme man auf 178.000 Euro plus 6.000 Euro Entsorgungskosten für die rund 244 Tonnen Material. Eine aufgrund der derzeitigen Haushaltslage unrealistische Ausgabe, so die Verwaltung weiter. Würde man die Anzahl bei den rund 50 Säumen belassen, läge man bei 15.000 Euro Kosten, bei 40 Säumen noch bei 9.000 Euro und kostenloser Entsorgung über eine Biogasanlage. Die Kosten für die Kartierung der 457 Säume beziffert die Stadt mit 47.799,50 Euro, der Eigenanteil der Stadt betrug 21.509,77 Euro. Das Anbaugerät mit Balkenmäher und Fangkorb hat 59.143,00 Euro gekostet, der Eigenanteil der Stadt lag laut Sachstandsbericht bei 5.914,30 Euro.

Neues Konzept zur Pflege von Grünflächenpflege geplant

„Erst die Anschaffung eines (geförderten) eigenen Mahdgerätes würde die Kosten für eine ökologische Mahd ökonomisch vertretbar machen“, formuliert es die Verwaltung im Sachstandsbericht. Für 2025 sei ein „Pflege- und Managementkonzept zur Grünflächenunterhaltung“ geplant. Dies werde die „Pflege und den Unterhalt von allen innerstädtischen Grünanlagen und Straßenbegleitgrün, die Betreuung von Ausgleichsflächen, die fachgerechte Pflege von Feldhecken sowie die Bewässerung des städtischen Grüns während sommerlicher Hitze- und Trockenperioden abdecken“. Das bereits bestehende Mähkonzept werde dort einfließen. Die Kosten liegen bei rund 150.000 Euro. Bei einer Förderung von 80% müsste die Stadt 30.000 Euro aus eigener Kraft finanzieren.

(vu)

 

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