„Schreib doch mal was über das Positive!“, sagt der Chefredakteur und gibt gleich tausendundeinen Vorschlag; doch das ist gar nicht so einfach. Das bereits Gesagte ist gesagt, das bereits Geschriebene ist geschrieben. Viele Themen sind bereits besetzt, also nahm ich die Herausforderung an.
Ist den der Abriss von gleich zwei Fachwerkgebäuden in der Kernstadt mit Plänen für schöne, moderne Bauten positiv? Gewinnt die Stadt?
Soll man den Kaufrausch für Ostern, weil gut für den Einzelhandel, zu den positiven Gegebenheiten zählen? Pünktlich zum 4. Januar konnte man in einem Billigladen die erste prall gefüllte Theke mit Osterartikeln vorfinden.
Oder ist der Kreisel in der Bahnhofstraße ein positives Verkehrsleitsystem, und nur wir Autofahrer können damit nicht richtig umgehen?
Die neue Brücke über den Hafen; ist das eine positive Bereicherung, obwohl klein gewachsenen Menschen nicht einmal über das Geländer sehen können? Aber was sieht man denn da auch schon ausser auf der einen Seite die zweifellos schöne Hindenburgbrücke und auf der anderen Seite brackiges Hafenwasser?
Die vielen Leerstände an Geschäften; sorgen sie für sinkende Mieten und es siedeln sich nicht noch mehr Optiker oder Telefonläden an? Wer’s glaubt, wird selig.
Nein, nein, nein, das ist alles nicht wirklich positiv.
Mein Kopf raucht, das tut er immer, wenn ich versuche, zu denken, aber es gibt tatsächlich ganz viel Positives in Rinteln zu entdecken.
Die ersten Stühle stehen vor den Eiscafés, es gibt endlich wieder italienischen Latte Macchiato! Man hat wieder einen Punkt zum sich verabreden.
Der Bauhof hat viele vom Regen durchweichte Wanderwege mit Kies und feinem Split wieder begehbar gemacht, man muss nun nicht mehr die ältesten Schuhe trage, die man hat.
Der herbstliche Einsatz der holländischen Firma zur maschinellen Bepflanzung Rintelner Grünanlagen macht sich bemerkbar. Überall sprießen die gelben Osterglocken empor. Das wird ein schönes Ostern.
Die Nachbarn kommen aus ihren Winterquartieren hervor, man trifft sich wieder draussen – ist das nicht toll?
Die Forsythien fangen an zu blühen, es ist wie es sein muß im Frühling.
Im letzten Jahr gewann ich mehrere Tüten mit Blumenzwiebeln beim Quiz des Bauhofes. Meine Nachbarn mit Garten nahmen es als Geschenk von mir. Und siehe da, sie kommen nach und nach aus der Erde. Danke Bauhof.
Ebenfalls beim Bauhof gab es den Samen in Tüten oder kiloweise zu kaufen für die wunderschöne Blütenpracht an vielen Stellen Rintelns. Nun ist es zwar zu früh zum Säen, doch die Erwartungen sind groß und schon jetzt erfüllt die zu erwartende Blütenpracht positives Empfinden in mir.
Die neuen Schilder „Schritttempo“ in der Innenstadt werden hoffentlich zu noch mehr gegenseitiger Rücksicht führen. Das Positive daran aber ist, dass man in Rinteln mit dem Rad zum Einkaufen fahren kann – toll!
Ich könnte jetzt noch vieles mehr aufführen, doch lieber fordere ich Sie, liebe Leser auf, selbst in unserer Heimatstadt Rinteln bewusst umzusehen und das Positive zu entdecken, sich daran zu erfreuen.
Herzlich grüßt Euch
Euer Kadosch