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Kadosch an der Alster

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Früh am Morgen, es ist noch nicht richtig hell, mache ich mich mit meiner Luna auf den Weg nach Hamburg, einmal wieder. Ich bin gut durchgekommen und setze mich daher beim Bootshaus, im Rücken die persische Moschee, auf die Bank an der Alster, um ein wenig Zeit zu vertrödeln.

Spiegelgleich erkenne ich auf der ölglatten Oberfläche der Alster das Panorama meiner schönen ehemaligen Heimatstadt Hamburg, auf dem Kopfe stehend, unwirklich, dennoch in jedem Detail.

Um mich herum summt, kreucht und fleucht die Insektenfamilie der Bienen, Wespen, Schmetterlinge, Zitronenfalter, Hummeln und sonstiges Getier in den Kelchen der teilweise verblühten Blumen am Uferrand. Einige der Blüten haben ihren Zweck erfüllt, leiden vertrocknend, den Kopf hängend am Stiel, es ist ein morbider Anblick inmitten der vor Kraft und Fruchtbarkeit strotzenden Natur.

Die Sonne sendet ihre ersten wärmenden Strahlen auf mein Gesicht, und ich höre auf, zu frieren. Weit in der Ferne, kaum spürbar, höre ich die Melodie meiner geliebten ehemaligen Heimatstadt, nicht lauter, als das Summen der Insekten. Ein stetiger Geräuschpegel, eintönig, ohne Höhen und Tiefen, sein tiefes Brummen hängt wie Schwaden in der Luft.
Auf dem Wasser tauchen die Blässhühner nach Fressbarem, jeder Fang wird durch lautes Gezeter der in der Nähe schwimmenden Nachbarn begleitet, Futterneid ist die Devise. Ein rotschnäbliges Teichhuhn hat sich aus dem schützenden Element Wasser herausgewagt und frisst die zart fliederfarbenen Blüten. Es ist allein und kämpft nicht mit den futterneidischen Nachbarn – eine Marktlücke wurde entdeckt.

Eine fotografierende Gruppe von Japanern fällt für Minuten ein, tut seine Knipspflicht und schon nach einigen Minuten ist es so, als wären sie nie da gewesen. Sie haben nichts von dem Zauber, der auf dieser morgendlichen Stunde liegt, mitbekommen, konnten ihn aber auch nicht zerstören.

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Die Schwäne im Schatten der Weiden haben hier am Ostufer noch den Kopf im Gefieder zur Morgenruhe versteckt, während auf der sonnenbeschienenden Seite schon mancher Schwan in Balzstellung der Flügel stolz dahingleitet. Ein einsamer Alsterdampfer sendet seine Wellen an das Ufer, die Blässhühner hüpfen wie Korken, dennoch mit viel Grazie auf den Hügeln der Wellen.

Hinter mir begrüßen zwei Schoßhündchen morgendlicher Spaziergängerinnen durch heftiges Bellen meine Luna. Seltsam, irgendwie stört es die Idylle nicht.
In den Straßenschluchten ertönt für einige Sekunden das Martinshorn herüber und klingt wieder ab, eine weitere Strophe im Lied meiner Stadt.
Die Starin fängt gerade einen Wurm, den sie, heftig ziehend, versucht, aus dem Rasen zu ziehen – gewonnen, der Wurm füllt ihren Magen. Ob sie wohl gerade eine Brut groß füttert?
Jäh erwache ich aus dieser realen Zauberwelt, die Gärtnerin mit ihrem Motorrasenmäher tut ihre Pflicht. Ich setze mich in den Smart und fahre dem Gemüse-Markt am Goldbekufer entgegen.

Eine Großstadt kann wahrhaftig wunderschön sein, doch jetzt ist Rinteln meine Heimat und in Hamburg weile ich nur noch, um Jessica, meine Enkeltochter zu besuchen, sie wird 24 dieses Jahr – ups, ich werde alt.

Herzlichst Euer
Kadosch

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