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Kadosch und ein Wohltäter der Stadt

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Am 4. Dezember 1858 wird in Mewe in Westpreußen, 70 km südlich von Danzig, einer der bekanntesten Rintelner Mitbürger geboren.

Er ergreift den Beruf des Apothekers, kauft und betreibt seit 1891 die ehemalige Universitätsapotheke, die er Engel Apotheke nennt, direkt am Rintelner Marktplatz. Diese war noch immer die einzige Apotheke im Ort und brachte gutes Geld, erst 1937 gründete man die Neue Apotheke, gegenüber.

Er war Naturliebhaber und Pflanzenkenner, beschäftigte sich in den Jahren 1880 – 90 intensiv mit Obstkultur und ruft den 1878 gegründeten, dann wieder erloschenen Rintelner Obst- und Gartenbauverein erneut ins Leben. Dieser Verein existiert bis heute.

Überzeugend und gut argumentierend versteht er alle Bevölkerungsschichten in Rinteln für Vereinsarbeit zu interessieren. Er selbst engagiert sich vielfach.
Er ist seit 1901 bis zu seinem Tod Vorsitzender des Rintelner Verschönerungsvereins von 1878 e.V. Er löste den Postdirektor E. Schulz ab, der von 1894 bis 1900 den Vorsitz inne hatte.
So, liebe Leser, jetzt wissen Sie schon, von wem ich rede: Dr. Hermann Opitz.

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(Foto: uk/privat)

Auf Opitz’ Initiative geht im Jahre 1896 der Bau der Gaststätte des Rintelner Klippenturms auf den Luhdener Klippen zurück, ebenso der Bau des Gasthofes „Waldkater“ am Waldrand oberhalb von Rinteln im Jahre 1906, für den eigens eine Aktiengesellschaft gegründet wurde. Der Klippenturm wurde durch eine Lotterie finanziert.

Doch es ging ihm nicht nur um die Erschließung und Betreuung des Wanderwegenetzes, besonders aber um die Verschönerung der Stadt.

Im Jahre 1897 gründet Opitz die „Norddeutsche Apfelwein-Kelterei Pomona“, kurz „Pomona“, die noch bis in die 1950er Jahre in der Mindener Straße Apfelwein usw. produziert. Im Herbst fuhren Privatleute mit Handwagen und Fuhrwerken dorthin, um Fallobst gegen Flaschen mit Apfelwein einzutauschen. Die bekanntesten Produkte von Pomona sind damals die Beerenschaumweine „Schaumburger Gold“ und der Beerenobstwein „Rubin“. Zur „Pomona“ gehört eine große Obstplantage zwischen Mindener Straße und Waldkaterallee, die, wie auch die Firma im Familienbesitz, bis in die 1980er Jahre besteht, jetzt aber mit dem Wohnviertel der Kendalstrasse bebaut ist. Die heutige Pomona in Hessisch-Oldendorf ist nur noch ein Abfüllbetrieb ohne eigene Produkte.

1912 im reifen Alter von 54 Jahren erlangt Opitz die Doktorwürde durch seine Dissertation: Synthesen in der Imidazolreihe an der Universität von Freiburg im Breisgau.
Auch politisch engagiert sich Hermann Opitz in seiner Heimatstadt. Schon 1897 gründet er in Rinteln den Bürgerverein. Hier versammeln sich Hausbesitzer und Betuchte, der aber keine Juden aufnahm. 1903 und 1914 finden wir Dr. Hermann Opitz als Stadtverordneter der Wählerklasse 1. 1917 ist Dr. Opitz Mitglied der Nationalliberalen Partei, die 1918 in die von Stresemann gegründeten Deutschen Volkspartei (DVP) aufging. 1920 finden wir ihn im Mitgliederverzeichnis der DVP, auch im Ortsvorstand.

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1918 unterzeichnet Dr. Hermann Opitz als Vorstand des Kreisvereins Grafschaft Schaumburg der außerparlamentarischen Bewegung Deutsche Vaterlandspartei, die sich am 2. September 1917 als Reaktion auf die Friedensresolution des Reichstages gründet, eine Mitgliedskarte. Die Partei hat in kürzester Zeit mehr als 1.250.000 Mitglieder und löst sich am 30 November nach der Novemberrevolution 1918 wieder auf. Aus Ihrem Kreise entstand die sogenannte „Dolchstoßlegende“.

1919 bei der ersten Kommunalwahl läßt sich Dr. Opitz von der DVP als Kandidat aufstellen.
Dr. Hermann Opitz hatte ein sehr ausgeprägtes Geschichtsverständnis, unterstützte die Lehrerschaft Rintelns in den Bemühungen, schon Kleinklässlern Geschichtsbewusstsein zu vermitteln. Die von ihm verfasste Urkunde zur Grundsteinlegung des Waldkaters enthält beispielsweise folgende Passage:

„Im Jahre des Heils 1906, im 41. Jahr nach Vereinigung des Kurfürstentums Hessen mit Preussen, im 36. Jahr der Aufrichtung des neuen Kaiserreiches, ist hier (….) der Grund gelegt worden zu der vom Rintelner Verschönerungsvereins zu errichtende Waldschänke gen. „Waldkater“.
Dr. Hermann Opitz stirbt 63-jährig am 6. Juli 1922 nach einem Inspektionsaufstieg zur Klippenturm-Gaststätte an einem Schwächeanfall, von dem er sich nicht mehr erholen konnte. Die Engel-Apotheke übernahm Valentin Wowra, der Großvater der heutigen Eigentümerin.

Mit ihm haben wir einen Wohltäter und aktiver Mitbürger verloren, der bis heute in der Stadt durch seine Grundlagen, die er vor mehr als 100 Jahren in Rinteln legte, immer noch wirkt.

Rinteln verdankt Dr. Hermann Opitz viel! Gedenken wir in ihm eines erfolgreichen, menschlichen Unternehmers und verdienten Mannes, der oft genug Gemeinnutz vor Eigennutz stellte.

Euer Kadosch

(uk)

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