(Exten) Das Interesse am Themenabend „Was kommt nach der Öl- und Gasheizung?“, den der SPD Ortsverein gemeinsam mit dem Verein BürgerEnergieWende Schaumburg e.V. am vergangenen Montag im Dorfgemeinschaftshaus Exten durchgeführt hat, sei so groß gewesen, dass Spontanbesucher ohne rechtzeitige Anmeldung an der Tür abgewiesen werden mussten. Dies beschreibt der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende der SPD Rinteln, Carsten Ruhnau, in einer Zusammenfassung des Abends.
„Es macht uns natürlich traurig, dass uns die Pandemiesituation dazu zwingt, aber die Gesundheitsvorsorge ist hier natürlich wichtig und die entsprechenden Regeln einzuhalten“, so Ruhnau. „Anderseits zeigt dies, dass wir einen sehr wichtigen Bereich thematisiert haben“, so Ruhnau weiter.
Nachdem Ruhnau die Anwesenden begrüßt hatte, stellte die Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers (SPD) die umweltpolitischen Projekte vor, welche die SPD in der vergangenen Legislaturperiode in der Bundesregierung durchgesetzt hat und Vorhaben, die sich im Wahlprogramm befinden. „Zentral ist dabei, Klimaschutz sozial verträglich, auch für die Menschen auf dem Land zu gestalten.“
Christiane Bork-Jürging, Mitglied im Vorstandsteam des Vereins BürgerEnergieWende Schaumburg e.V., unterstrich die Bedeutung von Heiztechnik und Gebäudedämmung für diesen Bereich „75% der Energie, die Haushalte in Deutschland verbrauchen, gehen in die Raumwärme“, so Bork-Jürging. Für den Gesamtenergieverbrauch in Deutschland machten erneuerbare Energien immer noch nur 23% aus. Wenn dies bis 2045 100% sein sollen, müsse sich hier eine Menge tun. „Wir brauchen eine echte Wärmewende“, so Bork-Jürging weiter. Gas könne keine sinnvolle Übergangstechnologie sein, da dies bis 2045 einen zweiten Technikwechsel erfordere.
„Wärmewende“ benötigt
In seinem anschließenden Vortrag zeigte Diplom-Ingenieur Manfred Krause, ebenfalls Vereinsmitglied und Energieberater für die Verbraucherzentrale, konkrete technische Möglichkeiten dazu auf. Zum einen sei dies die Pelletheizung, welche auch nicht von Preisschwankungen am Holzmarkt betroffen sei, wie man vermuten könnte. Zentrale Alternative sei aber die Wärmepumpe, wie man sie schon an zahlreichen Neubauten sehe.
Hier wird Wärmeenergie aus der Umgebung (Luft, Erdreich oder Grundwasser) entzogen und lediglich ein Teil per Strom hinzugefügt um die notwendige Temperatur zu erreichen. Das Verfahren sei im Grunde das gleiche, das in einem Kühlschrank Anwendung finde, nur werde die Wärme nicht aus dem Kühlschrank in die Umgebung, sondern aus der Umgebung in das Haus transferiert. Für Flächenheizungen wie z. B. Fußbodenheizungen sei eine Nachrüstung relativ unproblematisch „Wenn sie mit Wasser von ca. 35 Grad heizen, dann können sie ihren Heizkessel eins zu eins gegen eine Wärmepumpe austauschen.“ Hier gebe es umfangreiche Fördermöglichkeiten von bis zu 50%, die auch die notwendigen Umbauarbeiten, beispielsweise für die Installation einer Fußbodenheizung betreffen. Für Systeme mit Heizkörpern komme es darauf an, deren Flächen zu vergrößern, allerdings sei hier eine Vorlauftemperatur von über 45 Grad notwendig, was mit Wärmepumpen auch möglich sei, aber einen höheren Stromverbrauch bedeuten würde.
Wärmepumpe als eine der technischen Möglichkeiten
Heizen mit Wasserstoff sieht Krause nicht als sinnvolle Alternative. CO2-neutral sei diese nur per Elektrolyse durch 100% Ökostrom. „Davon sind wir noch weit entfernt. Wasserstoff ist als speicherbarer Energieträger viel zu schade, um ihn zu verheizen“, so Krause. Dies führe zu einem Wirkungsgrad von ca. 30%. Es würde also nur ein Drittel des eingesetzten Stroms in Wärmeneergie umgesetzt. Umgekehrt arbeite eine Wärmepumpe: Dank der Nutzung der Umgebungswärme, wäre hier eine sechs- bis achtmal so hohe Effizienz möglich.
Intensivere Aufklärung ist nötig
Die anschließende Diskussion mit den interessierten Bürgerinnen und Bürgern zeigte, wie komplex die Möglichkeiten sind und wie abhängig die optimale Lösung von den Bedingungen des jeweiligen Gebäudes. „Man sieht, dass es bereits gute finanzielle Förderung durch den Staat gibt, aber eine intensivere Aufklärung und vor allem individuelle Beratung ist notwendig,“ fasst Ruhnau die Diskussion des Abends zusammen. Andrea Lange, die anwesende Bürgermeisterkandidatin der SPD und der Grünen, wies darauf hin, dass ein Schwerpunkt der Rolle der Kommunen darin liegen müsse, Bewusstsein für die vorhandenen Möglichkeiten bei Verbrauchern und Handwerksbetrieben zu stärken und Know-How-Transfer zu verstärken. „Der Klimawandel ist aktuell eine der größten Herausforderungen vor der wir stehen. Wir haben keine Zeit für falsche Entscheidungen.“