(Rinteln) Der Holz-Bauzaun in der Klosterstraße trennt nicht nur ein Baugrundstück, auf dem bisher noch nicht gebaut wurde, von den Blicken der Öffentlichkeit. Er polarisiert im Stadtgeschehen, wie wohl kaum etwas anderes zur Zeit.
Um den Anblick auf die tristen Spanholzplatten etwas zu verschönern, wurden bisher mehrere Anläufe unternommen. Kitas und Künstler verzierten den Zaun quadratmeterweise mit Motiven, dennoch blieben einige Meter unverschönert. Die Stadtjugendpflege Rinteln und die Volkshochschule Schaumburg schickten sich an, das Thema am Nikolaustag anzupacken.
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Es ist 12 Uhr mittags an diesem Freitag. Das Wetter meint es alles andere als gut mit den Kunstschaffenden. Es ist kalt, gefühlt müsste sich das Thermometer sogar im Minusbereich bewegen. Wind peitscht immer wieder die Regentropfen quer durch die Klosterstraße. Ungemütliche Bedingungen, möchte man meinen, doch die ersten kreativen Köpfe lassen sich davon nicht beeindrucken. Moreno Ciotti, Peter Spielmann und Alena Ulrich als Leiterin der Stadtjugendpflege sind bereits vor Ort. Ciotti ist VHS-Mitarbeiter und Organisator von „Open Art“, einem monatlich stattfindenen Kunst-Happening unter freiem Himmel auf dem Bückeburger Marktplatz.
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Dazu hat er mit den Jahren ein stattliches Netzwerk kreativer Köpfe aufgebaut. Peter Spielmann kennt man sonst von seinen Bildhauer-Arbeiten und Steinfiguren. Heute hat er den Hammer gegen einen Pinsel eingetauscht und zeichnet, Strich für Strich, einen Clown an die Holzwand. Der Nachwuchs lässt zwar krankheitsbedingt auf sich warten, doch die ältere Generation trifft nach und nach ein und legt Hand an. Bilderrahmen werden aus dem Auto geladen.
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Ciotti schnappt sich einen Akkuschrauber, greift in die Schraubenkiste und befestigt mit gekonnten Handgriffen die Holzrahmen am Holzzaun. Die Idee dahinter: Die Kunstwerke sollen innerhalb der Rahmen entstehen, und so über deren Begrenzung hinaus für Aufmerksamkeit sorgen. Schnell wird klar: Der Plan, sofern es einen gegeben hat, ist wechselhaft und spontan änderbar. Metallverbinder, die die Holzplatten zusammenhalten, werden in die Motive einbezogen. Spontan entsteht auch eine Idee, Glühwein in den Kunstprozess einzubeziehen.
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Das beliebte Heißgetränk in der unterkühlten Jahreszeit wird mit einem gezielten Schwung auf die „Leinwand“ befördert. Dem Gesetz der Schwerkraft folgend, rinnt die zuckersüße Mischung hinter dem schmalen Spalt zwischen Rahmen und Zaun herunter, schafft eine bizzare Optik. Sofort ist Ciotti mit Kreide zur Stelle, zeichnet ein „Glühweingesicht“ in Konturen nach und verwischt diese mit gezielten Pinselstrichen.
Immer wieder wird das künstlerische Treiben von Regenschauern flankiert. Die noch feuchte Farbe erfährt so durch die Elemente der Natur eine nicht zu beeinflussende Veränderung. „Painting in the Rain“ könnte eine Überschrift für dieses Kunst-Event lauten. Die wenig wetterempfindlichen Künstler lassen sich davon nicht beeindrucken, verwandeln die Fläche in einen kunterbunten Ankerpunkt fürs Auge. Und tatsächlich: Immer wieder bleiben Fußgänger stehen und werfen interessierte Blicke auf den bunten Zaun.
Ob das Kunstwerk „Bauzaun“ fertig ist? Das weiß hier niemand so genau. Aber falls nicht, weiß man ja, wer mit Pinsel und Kreativität Abhilfe schaffen kann.
(vu)