(Rinteln) Die Kostenspirale dreht sich schneller, als geplante Projekte gebaut werden können. Das jedenfalls ist das Fazit im Bauausschuss, als der aktuelle Sachstand zum Sportpark Rinteln vorgestellt wurde.
Die Hiobsbotschaft: Statt der gesamt geplanten 1,75 Millionen Euro (Stand August 2021) für den Kunstrasenplatz und eine Kunststofflaufbahn zwischen Weser-Fit-Rinteln und der neuen IGS ist das Projekt in der Zwischenzeit um über 50 Prozent teurer geworden. Aktuell liegt man bei rund 2,6 Millionen Euro, war der Sitzung zu entnehmen. Über 43 Prozent allgemeine Baupreissteigerungen und weitere Ergänzungen und Änderungen im Verlauf der Planung haben die Kosten in die Höhe getrieben. Mit dieser Zwischenkalkulation sei das Projekt bei der aktuellen Haushaltslage „nicht mehr umsetzbar“, so die Verwaltung, „die bereits eingeleiteten Schritte zur Baugenehmigung wurden vorerst unterbrochen.“
Stadt: Projekt ist bei derzeitiger Haushaltslage nicht umsetzbar
Um den Sportpark nicht sterben zu lassen, setzten die Planer in Abstimmung mit den beteiligten Vereinen (AG Sport) den Rotstift an. Dipl.-Ing. Andreas Winter vom Planungsbüro Peters + Winter Landschaftsarchitekten aus Bielefeld stellte die Sparmaßnahmen vor. Die Kunstrasenfläche soll etwas kleiner werden (90×60 Meter) und etwas weniger „premium“. Zum Einsatz kommt eine reine Sandfüllung und auch das ursprünglich geplante, CO2-neutral produzierte Garn aus brasilianischem Zuckerrohr soll es nicht mehr werden, dafür einfacherer, dennoch robuster Kunstrasen in einer wasserdurchlässigen Qualität. Vormals war eine wasserundurchlässige und langlebigere Variante geplant, die größere Rigolen zur Entwässerung benötigt hätte. Jetzt kommen kleinere zum Einsatz.
Auch die Laufbahnen sollen jetzt aus wasserdurchlässigem Kunststoff hergestellt werden und Spikes von Laufschuhen bis nur noch 3 Millimetern Stärke aushalten. Bei den Bahnen gab es einen Kompromiss zugunsten der Vereine. Sechs Sprintbahnen und vier Rundlaufbahnen sollen es nun werden – im Gegenzug schrumpft der Rasenplatz zur Kosteneinsparung. Trotz weiterer Vereinfachungen und Verzicht auf einige Extras der Anlage wird das Projekt noch immer rund 345.000 Euro teurer als geplant.
Hoffnung: Wird sich der Landkreis an den Mehrkosten beteiligen?
Baudezernent Stefan Eggert-Edeler erklärte, es liefen bereits Gespräche mit dem Landkreis Schaumburg über eine Beteiligung an den Mehrkosten: „Die Signale sind wohlwollend.“ Dennoch bleibt ein großer Brocken für die Stadt Rinteln, die die Anlage auf dem Gelände des Landkreises bauen will – für die Unterhaltung des Sportparks ist ebenfalls der Kreis zuständig. Bis zu 788.000 Euro der ursprünglichen Kosten werden durch den Projektträger Jülich gefördert. Dieser wünscht sich laut Stadtverwaltung ebenfalls eine Umsetzung der Sportanlage und ist mit gewissen Einsparungen einverstanden.
Keine einfache Entscheidung für den Bauausschuss in schweren Zeiten. Volker Posnien (SPD) plädierte dafür, das „Projekt Sportpark über die Ziellinie“ zu bringen und regte an, Vereine könnten sich Sponsoren für die Bandengestaltung suchen. Antje Rinne (RI) forderte, der Landkreis müsse sich unbedingt stärker beteiligen und Anthony Robert Lee (Freie Wähler) befand, der Sportpark sei als „Leuchtturmprojekt“ gestartet und als „Kerze“ gelandet. Ihm fehlte ein Vorschlag, wie diese Ausgaben gegenfinanzierbar seien und er kritisierte fehlenden Sparwillen: „So kann es nicht weitergehen.“ Uta Fahrenkamp, Grünen-Fraktionsvorsitzende, haderte aus ökologischen Gründen seit jeher mit dem Kunstrasenprojekt. Anstatt – wie 2022 – dagegen zu stimmen, enthielt sie sich jedoch dieses Mal.
Flammende Rede der AG Sport für den Sportpark
Christel Struckmann erinnerte als Vorsitzende des TSV Krankenhagen, so ein Projekt könne den Vereinen durch Veranstaltungen helfen, Geld für künftige Vorhaben selbst zu generieren. Die Stadt Rinteln habe im Jahr 2014 beim TSV 100.000 Euro investiert, den jüngsten Umbau des Vereinsheims habe man fast aus eigener Kraft gestemmt. Karl-Heinz Frühmark, der seit 40 Jahren ehrenamtlich im VTR-Vorstand mitarbeitet, warb ebenfalls für eine positive Entscheidung.
Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe, mit Stadtverwaltung und der Arbeitsgemeinschaft Rintelner Sportvereine, gebe es nicht in allen Kommunen des Landkreises, lobte er. Wohl wissend, dass ein „Nein“ auch als Ablehnung gegenüber den Rintelner Sportvereinen und das ehrenamtliche Herzblut gedeutet werden könnte, sprach sich der Bauausschuss mit einer Enthaltung für die Fortführung mit Sparpaket aus. Man habe bereits andere Projekte „sterben lassen“, formulierte es Volker Posnien. Die abgespeckte Variante sei ausreichend und solle möglichst gebaut werden, ansonsten sei man bei künftigen Projekten nicht mehr glaubwürdig.
Das letzte Wort in dieser Sache hat übrigens der Rat in seiner Sitzung am 23. Mai. Erst danach ist sicher, ob der „Spar-Sportpark“ wirklich gebaut werden wird. (vu)