Am 28. September 2009 war – wie immer – der Raum in der Volkshochschule proppenvoll, als unser Freund, Journalist, Kabarettist und nach eigenen Aussagen Anarchist Ulrich Reineking uns wieder einmal zum schadenfrohen Lachen brachte und verbal Politiker aller Couleur abwatschte.
Hans Weimann schrieb in der SZ zu diesem Abend: „ Wobei seinem geneigten Publikum, das ihn immer wieder mit spontanen Lachern und Beifall unterbrach, deutlich geworden sein dürfte, die Realität lässt sich manchmal von der Satire kaum übertreffen.“
Und weiter: „ Am Ende dürfte auch dem Letzten im Saal klar geworden sein, ganz tief im Herzen ist der Kabarettist wohl weder links noch rechts, eher ein liebenswerter Anarchist, der Scherze treibt, um nicht an den Absurditäten der Politik zu verzweifeln“.
Er überlebte diese Veranstaltung nur um ein paar Tage, ehe ihn Gott zu sich nahm. Ein Clown oder wie ein Clown sei er gewesen heißt es in der Gedenkanzeige seiner Familie. Ja, auch so war Ulrich. Hörte man aber genau hin, dann rief uns jede seiner Clownesken zu: Habt mich lieb!
Ihn lieb zu haben, war nicht einfach – gern ließ er das auch nicht zu, quittierte jedoch jede zärtliche Geste oder einen Kuss mit einem Lächeln.
Der Kolumnist dieser Zeit, Rentner Kurt, schrieb in seiner letzten Kolumne:
„Ich erinnere mich an manchen gemeinsamen Gesang am Sonntagmorgen Hand in Hand in unserer Kirche oder an Diskussionen nach der Predigt, ehe er wieder an den Schreibtisch zurückkehrte.
Mir klingen noch viele seiner Worte im Ohr, wenn er mich wieder einmal ausschimpfte, weil meine Kritik am Verhalten gemeinsamer Bekannter viel zu harsch ausgefallen war. Wie er mich dann zurückholte auf eine menschlichere, wohlwollendere Betrachtung der Begebenheit, um die es ihm immer ging.“
Nun jährt sich diese Zeit zum 5. Mal, Anlass genug, in dieser Kolumne an Ulrich Reineking zu denken, ihm erneut zu danken für fröhliche aber auch schwermütige Zeiten, in denen er uns/mir nahe war.
Die Welt ist ein Stück ärmer geworden doch hat uns Ulrich genug Aufgaben für die Zukunft mitgegeben.
Ach Ulrich, den Kaffee, den Du mir noch schuldetest, habe ich getrunken und dabei Dein Porträt aus meiner Erinnerung gezeichnet.
Mit Wehmut im Herzen grüßt
Euer Kadosch