Heute Nachmittag, es ist Freitag, ist es wieder einmal trocken, obwohl der Himmel bedeckt ist. Hin und wieder gönnt uns die Wolkendecke einen Blick auf den darüber liegenden blauen Himmel.
Wenn ich aus meinem Haus komme, stehe ich am Ufer eines Baches, der Mühlenexter und schaue nach Süden über die Felder, sehe die Bäume und Büsche des Sassenbergschen Geländes und erfreue mich der wunderschönen Natur. Nichts stört meinen Blick.
Schnell den Hund angeleint und ab geht der herbstliche Spaziergang. Im nachbarschaftlichen Garten wurden die Rubinien stark gekürzt, dadurch ist er jetzt wieder lichtdurchflutet.
Nehme den alten Weg nach Krankenhagen, den Wasserweg (so heißt er seit über 500 Jahren). Seine Hecken werden schon bunt. Die Pfützen lassen uns im Zickzack laufen. Doch was heißt uns? Luna spaziert natürlich den kürzesten Weg, mitten hindurch – auch gut.
Die Linden werden schon gelb, das sieht vor dem schönen Rot der Büsche in den Kleingärten im Vordergrund wunderschön aus. Auch die Nussbaumhecken verlieren ihr Grün. Mir fällt eine Kastanie aus dem Baum auf die Schulter. Menschen, die uns begegnen und ein kleines Schwätzchen halten, meinten es würde nun bald Herbst werden. Nein! Es ist bereits Herbst.
Ich befinde mich mitten in einer geschichtswissenschaftlichen Arbeit über Auswanderer und meine Gedanken fliegen zu ihnen nach Amerika, nach Australien oder sonst wo hin. Ob sie wohl auch so schöne Herbste hatten, wie wir hier im wunderschönen Tal zwischen Hameln und Vlotho? Bekannt sind ja die tollen, bunten Wälder, der sog. Indian Summer.
Ich denke an den Spruch unseres ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: „Wer vor der Vergangenheit die Augen schließt, wird blind für die Gegenwart.“ Sie haben dort mit diesem Leitgedanken, der bereits Konfuzius beschäftigte, eine Zukunft aufgebaut. Sie verwendeten ihr Wissen, gaben es weiter und schafften sich eine Heimat, eine Gegenwart.
An den Brombeerbüschen hängen noch Früchte, doch schmecken sie grauselig, jedoch die roten Beeren des Taxus sind zuckersüß und köstlich. Eicheln, Hagebutten und Bucheckern liegen auf dem Boden, ein paar Meter weiter jagt ein Eichhörnchen auf der Flucht vor uns den Baum hoch mit prall gefüllten Backen.
Ich blicke zurück auf das Wesergebirge. Der Klippenturm ist nicht zu sehen. Die Wärme des Waldes dunstet nebelhaft aus und verbindet sich mit den niedrig hängenden Wolken. Ein wenig gruselig, doch schön.
Oben über den Wolken ist das Krächzen eines Kranichzuges zu hören, die feuchte Luft verstärkt jedes Geräusch. Ein Falke rüttelt über dem abgeernteten Feld auf der Suche nach Beute.
Meine Lieblingsbank ist feucht und voller Laub. Ich lasse es mir trotzdem nicht nehmen, ein wenig zu verweilen. Hinter mir höre ich Freudengeschrei. Ein Angler hat einen riesigen Karpfen gefangen. Na denn – Guten Appetit. Hierzu füge ich als heutiges Foto ein Rezept für Karpfen aus dem Jahre 1896 bei.
Die Uhr der Nikolaikirche schlägt viermal und es ist Zeit für den Rückweg. Ein paar Menschen begegnen wir noch, aber den meisten ist es wohl zu feucht. Jedenfalls konnten Luna und ich träumend, sie schnüffelnd einen ruhigen Rückweg antreten.
Das Wochenende steht bevor, macht Euch auf Die Socken liebe Leut’. Wir werden jedenfalls in den Möllenbecker Wald zum Pilze suchen gehen.
Wenn ich genug finde, seid Ihr alle eingeladen.
Euer Kadosch