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Klaasens Kritik an November-Hilfe: „Droht, erneut an Lebensrealität des Schaustellergewerbes vorbei zu gehen“

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(Rinteln) Normalerweise würde in diesen Tagen der Aufbau für den Rintelner Weihnachtsmarkt laufen. Doch Corona hat alles verändert. Auch der Rintelner Schausteller und Schaustellersprecher Marlon Klaasen erlebt diese Zeit als besonders schwer: „Für mich als Rintelner Kind über den leeren Marktplatz zu gehen, ist wie ein Schlag ins Gesicht. Die Rintelner Weihnachtspyramide würde schon stehen und zeigen, dass der Weihnachtsmarkt bald beginnt. Auf diese vorweihnachtliche Einstimmung zu verzichten, ist ein harter Kompromiss.“

Für Schausteller und Jahrmarktbeschicker war es ein hartes Jahr. Während sich Deutschland in einer Art zweitem Lockdown wähnt, befinden sich die Betreiber von Fahrgeschäften und Buden noch immer in der ersten Totalsperre und in einer Art Berufsverbot. Dies merkte Klaasen bereits mehrfach an. Jetzt befürchtet er, dass durch den November-Lockdown fast alle der rund 3.000 Weihnachtsmärkte im Dezember nicht stattfinden werden. Insgesamt rund 9.750 abgesagte Volksfeste, Messen und Kirchweihen bedeuteten für das Schaustellergewerbe einen Totalausfall, der Tausende von Familienbetrieben in ihrer Existenz bedrohe.

Normalerweise würde zu dieser Zeit der Aufbau des Weihnachtsmarktes laufen. (Foto aus 2019)

Die Lage sei „prekär“, die bisher geleisteten Überbrückungshilfen seien völlig unzureichend und „nur mit einem Übermaß an Bürokratie zu erhalten“, so Klaasen. Mit der aktuell durch den Bund zugesicherten Überbrückungshilfe für November geht er hart ins Gericht: „Die droht, anders wie erwartet, erneut an der Lebensrealität des Schaustellergewerbes vorbei zu gehen.“

Klaasen: Novemberhilfe droht, erneut an Lebensrealität des Schaustellergewerbes vorbei zu gehen

Klaasen konkretisiert: „Bisher gibt es hierzu nicht einmal entsprechende Anträge und damit keine infrastrukturelle Grundlage um die Hilfen überhaupt zu erlangen. Inzwischen haben wir Mitte November und die meisten Schaustellerbetriebe würden jetzt anfangen auf den Weihnachtsmärkten ihre Umsätze zu generieren. Wenn die Antragsverfahren erst Ende November eröffnet werden und man die Bearbeitungszeit mit einrechnet, sehen die Schausteller in diesem Monat gar keine Gelder.“ Daher sei es „zwingend erforderlich und absolut notwendig“, dass die Überbrückungshilfe auch den Dezember abdeckt. Dies sei bisher nicht der Fall. Weitere Kritikpunkte an bestehenden Programmen sind aus seiner Sicht die fehlende Übernahme von Tilgungsleistungen in laufenden Kreditverträgen. Miet- und Leasingzahlungen würden inzwischen zu 90 Prozent übernommen. Schausteller mit einem standardisierten Bankkredit gingen leer aus, zählt Klaasen auf. Der „verwehrte Unternehmerlohn“ zwinge die Schausteller zum Aufbrauchen ihrer Reserven und der Altersvorsorge und führe zum Gang zum Sozialamt, was viele als entwürdigend empfänden, führt Klaasen weiter aus.

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Die temporär geschaffenen Freizeitparks, die mancherorts von Schaustellern auf gemieteten und eingezäunten Flächen in diesem Sommer betrieben wurden, hätten laut Klaasen weitestgehend keinen wirtschaftlichen Erfolg gebracht. Auch der Versuch, auf Parkplätzen oder in Fußgängerzonen ihre Waren feilzubieten, sei für viele nicht mehr gewesen als eine „Art Beschäftigungstherapie“. Angesichts regional gestiegener Infektionszahlen wurden manche dieser vorübergehenden Freizeitparks von einen auf den anderen Tag geschlossen, beklagt der Rintelner Schaustellersprecher, „obwohl sie zu den sichersten Flächen in den Städten zählten.“ Die zuvor genehmigten Hygienekonzepte seien plötzlich „Schall und Rauch“ gewesen.

Um die Schaustellerbranche jedoch in Gänze zu unterstützen, wäre länderübergreifend ein Unternehmerlohn als Ergänzung zum Überbrückungshilfeprogramm erforderlich. Weiterhin sei eine Öffnung von Volksfesten und Weihnachtsmärkten erforderlich, argumentiert Klaasen. Mit durchdachten Hygienekonzepten, Einbahnstraßenregelungen und Verzicht auf Spirituosen seien Wege aufgezeigt worden, ein Infektionsrisiko zu minimieren. Hinzu komme der Vorteil gegenüber vielen anderen Veranstaltungen; der Austragungsort unter freiem Himmel an frischer Luft: „Die zahlreichen kleinen und mittelgroßen Volksfeste und Weihnachtsmärkte sind in keiner Weise mit Partys in geschlossenen Räumen, wie zum Beispiel in Ischgl zu vergleichen. Das pauschale Verbot auch der kleinsten Kirchweih oder Kirmes – nur weil der Begriff Volksfest darüber steht – ist eine Ungleichbehandlung des Schaustellergewerbes gegenüber anderen Gewerbetreibenden.“

Man möchte mit der eigenen Hände Arbeit Geld verdienen, stellt Klaasen heraus, dies sei man im Schaustellergewerbe seit Jahrhunderten gewohnt. Schließlich möchte auch die Bevölkerung wieder unbeschwert lachen, fröhlich und zuversichtlich sein: „Welcher Ort ist dafür besser geeignet als eine bunte Kirmes, ein Volksfest oder ein Jahrmarkt!?“

Nachdenklich erinnert sich Klaasen an ein Gespräch als Vater. Sein achtjähriger Sohn habe ihn gefragt, warum er die Weihnachtspyramide nicht aufbauen würde, so Klaasen. Das machte ihn sprachlos. Wenigstens auf die Frage nach dem Weihnachtsmann wusste der Schausteller eine eindeutige Antwort: „Ich sagte ihm das der Weihnachtsmann selbstverständlich kommen würde und zwar pünktlich zu Heiligabend.“

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