Gestern morgen ging in Teilen von Rintelns Südstadt nichts mehr. Wie im Casino hieß es auch bei Stefan Brendel von der Firma Beckmann am Seetor: „Rien ne va plus“: „Morgens fiel bei uns plötzlich der Strom aus“, so Brendel, „als ich dann bei den Stadtwerken angerufen habe um mich nach der Ursache zu erkundigen, habe ich erfahren dass ich nicht der erste und einzige war.“
Gegen 8:30 Uhr kam es zu dem, was Thomas Sewald von den Stadtwerken Rinteln wie folgt umschreibt: „Es gab einen Kurzschluß und die Sicherungen sind rausgeflogen.“ Mit zwei Unterschieden gegenüber einem Hausanschluss: Die Sicherungen sitzen im Umspannwerk in Rinteln-Süd und die Ursache befindet sich gut einen Meter tief unter der Erde.
Ein 10-kV (10.000 Volt) Kabel, unterirdisch verlegt, hat an an einer Muffenverbindung eine undichte Stelle bekommen. „Normalerweise“, so Sewald, „hält so eine Muffe länger als 20 Jahre, aber in diesem Fall kam es frühzeitig zum Defekt“.
Die defekte Stelle wurde lokalisiert und mit einem Bagger freigelegt. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des Klärwerks, auf einem Feldweg zwischen Doktorseeweg und Hartler Straße. Damit der unterirdische Defekt nicht zum Stochern im Nebel verkommt, bedienen sich die Experten einer ausgefeilten Methode zur präzisen Ermittlung der schadhaften Stelle. Dazu wird mit einem Kabelmeßwagen ein Signal ins Kabel eingespeist. Aufgrund des Laufzeitbildes, also der zeitlichen Verläufe innerhalb des Kabels, kann die Beschädigung eingekreist werden. Mit einem Stoßgenerator, einer Gleichspannungsquelle, werden dann Funkenüberschläge produziert, die an dem beschädigten Kabel austreten und mit einem Spezialmikrofon hörbar sind. Der Rest ist Handarbeit – baggern, buddeln, beheben.
Nach dem Entfernen der alten Muffe wird ein neues Kabelstück eingesetzt, dafür werden zwei neue Muffen montiert und mit einer Vergussmasse abgedichtet. Am morgigen Mittwoch soll alles wieder in Betrieb genommen werden. Damit der Strom in der Zwischenzeit wieder fließen kann, bedient man sich einer Ausfallstrategie. „Man muss sich das so vorstellen, wie einen Gartenschlauch, der an einen Wasserhahn angeschlossen ist“, erklärt Sewald die stromtechnische Umleitung im Pannenfall. „Hat man ein Loch im Schlauch, dann klemmt man die Stelle ab und speist den Rest vom Gartenschlauch von einem anderen Wasserhahn aus.“
