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Kritik und Vorschläge: Wie sollten neue Straßen in Rinteln künftig benannt werden?

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(Rinteln) Wie sollen Straßen in Rinteln künftig benannt werden? Aktuell ist die Diskussion angesichts der Neubaugebiete östlich und westlich der Kurt-Schumacher-Straße und auf dem ehemaligen Pomona-Gelände in vollem Gange (wir berichteten).

Der Ortsrat sprach sich in seiner jüngsten Sitzung für einen „Ludwig-Erhard-Weg“ im westlichen Baugebiet der Kurt-Schumacher-Straße, im östlichen Bereich für einen „Gustav-Stresemann-Weg“ und im Bereich des Baugebietes am Hopfenberge für einen „Dr.-Egon-Crombach-Weg“ aus.

Museumsleiter Dr. Stefan Meyer stellt Vorschläge für künftige Straßennamen bereit:

„Eulenburg“-Museumsleiter Dr. Stefan Meyer hat sich zu Wort gemeldet und zwischenzeitlich eine Auswahl verdienter Rintelner und Schaumburger für zukünftige Straßennamen zusammengestellt:

Catherine Nobbe, 1830-1886
Erfinderin eines Stenografie-Systems und Verfasserin eines entsprechenden Lehrbuchs. Musiklehrerin und Stifterin eines umfangreichen Legats zugunsten der Rintelner Kleinkinderschule und der örtlichen Krankenpflege (vgl. u.a. Wikipedia-Artikel)

Carl Wilhelm Wippermann 1800-1857
Bürgermeister, langjähriger Landtagsabgordneter, Verfassungskämpfer, Mitverfasser der Hessischen Gemeindeordnung von 1834, Paulskirchenabgeordneter im 17er Ausschuss, Historiker (u.a. Schaumburgische Regesten) (vgl. u. a. Wikipedia-Artikel)

Heinrich (von) Bode (Bodinus) 1652-1720
Rintelner Professor für Jura, geboren in Rinteln, bedeutender Gegner von Folter und Hexenprozess. Später an der Seite von Christian Thomasius in Halle. In den Adelsstand erhoben. (vgl. u.a. Wikipedia-Artikel)

Heinrich Ernst Kestner, 1673-1723
Professor für Jura, Gegner der Hexenverfolgungen, Überregional bekannter Gelehrter, Stammvater der hannoverschen Kestnerfamilie und Freund von Gottfried Wilhelm Leibniz, starb in Rinteln (Grabstein in St. Jacobi) (vgl. u.a. Wikipedia-Artikel)

Louise Brauns, 1825-1899
Mitbegründerin und langjährige Leiterin der Rintelner Mädchenschule (Später Lyzeum bzw. Hildburg-Realschule), Verfasserin eines Lehrbuchs

Johann Matthäus Hassencamp, 1743-1797
Professor für Mathematik, Physik, Theologie und morgenländische Sprachen in Rinteln. Legte 1778 in einem Großexperiment einen Kranz von sieben Blitzableitern rund um Rinteln. War Herausgeber der in ganz Deutschland gelesenen „Theologischen Annalen“ (vgl. u.a. Wikipedia-Artikel)

Friedrich Oetker, 1811-1881
Publizist und nationalliberaler Politiker in Hessen und Preußen, In der Grafschaft Schaumburg (Rehren/Auetal) geboren, in Rinteln zur Schule gegangen. (vgl. u.a. Wikipedia-Artikel)

Hermann Opitz, 1858-1922
Apotheker und Unternehmer. Gründer der Obstkelterei Pomona, langjähriger Vorsitzender des Verschönerungsvereins, Initiator des Waldkaters, in Rinteln gestorben

Wilhelm Volckmar, 1812 – 1887
Orgelvirtuose, Komponist und Musiklehrer, in Rinteln aufgewachsen, Gründer der Liedertafel von 1833. (vgl. u.a. Wikipedia-Artikel)

Ehemalige Ratsfrau Ursula Helmhold kritisiert Entscheidung

Das Thema hat auch die ehemalige Rintelner Ratsfrau Ursula Helmhold veranlasst, einen Brief zu verfassen. Helmhold ist Grünen-Politikerin und war von 2003 bis 2013 Mitglied des Niedersächsischen Landtags. Bereits 1986 war sie als erste Grünen-Politikerin im Rat der Stadt Rinteln mit dabei. In ihrem Brief übt sie Kritik an der Auswahl der Straßennamen und bringt eigene Vorschläge ein:

„Frauen einfach ignoriert

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Der Ortsrat Rinteln hat also drei Vorschläge für die Benennung neuer Strassen Stadtgebiet gemacht und was ist dem männerdominierten Gremium (9 Männer, 2 Frauen) eingefallen? Drei Politiker, davon ein Christdemokrat und zwei Sozialdemokraten. Ich möchte die Bedeutung von Ludwig Ehrhard und Gustav Stresemann nicht kleinreden. Bei dem Vorschlag, dem ehemaligen Ratsmitglied Egon Crombach eine Strasse zu widmen fällt es mir schon schwerer. Sozialdemokrat, Jurist und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stadtwerke sind eine Bilanz, die so ähnlich oder gar besser viele ehemalige Ratsmitglieder aufzuweisen haben. Am Kauf des Stromnetzes waren auch andere, unter anderem die Grünen, ebenso mit Herzblut beteiligt.

