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Kadoschs Wünsche

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„Hast Du das gesehen, dort, dort, schau, eine Sternschnuppe! Schnell, wünsch Dir was!“

Doch so schnell, wie die Lichterscheinung entstand, näherte sie sich dem dunklen Horizont. Ich würde meinen Wunsch nicht mehr formulieren können, so schnell raste dieses Phänomen des Himmels zwischen schwach leuchtenden Sternen hindurch.

Schnell ging ich die Liste aller geheimen Wünsche im Geiste durch, um doch noch schnell den sinnvollsten herauszufinden, innerlich auszusprechen, damit die untergehende Sternschnuppe meinen Wunsch noch vernehmen konnte und – vielleicht in Erfüllung gehen zu lassen:

Viel Geld, Gesundheit, große Liebe, mehr so gute Freunde wie schon jetzt, oder doch viel Geld, Friede in der ganzen Welt, alle Sprachen der Welt sprechen zu können, Klavierspielen zu können, oder doch viel Geld?
Ach nein, eigentlich nicht mehr allein sein, wünsche ich mir eine andauernde Liebe, oder möchte ich gar jemanden zurück?

Nein, nein, kommt überhaupt nicht infrage, viel Geld wäre wohl das Beste!

Also, gewünscht und inständig gehofft, dass die einige Hunderttausend Kilometer entfernte Lichterscheinung, ein verbrennender Komet, meine Wünsche erfüllen würde.
„Nein, das ist viel zu profan, das ist zu billig“, sagt mein Gehirn, schnell muss ich etwas neues, anderes aussuchen und wünschen.

Die Sternschnuppe näherte sich mit unheimlicher Geschwindigkeit dem schwarzen Streifen des Horizontes. Ich bedauerte sehr, dass ich nicht auf einem Berg stehe und damit den Zeitraum zum Wünschen etwas verlängern könnte.

„Eigentlich ist es viel schöner, wenn es einem Menschen gelänge, mit Dir auszuhalten, Dich versteht und auch Deine Macken mit macht, mit dem Du Deine Ansprüche an Umgang miteinander, nämlich eine gute Gesprächskultur, pflegen kannst, auf den Du Dich einstellen kannst und wo die zwischenmenschlichen Beziehungen zum beidseitigen Nutzen aufgebaut werden können.“ dachte ich.

Schnell, schnell, es bleiben nur noch Sekunden. Beeil Dich, Kadosch, triff deine Wahl!

„Nein, Geld würde alle Deine Probleme lösen“, wispert eine Stimme in seinem Kopf, „alles andere kommt schon von allein.“ „Ach Quatsch, Geld ist schön, zu haben, hatte ich doch, ich weiß doch, dass es auch nichts anders in meinem Leben bewirkte, als sich eben nur mehr leisten zu können.“ Was heißt aber mehr leisten?
Nein, nein, es musste etwas besonderes sein.

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Oh, je, jetzt aber hurtig gewünscht, allerletzte Möglichkeit, einen Wunsch zu formulieren. Gleich ist sie weg, die Sternschnuppe.

Mein Gegenüber, sie hatte mich auf die Sternschnuppe aufmerksam gemacht, bekam von dem in meinem Kopf stattfindenden Widerstreit nichts mit; sie hatte ihren Wunsch wohl schon formuliert.

„Geld könnte Dir aber wieder ein Haus auf Mallorca ermöglichen, Sonne und mildes Klima wären gut für Deine Arthrose, alle Regenwolken Deutschlands könntest Du hinter Dir lassen“, machte sich das Schmerzzentrum meiner Arme bemerkbar.

„Nein, nein, alles zu profan“, lehnte mein Verstand solche Wünsche ab. Was wäre schöner, als in friedvoller Zweisamkeit, mein Leben zu beenden. Geld und Güter machen doch nicht glücklich. Mein Portemonnaie in der Tasche juckte plötzlich und verlangte nach mehr. „Drei Scheidungen haben Dein bescheidenes Vermögen aufgezehrt, ein sorgloses Rentnerleben läge vor Dir.“

Nein, nein, nichts von alle dem sollte es sein.

Nun war die Sternschnuppe schon nur noch einen Finger breit vom Horizont entfernt, beeil Dich mit Deinem Wunsch!
Und… habe ich nicht alles, was ich zum Leben brauche? Meine Heike, meine Luna, mein Auskommen, liebe Freunde, Anerkennung, mein eigenes Reich, in dem ich tun und lassen kann, was ich will?

Es stimmt, nur noch das Sicherheit gebende Bankkonto könnte erheblich mehr vertragen. Ich wünsche mir wohl aber doch lieber eine allumfassende Liebe, vielleicht ist es das, was in Wirklichkeit noch fehlt.
So schnell, wie sie gekommen war, so schnell verschwand die Sternschnuppe unter dem dunklen Horizont. Ich hatte es nicht geschafft, mich zu entscheiden.

„Na, hast Du Dir auch das Richtige gewünscht?“ fragte mein Gegenüber, „ich glaube ganz fest daran, dass mein Wunsch nun in Erfüllung geht. Du darfst es nur niemanden sagen.“

Keine fünf Sekunden waren vergangen. Ich hatte keinen Wunsch zustande gebracht, aber im nachherein empfand ich es als ein gutes Zeichen..

Euer Kadosch

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