Um eine Strasse nach jemandem zu benennen sollte diese Person nach meiner Auffassung Herausragendes, auf welchem Gebiet auch immer, geleistet haben. Dies sehe ich hier nicht.

Bei herausragenden Leistungen kommen in der Gedankenwelt des Rintelner Ortsrats Frauen offenbar gar nicht vor (immerhin hat sich das Grünenmitglied der Stimme enthalten). Dreimal Männer, Null mal Frau –das hätte ich eher bei der AFD erwartet zumal von der Verwaltung immerhin ein 1:2 Vorschlag vorgelegt worden war.

Was man offenbar auch nicht wusste oder verdrängte ist, dass der Rat der Stadt Rinteln Ende der 90ger Jahre beschlossen hat, dass neue Strassen so lange nach Frauen benannt werden bis Parität erreicht ist. Und das wird noch dauern: Von den 579 Strassen im Stadtgebiet (Quelle: online street für PLZ 31737) sind derzeit 62 eindeutig nach Männern benannt, nur 10 (in Worten: ZEHN) nach Frauen.

Ich habe mal ein paar Vorschläge:

Elisabeth Selbert, eine der wenigen Mütter des Grundgesetzes, die gegen den erbitterten Widerstand der Männer dafür gesorgt hat, dass die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in das Grundgesetz kam, Dorothea Erxleben, die 1754 als Medizinerin promovierte und gegen den erbitterten Widerstand der Männergesellschaft nur durch besondere Erlaubnis des preußischen Königs die Approbation erhielt, Helene Lange, die sich besonderes für die Bildung von Frauen einsetzte, Marie Curie, die als erste Frau einen Nobelpreis erhielt oder Elisabeth Schwarzhaupt, die erste Ministerin der Bundesrepublik Deutschland, Annemarie Renger, die erste Präsidentin des Deutschen Bundestages.

Man könnte auch an Rosa Luxemburg oder Sophie Scholl denken, die für Ihre aufrechten Überzeugungen ermordet wurden oder an Petra Kelly, eine Ikone der Friedens- und Umweltbewegung oder Bertha von Suttner, Frauenrechtlerin und Pazifistin oder an die Künstlerinnen Ricarda Huch, Bettina von Arnim, Paula Modersohn Becker.

Ich hoffe sehr, dass die Gremien der Stadt sich an Ihre eigenen Beschlüsse aus der Vergangenheit halten und sich auch die Frauenbeauftragte der Stadt des Themas annehmen wird. Sie wirkt laut Homepage der Stadt mit wenn es „ um die Anerkennung der gleichwertigen Stellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft“ geht. Es sollte doch möglich sein, den bislang nur 10 Frauen derer in Rinteln gedacht wird jetzt drei hinzuzufügen. Verdient haben es viel mehr.

Ursula Helmhold“.

Ergänzung, 17.9.2024:

In die öffentliche Diskussion um Straßennamen schaltet sich auch der Rintelner-Interessen-Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Gert Armin Neuhäuser ein: „Mit großem Interesse habe ich zur Kenntnis genommen, dass Ursula Helmhold (Grüne) aus der Versenkung erschienen ist, um sich mit Rintelner Straßennamen und Beschlüssen des Ortsrates zu befassen“, so Neuhäuser in einer Pressemitteilung gegenüber Rinteln-Aktuell.de.

„Eine Mischung aus unfreiwilliger Komik und Tragik liegt in dem Bestreben Ursula Helmholds, dem Rintelner Ortsrat Frauennamen für Straßenbenennungen vorzuschreiben, wenn gleichzeitig die Grünen mit einer vollkommen irren Aktion im Bundestag – mit der willfährigen Hilfe von SPD und FDP – dafür gesorgt haben, dass man jährlich sein Geschlecht frei wählen kann, weil man – vollkommen bescheuert – glaubt, dass es unendlich viele Geschlechter gäbe“, so Neuhäuser weiter. „Das müssten die Grünen mal erklären – einerseits die biologische Trennung in Männer und Frauen negieren, und andererseits auf der Unterrepräsentanz eines – doch nach der eigenen Ideologie nicht existierenden – Geschlechts bestehen“, so Neuhäuser weiter, „in der Psychologie nennt man das eine gespaltene Persönlichkeit!“

Traurig findet Neuhäuser eigenen Angaben zufolge auch, „dass Ursula Helmhold Grundprinzipien des Kommunalrechts nicht verstanden hat“. So ergänzt er: „Nix mehr Stadtrat, hier hat der Ortsrat abschließend entschieden!“

(pr, vu)

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